Fridays for Future Auch in der Schule kann man für die Klimaziele kämpfen

Düsseldorf · Im Elly-Heuss-Knapp-Kolleg diskutierten Politiker und Naturschützer mit Schülern. Neben erneuerbaren Energien waren auch Lebensmittel-Verschwendung und Plastikabfall ein Thema.

Freitagvormittag an der Elly-Heuss-Knapp-Schule: Während andernorts in Deutschland wieder hunderte Schüler während der Schulzeit mit den „Fridays for Future“-Demos für die Einhaltung der Klimaschutzziele demonstrieren, ist der Klassenraum N307 bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch hier machen die Schüler ihren Unmut Luft. „Wir sind nicht nur während der Schulzeit aktiv. Auch danach demonstrieren wir oder an freien Tagen wie dem Karnevalsfreitag. Gehört werden wir von euch allerdings erst, wenn wir dafür von der Schule wegbleiben“, empört sich Ciwana Celebi in Richtung Podium.

Dort sitzen an diesem Freitag Lokalpolitiker von CDU, SPD, Die Linke, FDP und Grüne sowie des BUND und der Naturschutzfreunde Düsseldorf. Ein Schüler sagt, wie sehr er sich über die Aussage von Christian Lindner in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ geärgert habe, für Klimaschutz zu kämpfen sei „eine Sache für Profis“. „Als Vertreterin einer Jugendorganisation habe ich natürlich ein Riesenproblem mit so einer Aussage“, antwortet Clarisse Höhle (FDP). „Aber langfristig wird Politik nicht auf der Straße gemacht.“ Stattdessen sollen die Schüler sich anders einbringen, im Stadtrat beispielsweise.

Während sich in der Diskussion um die Einhaltung der Schulpflicht für politische Demonstrationen sogar parteiintern weiterhin die Geister scheiden, geht die Fachoberstufe für Gestaltung des Berufskollegs in Oberbilk einen alternativen Weg. Statt während ihrer Schulzeit zum Landtag zu ziehen, kommen diesmal die Politiker zu ihnen.

Angestoßen wurde der Vormittag von den Politik-Lehrern Michaela Szabel und David Bahmer, die ihre regulären Unterrichtsstunden an diesem Tag dafür nutzen. „Wir haben gemerkt, wie viel Diskussionen und Redebedarf es bei den Heranwachsenden zu diesem Thema gibt. Die Schüler wollen ein Zeichen setzen, dass sie alles andere als unpolitisch sind“, sagt Szabel. Vorab wurde eine Ausstellung entwickelt, wie die Schule sich umwelttechnisch verbessern könnte, etwa mit der Verbannung von Nestlé-Produkten aus den Schulautomaten für die Pausensnacks.

Nicht nur während der Diskussion, auch in den anschließenden Kleingruppen können die Schüler die „Profis“ mit ihren Kritikpunkten und Vorschlägen aus dem Ausland konfrontieren. Erneuerbare Energien, Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln, Plastikverpackungen – die Schüler haben gelernt, wie Politik funktioniert. Aber eben auch deren komplexere Seite, zu der gehört, dass viele Zahnräder für eine Lösung ineinandergreifen müssen. „Wir haben heute viel gehört, wie die persönlichen Einstellungen der Politiker lauten. Aber keine konkreten Vorschläge, was die Parteien wirklich tun wollen. Von denen habe ich heute nichts gelernt, was ich nicht schon wusste“, zeigt sich Zwölftklässlerin Cilia R. (22) enttäuscht. Trotz Abiturprüfung in vier Wochen war sie bereits auf zwei Freitagsdemos dabei. „Nur die breite Masse kann was bewirken.“

Auch ihr Mitschüler Kilian Habitz (19) hätte sich mehr Diskussion gewünscht. „Dafür waren unsere Fragen aber nicht kritisch genug“, meint er. Das Projekt sei aber trotzdem gelungen, obwohl er selber nicht demonstrierte. „Ich bin ehrlich und finde es nicht gut, zu demonstrieren, wenn man selber nicht auch umweltfreundlich lebt. Da muss man sich erst selber an die Nase packen. Aber dank dieser Veranstaltung haben sich endlich einmal viele Mitschüler intensiv mit der Thematik beschäftigt.“

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