Im Aquazoo Forscherin will aus Fäden der Seidenspinne Knorpel züchten

Düsseldorf · Die elastischen und trotzdem reißfesten Fäden der Seidenspinne sollen in der Medizin zum Einsatz kommen.

 Studentin Anna Bartz untersucht das Netz einer Goldenen Seidenspinne im Aquazoo.

Studentin Anna Bartz untersucht das Netz einer Goldenen Seidenspinne im Aquazoo.

Foto: Aquazoo - Löbbecke Museum Düsseldorf/Philipp Schroeder

(pes-) In ihren Netzen können sich sogar kleine Vögel verfangen, denn die Fäden, aus denen sie gewoben sind, gehören zu den stabilsten in der Welt der Spinnen: Die Seidenspinne wird bis zu sechs Zentimeter groß und lebt in den Tropen und Subtropen. Zu ihrer Familie gehört auch die Goldene Seidenspinne, die in einem Terrarium des Aquazoos zu Hause ist – und sie wird in nächster Zeit häufiger Besuch bekommen. Studentin Anna Bartz schreibt ihre Doktorarbeit über das Tier. Sie forscht, wie seine Fäden in der Medizin genutzt werden könnten.

Wissenschaftler interessieren sich schon lange für die Beschaffenheit der Spinnenseide. Die Fäden sind elastischer als Nylon und stärker als Stahl – deshalb kommen sie bei der Herstellung von Schutzwesten oder Kletterseilen zum Einsatz.

Anna Bartz will die Spinnenfäden für ein medizinisches Forschungsprojekt genauer untersuchen. Sie glaubt, dass sich das biologische Material mit seiner natürlichen antibakteriellen Wirkung und der hohen Reißfestigkeit als strukturelles Gerüst zur Knorpel- und Knochenbildung im Labor eignen könnte. Das sogenannte Tissue Engineering, also das künstliche Anzüchten von Gewebe, wird zunehmend bei der Behandlung von Arthrose oder bei Belastungsschäden von Gelenken im Leistungssportbereich angewandt.

Das konkrete Ziel der Doktorarbeit: Anna Bartz will aus dem Aufbau der Spinnenseidengerüste eine Methode entwickeln, um Knochen- und Knorpelersatzmaterial zu züchten. „Durch herkömmliche Tissue Engineering-Verfahren konnte bislang noch kein Knorpelersatzmaterial hergestellt werden, das der Qualität natürlichen Knorpels entspricht“, erklärt Bartz. „Ich freue mich daher, jetzt die Spinnen im Aquazoo auf das Potential ihrer Seide untersuchen zu dürfen.“

Erste Ergebnisse der Forschung liegen bereits vor: So hat Anna Bartz herausgefunden, dass die physikalischen Eigenschaften der Spinnenseide von der Art des Futters beziehungsweise der Beute abhängen. Ernährt sich das Tier vor allem von Fliegen, sind die Spinnfäden nicht sonderlich stabil. Stehen aber große Wanderheuschrecken auf dem Speiseplan, wird die Seide deutlich reißfester.

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