Das wurde genehmigt, der Architekt Hanns Rüttgers entwarf einen Saal im Obergeschoss mit 554 Sitzen und Ladenlokalen und Gastronomie im Erdgeschoss. Mit dem Film „Wiedersehen in Monte Carlo“ wurde das Filmtheater „Der Wintergarten“ im März 1955 eröffnet. In dem Film spielte die amerikanische Opernsängerin Patrice Munsel die damals berühmte australische Sopranistin Nellie Melba. Bis zu viermal am Tag lief der Streifen nach der Premiere.

Lange erfolgreich war das Kino offenbar aber nicht, mehrfach wechselte der Besitzer. Laut Gewerbeaufsichtsakten wurde der Betrieb des Kinos bereits 1969 wieder eingestellt. Der spätere Pächter Hans Kratz, der ab 1965 als Chef auftrat, zuvor im Wintergarten aber wahrscheinlich schon als Theaterleiter fungierte, zeigte tatsächlich aber noch bis 1975 weiterhin Filme. Dann kaufte die freikirchliche Gemeinde das Haus und ließ den bis heute noch weithin sichtbaren Schriftzug „Jesus-Haus“ anbringen. Die neuen Besitzer ließen den Kinobetrieb vorerst unter dem Namen „One-Way-Theater“ weiterlaufen – eine Anspielung auf die Überzeugung, dass es nur einen Weg gibt, um in Frieden zu leben: die Liebe zu Gott. 1988 teilte die Jesus-Haus-Gemeinde der Stadt mit, dass der ehemalige Kinosaal fortan nur noch als Bet- und Gottesdienstraum genutzt werde.