Geistliche in Düsseldorf Imame kicken gegen Pfarrer

Düsseldorf · 8000 Besucher kamen zum Familienfest auf dem Gelände des VfL Benrath. Dort traten muslimische und christliche Geistliche zum freundlichen Duell an. Für den erkrankten jüdischen Schiedsrichter sprang der Oberbürgermeister ein.

 Beim Familien- und Sportfest des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM) spielten auf dem Naturrasenplatz Imame und Pfarrer gegeneinander. Sportlicher Ehrgeiz war zwar vorhanden, doch es blieb jederzeit fair.

Beim Familien- und Sportfest des Kreises der Düsseldorfer Muslime (KDDM) spielten auf dem Naturrasenplatz Imame und Pfarrer gegeneinander. Sportlicher Ehrgeiz war zwar vorhanden, doch es blieb jederzeit fair.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

"Integration ist ein Beleg für die Kraft des Fußballs", heißt ein Leitspruch des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Dass dies nicht nur eine Floskel ist, bewies der sechste KDDM-Cup an Christi Himmelfahrt. Seit sechs Jahren richtet der 'Kreis der Düsseldorfer Muslime' (KDDM) in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein 'Islamic Relief' auf dem Sportgelände des VfL Benrath an Christi Himmelfahrt ein Fußball- und Familienfest aus.

Als Höhepunkt der Veranstaltung galt auch in diesem Jahr das freundschaftliche Duell zwischen muslimischen und christlichen Geistigen. Zur Tradition ist es zudem geworden, dass ein Vertreter der jüdischen Gemeinde dieses Spiel als Unparteiischer leitet. In diesem Jahr wollte der Kantor der Gemeinde und Sohn von Direktor Michael Szentei-Heise diese Aufgabe übernehmen, meldete sich aber kurzfristig krank. Für Ersatz hatten die Organisatoren der Veranstaltung aber schnell gesorgt, und so pfiff Oberbürgermeister Thomas Geisel die 20-minütige Begegnung souverän und fehlerfrei.

"Es ist für mich eine große Ehre, bei dieser Veranstaltung dabei sein zu dürfen. Dieses Fußballspiel steht sinnbildlich für unsere Gesellschaft. Jeder kämpft mit Fairplay für seine Sache und respektiert dabei den anderen Glauben. Es ist kein Gegeneinander und auch kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander", lobte Geisel bereits im Vorfeld der Partie den schönen Geist des KDDM-Cup, der auch dieses Mal herrschte.

Auch Joachim Stamp, stellvertretender Ministerpräsident und Integrationsminister des Landes NRW, fand bei seiner Ansprache positive Worte: "NRW ist ein Land, das von Einwanderung geprägt ist, und diese Vielfalt macht uns als Gesellschaft stark. Dieses tolle und bunte Event zeigt: Alle Menschen sind auf ihre Weise verschieden, und trotzdem sind wir alle gleich - egal vor welchem Gott."

Am Ende passte dann auch das Ergebnis der Partie. Obwohl die Imame zur Halbzeit mit 3:0 in Führung lagen, gaben die Pfarrer, bei denen auch eine evangelische Pfarrerin auflief, nicht auf und verdienten sich ein 4:4-Unentschieden. "Das ist doch das beste Ergebnis für alle oder?", freute sich Dalinc Dereköy, Vorsitzender des KDDM.

Weil der Ehrgeiz der Geistlichen dann aber doch stärker war, wurde spontan noch ein Neunmeterschießen einberufen. "Da hilft jetzt nur noch beten", scherzte ein Imam zu seinem Mannschaftskollegen, als er zum entscheidenden Schuss anlief. Und das mit Erfolg: Die muslimischen Geistlichen behielten die Nerven und krönten sich am Ende der Partie zum nicht unverdienten Sieger.

Auch neben der spannenden Begegnung bot die Veranstaltung in Benrath den rund 8000 Besuchern einen abwechslungsreichen Ablauf. Das bunte Bühnenprogramm aus musikalischen Auftritten und Gebeten wurde von Comedian Gülcan - Teil des Comedyensemble "Datteltäter" - moderiert. Daneben konnten sich die Besucher an den vielfältigen kulinarischen Angeboten aus der Türkei, Nordafrika, Bosnien oder Albanien bedienen, und in der Kinderecke tobten sich die Kleinsten auf der Hüpfburg oder beim 'XXL-Kicker' aus.

Sportlich ging es auch bereits vor dem Duell der Geistlichen zu. Im Turnier mit insgesamt 20 muslimischen Gemeinden setzte sich am Ende die Mannschaft der Rahman Mosche von der Ronsdorfer Straße im Finale gegen das Team von DITIB Eller durch.

(RP)
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