"Tante Ju" Im Alu-Flieger über Düsseldorf

Düsseldorf · Ab Dienstag findet erstmals die Messe Aluminium in Düsseldorf statt, früher war sie in Essen. Für die Veranstalter ist der Umzug Anlass, mit dem ersten komplett aus Alu gefertigten Linienflugzeug, der Junkers Ju 52, über Düsseldorf zu fliegen. Die "Tante Ju" ist 80 Jahre alt und erstaunlich fit.

Rundflug der Ju 52
37 Bilder

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Für Luftfahrtenthusiasten ist sie eine Legende: Die Junkers Ju 52 — das geniale Werk des Rheydter Konstrukteurs Hugo Junkers. Als die Maschine im Jahr 1932 in Dienst gestellt wurde, war sie eine technische Sensation. Sie war die erste vollständig aus Aluminium gebaute Linienmaschine der Welt. Gestern war sie am Himmel über Düsseldorf zu sehen. Start auf dem Flugplatz Mönchengladbach. Am Steuer: Kay Zimmer (44) und Uwe Schmucke (54). Im echten Leben lenken beide viel größere Jets, Zimmer ist Pilot einer Boeing 747, genannt Jumbo. Schmucke ist Kapität eines Airbus 320 der Lufthansa. Nach wenigen Metern hebt die Ju 52 mit 100 Stundenkilometern vom Boden ab .

Im Innern des Fliegers versteht man kein Wort. Die drei BMW-Propellermotoren übertönen alles. In einer Höhe von 600 Metern beendet die "Tante Ju", wie sie liebevoll genannt wird, ihren Steigflug. Aus dieser Höhe ist jedes Haus, jedes Pferd, jeder Traktor gut erkennbar. Die Ju 52 ist kein Jet, mit 180 Stundenkilometern rattert sie gemächlich am rheinischen Himmel.

Anfangs wurde die Ju 52 als "fliegende Wellblechhütte belächelt. Bis zu einem legendären Unfall. Bei einem der ersten Flüge 1932 rammte die Ju ein Schulflugzeug. Trotz erheblicher Schäden konnte die Maschine auf einem Feld Notlanden. Alle Passagiere überlebten. Unter Ihnen auch Erhard Milch. Der war Chef der Lufthansa und begeistert davon, wie robust die Ju ist. Sie wird das Standardflugzeug der Airline.

Für Piloten ist der 80 Jahre alte Flieger eine Herausforderung. "Es ist anstrengender die Ju 52 zu fliegen als einen modernen Jet", sagt Zimmer. "Hier ist alles mechanisch, Höhenrunder und Leitwerk werden mit Muskelkraft bewegt", so der Pilot. Der Vorteil der Mechanik für die Passagiere: Weil nichts elektronisch ist, darf das Handy während des Fluge eingeschaltet bleiben Von Mönchengladbach geht es via Tönisvorst und Krefeld über den Rhein bei Duisburg.

Aus dem Flieger wirken Hafen und Stahlwerke immer noch gigantisch groß. Die Aluminium-Maschine überquert Trimet, Deutschlands größte Alu-Hütte in Essen. Bernd Huckenbeck vom Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge erklärt technische Details. Die Ju bestehe aus Dur-Aluminium, dass sei leicht und äußerst Verwindungssteif, "auch wenn einige Experten warnen, dass Material könnte nach so vielen Jahren pulverisieren. Dann würde die Ju ja einfach vom Himmel rieseln." Huckenbeck findet das lustig, was nicht alle Fluggäste teilen. Insgesamt aber sei die Tante Ju äußerst robust und leicht zu warten.

Die Maschine überfliegt Angermund und den Düsseldorfer Airport. Dort eine landende Boeing 737 zu beobachten, ist eigentlich nichts Spektakuläres. Den Passagierjet aber bei der Landung von oben zu sehen, ist spektakulär. Die Ju erreicht den Luftraum über Düsseldorfs Messe. Dort findet von Dienstag bis Donnerstag erstmals die Messe "Aluminium" statt. Vor zwei Jahren war sie noch in Essen, doch dort war zu wenig Platz für 25 000 Besucher und 950 Aussteller. Ehrenrunde über Düsseldorf, einmal über Oberkassel, rund um den Rheinturm, die Kö, wo die Düsseldorfer von oben erkennbar den goldenen Oktober genießen. Dann geht's zurück nach Mönchengladbach. Die Ju hat jetzt erst mal Winterpause. Die nächsten Rundflüge starten wieder im April.

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