Wirtschaft in Düsseldorf Immer mehr Firmen wachsen im Ausland

Düsseldorf · Stadtsparkasse meldet starke Zuwächse im Auslandsgeschäft, auch dank enger Kooperation mit Stadt und NRW.Invest.

 Uwe Baust (Vorstand Stadtsparkasse), Annette Klerks (Wirtschaftsförderung Düsseldorf), Petra Wassner (Geschäftsführerin NRW.Invest) und Andrea Kühn (Auslandsgeschäft Stadtsparkasse).

Uwe Baust (Vorstand Stadtsparkasse), Annette Klerks (Wirtschaftsförderung Düsseldorf), Petra Wassner (Geschäftsführerin NRW.Invest) und Andrea Kühn (Auslandsgeschäft Stadtsparkasse).

Foto: ujr/Uwe-Jens Ruhnau

Düsseldorf wird immer internationaler. Das gilt für die Bevölkerung selbst und das Interesse ausländischer Unternehmen am Standort, aber auch für die Aktivitäten hiesiger Firmen. Immer mehr von ihnen starten Aktivitäten in fremden Ländern und erhoffen sich dort neue Umsätze und Gewinne. „Selbst kleine und mittlere Unternehmen (KMU) agieren bereits erstaunlich international“, sagt Uwe Baust, der zuständige Vorstand der Stadtsparkasse. Die wichtigsten Fakten:

Ausland Die Stadtsparkasse (SSK) betreut 1200 Kunden im Auslandsgeschäft, Tendenz steigend. Im vorigen Jahr wurden rund zwei Milliarden Euro im Im- und Exportgeschäft abgewickelt, die 30-köpfige Fachabteilung unter Andrea Kühn verzeichnete einen Zuwachs von 25 Prozent im Vergleich im Vorjahr. Die SSK arbeitet in 170 Ländern mit mehr als 2000 Korrespondenzbanken zusammen. Besonderer Trend allgemein: Ab einem Jahresumsatz von zwei Millionen Euro Umsatz weist jedes zweite Unternehmen Auslandsaktivitäten auf. Die SSK hat bei den KMU einen Marktanteil von gut 50 Prozent und betreut 43.000 Geschäftskonten. Im Durchschnitt werden bei den KMU 20 Prozent des Umsatzes im Ausland gemacht. Baust sieht hier für sein Haus Wachstumspotenzial und hebt sich bewusst von den Großbanken ab: „Auch fünfstellige Beträge interessieren uns, es wird persönlich beraten.“

Zwei Beispiele für Engagements im Ausland, aus Konkurrenzgründen anonymisiert: Ein mittelständischer Maschinenbauer mit rund fünf Millionen Euro Jahresumsatz beliefert regelmäßig staatliche Unternehmen weltweit. Diese Unternehmen schreiben ihre Aufträge aus. Um an den Ausschreibungen teilnehmen zu können, muss der Unternehmer Bietungsgarantien und bei Zuschlag

Liefer- und Leistungs- bzw. Gewährleistungsgarantien stellen. Das übernimmt die SSK genauso wie die Zahlungsabwicklung.

Fall zwei: Ein Produzent von Produkten für die Agrarwirtschaft (Umsatz acht Mio Euro) expandiert weltweit. Für ihn werden der Auslandszahlungsverkehr, Sepa und Export-Inkassi abgewickelt. Zusätzlich hilft die SSK bei der Absatzfinanzierung, indem sie Zahlungsziele der ausländischen Käufer übernimmt. Die Forderungen an den ausländischen Käufer sind staatlich kreditversichert, der Unternehmer kommt in den Genuss sofortiger Liquidität.

Inland „Düsseldorf ist ein Globalisierungsgewinner und hat die Zugpferdrolle in NRW“, sagt Annette Klerks von der städtischen Wirtschaftsförderung. Die Lage der Stadt, die vielen Arbeitskräfte und ihr hoher Internationalisierungsgrad sorgen dafür, dass die Landeshauptstadt bei der Standortwahl ausländischer Firmen immer öfter das Rennen macht. „Rund 20.000 ausländische Unternehmen haben mittlerweile ihren Sitz in NRW“, sagt Petra Wassner, Geschäftsführerin von NRW.Invest. „Ausländische Investoren schaffen mehr als eine Million Arbeitsplätze in NRW.“ Zwischen 2013 und 2017 entfielen 38 Prozent aller Investitionsprojekte in NRW auf Düsseldorf (691 Firmen), Platz zwei belegte Köln mit knapp zehn Prozent.

2016 gab es in Düsseldorf 11.000 neue Arbeitsplätze, ein Drittel entfielen auf Ausländer. Ansiedlungen waren unter anderem Asahi Kasai aus Japan (Chemie und Kunststoffverbundstoffe) mit 35 Mitarbeiten und Lush (Kosmetik) mit inzwischen 600 Mitarbeitern. Wacom, ein japanischer Hersteller von Graphiktabletts, siedelte mit seiner Europazentrale von Krefeld nach Düsseldorf um (190 Mitarbeiter).

Mit NRW.Invest gibt es bei der Ansieldung eine enge Kooperation. Das „soft landing“ versuchen die Wirtschaftsförderer zu organisieren, Hilfe bei der Bürosuche und das Andocken an die Infrastruktur (internationale Schule, Vereinigungen etc.) gehören zum Standard. Die Stadtsparkasse hilft unter anderem bei der Kontoeröffnung, ohne die eine wirtschaftliche Aktivität gar nicht möglich ist.

Wassner und ihr Team werben weltweit um Firmen, die sich in NRW niederlassen könnten. Fokusthemen sind Digitalisierung und Start-ups, Industrie 4.0, neue Mobilität/E-Mobilität, erneuerbare Energien und Künstliche Intelligenz. Düsseldorf etwa ist in den letzten Monaten zu einem Standort internationaler Automobilzulieferer geworden. Sie starten meist mit fünf bis 15 Mitarbeitern, es gibt jedoch erhebliches Wachstumspotenzial. Wassner sieht eine Chance für eine Batteriefabrik für E-Mobile in NRW sowie ein Technologie- und Innovationszentrum. Auch der Brexit könnte neue Unternehmen bringen.

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