Kostenloses Internet In Düsseldorf gibt es große Lücken beim Gratis-WLAN

Düsseldorf · Die Idee klang gut: Kostenloses Internet mit einer Reichweite von bis zu 500 Metern. So stellten es sich vor etwa einem Jahr Oberbürgermeister Dirk Elbers und Daniel Wall, Vorstandschef der Werbefirma Wall AG, vor. Doch die Bilanz fällt ernüchternd aus.

 In Plakatwänden wie auf der Schadowstraße hat die Wall AG ihre Internet-Hotspots installiert. Im Umkreis von bis zu 500 Metern können Passanten das freie WLAN nach kurzer Anmeldung nutzen.

In Plakatwänden wie auf der Schadowstraße hat die Wall AG ihre Internet-Hotspots installiert. Im Umkreis von bis zu 500 Metern können Passanten das freie WLAN nach kurzer Anmeldung nutzen.

Foto: Andreas Endermann

Insgesamt 50 Standorte wollte das Unternehmen bis 2014 schaffen. Vor einem Jahr wurde werbewirksam der erste Internet-Hotspot an der Königsallee in Betrieb genommen. Mittlerweile hat Wall lediglich elf mobile Hotspots mit WLAN in Betrieb genommen. Und auch sonst ist kostenloses Internet eine Seltenheit in der Landeshauptstadt.

"Vor allem Hotels bieten ihren Gästen freies WLAN, das dann meist nach einer gewissen Zeit kostenpflichtig wird. In der Gastronomie bieten Ketten wie Starbucks und McDonald's freies WLAN", sagt Stephan Schneider, Vorstandsvorsitzender des Vereins Digitale Stadt Düsseldorf. Nur an solchen festen Standorten könne das Angebot auch funktionieren, ist er überzeugt: "Wenn ich mich länger an einem Ort aufhalte, ist es sehr praktisch, dass ich ins WLAN wechseln kann. An der Bushaltestelle macht es dann aber doch zu viel Mühe, umzuschalten. Vor allem, da WLAN immer nur eine bestimmte Reichweite hat."

Genau deshalb sieht Schneider, der gleichzeitig Manager bei Vodafone ist, das Angebot von Wall auch kritisch - zumal die angekündigten 50 Standorte bisher noch nicht einmal in Betrieb gegangen seien. Die Werbefirma, die mit den Hotspots in Düsseldorf ein deutschlandweites Pilotprojekt gestartet hat, gibt derweil den Telekommunikations-Unternehmen die Schuld: "Wir stehen bereit, aber niemand stellt uns die Leitung zur Verfügung", sagt Michael Wehran, Sprecher von Wall.

Laut Stephan Schneider sind es vor allem internationale Gäste, die in Düsseldorf WLAN-Angebote nutzen. Schließlich müssen sie für das mobile Internet in Deutschland höhere Gebühren zahlen. Auch die Messe betreibt daher ein eigenes WLAN-Netz. Dessen Nutzung ist jedoch zweigeteilt, abhängig von der Art der Messe, die gerade stattfindet. Bei Publikumsmessen wie der Boot, bei der viele Gäste aus Deutschland anreisen, wird das Netz selten genutzt, bei Fachmessen wie der Interpack nutzen hingegen die internationalen Gäste das Angebot.

Der Düsseldorfer Flughafen machte mit seinem WLAN im März ungewollt Schlagzeilen. EU-Kommissarin Neelie Kroes war auf Durchreise am Airport, ärgerte sich darüber, dass der Internetzugang am Düsseldorfer Flughafen kostenpflichtig ist und verbreitete ihren Zorn über den Kurznachrichtendienst Twitter weltweit. Am Airport war der Ärger doppelt groß, denn ein kostenloses WLAN sollte nur wenige Tage nach Kroes' Besuch präsentiert werden. Inzwischen wird das Angebot gut angenommen. Die erste halbe Stunde ist das Internet kostenlos. Danach müssen Pakete gekauft werden.

Trotz aller Bemühungen will Stephan Schneider aber noch einen Schritt weiter gehen: Er fordert ein gesamtstädtisches Konzept. "Es nützt nichts, wenn überall kleine Projekte erprobt werden. Stattdessen muss die Stadtspitze ein Konzept erarbeiten, um freies WLAN überall zu ermöglichen. Dieses Interesse hatte sie bislang nicht - aber vielleicht ist das nun nach der Wahl anders."

(RP)
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