Pläne der Politik gescheitert In Düsseldorf gibt es keine preisgedämpften Eigentumswohnungen

Düsseldorf · Die Pläne der Düsseldorfer Politik, Wohnungseigentum auch für mittlere oder einfachere Einkommensschichten zu schaffen, sind kläglich gescheitert. Zu dem festgesetzten Preis ist kein Investor bereit, in der Landeshauptstadt zu bauen.

 Unsere Grafik zeigt, wie die preisgedämpften Preise für Wohnungen sich in Zukunft entwickeln sollen.

Unsere Grafik zeigt, wie die preisgedämpften Preise für Wohnungen sich in Zukunft entwickeln sollen.

Foto: Schnettler

Die Ideen der Parteien, in Düsseldorf die Wohnungsnot nicht nur für Mieter, sondern auch für Eigentümer zu lindern, ist ein hehres Ziel. Das "Handlungskonzept Wohnen", im Jahr 2013 beschlossen von CDU, FDP und Grünen, sieht zunächst ja eine Quotierungsregel bei neuen Mietwohnungen vor. So soll bei jedem größeren Bauprojekt je 20 Prozent der Wohneinheiten Sozialwohnungsbau sein, weitere 20 Prozent sind dann "preisgedämpfter Wohnungsbau". Preisgedämpft heißt für Düsseldorf, dass die Nettokaltmieten je Quadratmeter bei 8,40 bis 10,00 Euro liegen müssen.

Insbesondere bei jungen Familien besteht aber der Wunsch nach dem Erwerb von Wohneigentum, so steht es in einer Vorlage, über die gestern der Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften (AWTL) entscheiden sollte. Analog zu den Mieten für preisgedämpfte Wohnungen waren im Jahr 2013 Preise für ebensolche Eigentumswohnungen festgelegt worden.

Das entpuppte sich aber schnell als frommer Wunsch, wie gestern die Antwort des Dezernenten Christian Zaum auf eine Anfrage der CDU-Ratsfraktion ergab. Diese wollte wissen, wie viele Wohnungen bislang im preisgedämpften Wohnungsbau als "individuell erwerbbare Eigentumswohnungen" realisiert worden sind und mit welchem Angebot die Verwaltung in der Zukunft rechnet. Die Antwort Zaums war mehr als ernüchternd. "Bislang sind keine entsprechenden preisgedämpften Eigentumswohnungen oder Eigenheime in Düsseldorf entwickelt worden", sagte Zaum und lieferte die Erklärung gleich mit. Der Verkaufspreis sei mit dem Ratsbeschluss vom Juni 2013 auf 2500 Euro pro Quadratmeter inklusive Stellplatz festgelegt worden. "Vor allem aufgrund der gestiegenen Baukosten wird dieser Preis von den Düsseldorfer Wohnungsmarktakteuren als zu niedrig und somit nicht realisierbar angesehen", so Zaum und spricht damit das aus, was Makler und Bauträger seit Jahren sagen.

Daher will man sich im AWTL jetzt darauf einigen, den Wert auf ein marktadäquates Niveau anzuheben. In der Beschlussvorlage, die gestern nur deshalb nicht behandelt wurde, weil die Grünen Beratungsbedarf angemeldet hatten, wird nun ein adäquater Preis pro Quadratmeter preisgedämpfter Eigentumswohnungen von 3400 Euro genannt.

Die Stadt hat an die Vorlage eine entsprechende Berechnung angefügt, um den Preis zu rechtfertigen. Um eine 100-Quadratmeter-Wohnung zu 3400 Euro zu finanzieren, geht das Papier davon aus, dass ein beispielhafter Vier-Personen-Haushalt knapp 54.000 Euro netto verdient. Außerdem setzt das Beispiel ein Eigenkapital für die Wohnung von 61.000 Euro und einen städtischen zinsvergünstigten Kredit von weiteren 60.000 Euro voraus.

Das ruft nun Mieterschützer auf den Plan. Mietervereinsvorsitzender Hans-Jochem Witzke stört weniger die Summe, als vielmehr die Benennung. "Wie soll das gehen?", fragt Witzke. "Ein Geringverdiener mit 8,84 Euro Mindestlohn kommt bei einer 40-Stunden-Woche auf brutto 18.350 Euro. Das durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Einkommen liegt laut Deutscher Rentenversicherung 2017 bei 37.103 Euro", berichtete Witzke. Die Berechnungen der Stadt bezögen sich nicht auf Geringverdiener, die herangezogenen Werte würden vielmehr Besserverdiener wie Amtsleiter oder Gymnasialdirektoren erreichen. Und auch die 61.000 Euro Eigenkapital hält Witzke für junge Bauherren für unrealistisch hoch.

(tb.)
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