Hotel-Chef Hoogerbrugge im Interview Im Tourismus muss Düsseldorf aufholen

Düsseldorf · Ronald Hoogerbrugge, der Chef des Düsseldorfer Hotels Intercontinental, spricht über die sinkende Bedeutung von Hotel-Sternen und fordert, Düsseldorf international besser zu vermarkten und gemeinsam Werbung für die Landeshauptstadt zu machen.

 Ronald Hoogerbrugge: "Es muss kontinuierlich mehr und gezielter Image-Werbung und PR gemacht werden, vor allem international."

Ronald Hoogerbrugge: "Es muss kontinuierlich mehr und gezielter Image-Werbung und PR gemacht werden, vor allem international."

Foto: Andreas Endermann

Herr Hoogerbrugge, Düsseldorfs Messechef Werner Dornscheidt hat in dieser Woche kritisiert, dass die Hotels zu Messezeiten die Zimmerpreise so stark anziehen, dass die Besucher ins Umland ausweichen. Was ist dran?

Hoogerbrugge In der Tat sind die Messezeiten immer von einem anderen Markt-Duktus bestimmt - es gilt hier ganz klar das Prinzip: Angebot und Nachfrage stimulieren die Preisgestaltung. Daher ist es von immenser Bedeutung, gemeinsam mit der Messe Düsseldorf den Standort sowie die einzelnen Messen an sich, auch nachhaltig weiter zu festigen.

Wie stark ziehen die Preise während der jetzt laufenden Messe Boot an?

Hoogerbrugge Nun, die Nachfrage nach Hotelzimmern während der weltgrößten Wassersportmesse boot ist natürlich im Verhältnis zu messefreien Zeiten signifikant höher. Aufgrund des mittlerweile sehr breiten Spektrums der Messe selbst, kommen aber auch viele Gäste aus dem Umland - reisen also morgens an und fahren abends wieder zurück.

Wie wichtig ist heute die Anzahl der Sterne bei Düsseldorfer Luxushotels?

Hoogerbrugge Für Geschäftsreisende gelten zunehmend strengere Compliance-Regeln, das schließt in der Konsequenz bestimmte Hotel-Kategorien aus und Touristen, die gerne in Luxushotels nächtigen, orientieren sich an anderen Gegebenheiten als an Sternen, Stichwort: Image und Lage, Lage, Lage.... Sterne spielen bei Hotels unseres Segments heute kaum mehr eine so wichtige Rolle wie es noch vor Jahren zum Beispiel der Fall war. Heutzutage ist es wichtig, eine starke Markenführung aufzuweisen und somit das Image weltweit zu festigen. Zu diesem Image zählen auch renommierte, hochrangige Auszeichnungen, die besonders in der Hotellerie in den vergangenen Jahren an Bedeutung zugenommen haben. So hat das Düsseldorfer InterContinental kürzlich in der Kategorie Business-Hotel Germany den "World Luxury Hotel Award" verliehen bekommen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel hat im RP-Interview gesagt, Düsseldorf sei untervermarktet. Sehen Sie das auch so?

Hoogerbrugge Da kann ich Herrn Geisel nur zustimmen. Düsseldorf ist international nicht bekannt genug. Die Stadt ist mit ihrem Flughafen, den kurzen Wegen, ihrer Zentralität, der Vielfalt an Möglichkeiten perfekt aufgestellt - was mit Sicherheit weltweit einzigartig ist - aber international weiß keiner davon. Da bleibt Düsseldorf klar hinter anderen Städten und vor allem seinem Potenzial zurück. Als Wirtschaftsstandort und dem damit einhergehenden Reiseverkehr ist Düsseldorf wie wir alle wissen und nahezu täglich lesen können, perfekt aufgestellt. Touristisch, wie gesagt, bleiben viele Potenziale noch ungenutzt.

Wie kann man dieses Image ändern?

Hoogerbrugge Es muss kontinuierlich mehr und gezielter Image-Werbung und PR gemacht werden, vor allem international. Wir sehen ja an den vielen arabischen Gästen, die bei uns im Haus sind, dass so etwas funktionieren kann - Stichwort: Medical Experts Düsseldorf, eine grandiose Initiative, googeln Sie es einmal, es lohnt sich, da es sich hier um ein perfekt auf diesen Markt abgestimmtes Marketingtool handelt. Wir als Marke haben große Erfahrung mit internationalem Destinationsmarketing und machen durch unser internationales Marketing schon viel Werbung in der Welt für Düsseldorf.

Wer soll diese Werbung bezahlen?

Hoogerbrugge Destinationsmarketing liegt primär nach meinem Verständnis im Verantwortungsbereich der Stadt. Zielgruppenorientiertes, gezieltes, koordiniertes und alle Maßnahmen abgestimmtes Marketing sind die Antwort - gemeinsam mit Messe, Einzelhandelsverband, IHK, Dehoga etc.

Wie viele Touristen sind unter Ihren Gästen?

Hoogerbrugge Etwa 25 Prozent, Düsseldorf ist eine Messe- und Business-Stadt, das reflektiert unsere Gaststruktur. Es gibt also noch viel Luft nach oben im touristischen Segment.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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