Geschäftsklima-Index IHK: Wirtschaft ist zuversichtlich

Düsseldorf · Viel schneller als erwartet haben die Firmen der Kammerbezirke Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein wieder auf die Überholspur gefunden. Der Geschäftsklima-Index stieg von 59,4 (Anfang 2009) auf 129,4. Die Entwicklung hier ist besser als in allen anderen Bezirken Deutschlands.

 Düsseldorf landete im Ranking auf Platz 19.

Düsseldorf landete im Ranking auf Platz 19.

Foto: Werner Gabriel

So viele positive Fakten haben die beiden Hauptgeschäftsführer der IHK (Industrie- und Handelskammer), Udo Siepmann (IHK Düsseldorf) und Dieter Porschen (Mittlerer Niederrhein), schon lange nicht mehr präsentieren können. In beiden Bezirken strotzen die Unternehmen vor Zuversicht, mehr als ein Drittel der Firmen schätzt die Lage als gut ein — und schaut gelassen in die Zukunft.

Addiert man diese Unternehmen zu denen, die die Lage als "befriedigend" einschätzen, kommt man auf fast 90 Prozent. Befragt wurden 900 Unternehmen mit 100.000 Mitarbeitern. Die Umfrage gilt daher als repräsentatives Bild der Stimmung.

Bei der Präsentation des Konjunkturbarometers zeichneten die beiden Wirtschaftsexperten ein durchweg positives Bild der gesamten Region. Und zeigten sich selbst überrascht: Vor nicht einmal einem Jahr hatten sie noch prognostiziert, binnen einiger Monate werde es zu stark steigenden Arbeitslosenzahlen kommen, die Aussichten seien düster — Spätfolgen der Finanzkrise.

Auf ihren Irrtum angesprochen, sahen beide den Grund im klugen Umgang der Unternehmen mit dem Mitarbeiterstamm. Sehr viele hätten in den harten Monaten der vergangenen zwei Jahre eben nicht auf Personalabbau, sondern auf Kurzarbeit gesetzt.

So sei es gelungen, die Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren und ans Unternehmen zu binden. Jetzt, wo die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wieder steil nach oben geht, sei es für diese Unternehmen kein Problem, sofort wieder ihr Angebot hochzufahren. Wer dagegen den Personalstamm verringert habe, stecke nun im Problem der zu starken Nachfrage. Es gebe auch dafür Beispiele im Bezirk, sagte Siepmann und nannte vor allem Probleme bei der Versorgung mit Halbleitern für den Automobilbau.

In den Unternehmen mache sich nun auch der demografische Wandel bemerkbar: Fachkräftemangel sei sicher ein wachsendes Problem und fange an, sich auszuwirken. Positiv sei das allerdings für Arbeitnehmer in künftigen Gehaltsverhandlungen. Gemeint ist damit: Wenn Fachkräfte knapp werden, werden sie auch teurer.

Auftragslage 63 Prozent der Firmen in den beiden Bezirken melden steigende Orderzahlen. Dabei macht sich die Exportorientierung bemerkbar: Steigende Nachfragen vor allem aus asiatischen Ländern füllen hier die Auftragsbücher. Mit Sorge schaut man allerdings Richtung USA: Dort stagniere die Lage.

Kapazitätsauslastung Mit einer Auslastung von gut 80 Prozent ist der langjährige Durchschnitt von knapp 81 Prozent erreicht.

Beschäftigung Fürs kommende Jahr rechnen die beiden Kammern mit der niedrigsten Arbeitslosenzahl seit Jahrzehnten. 22 Prozent der Firmen wollen neue Leute einstellen. Viele bedienen sich allerdings zuerst noch bei Zeitarbeitsfirmen, weil sie dem Aufschwung noch nicht recht trauen. Aus solchen Arbeitsverhältnissen entstehen aber nicht selten feste Verträge, meinte Siepmann.

Risiken Gespannt blickt die Wirtschaft auf die Laune der Verbraucher. Die private Nachfrage sei wichtig, um die Lage stabil zu halten. Aber da ist die Stimmung derzeit sehr gut, meinte Dieter Porschen: "German Angst war einmal — die ist jetzt weg!" Das drücke sich auch in der jüngst veröffentlichten Shell-Zukunftsstudie aus. Vor allem die jungen Leute blickten mit Optimismus auf die nächsten Jahre. Allerdings rechnen die Unternehmen auch mit steigenden Preisen, vor allem getrieben von den Kosten für Energie.

Einzelhandel Auch dort ist die Krise vorbei, der Aufschwung ist angekommen. 28 Prozent der Geschäfte bewerten die Lage mit Gut, allerdings sehen 22 Prozent es gegenteilig.

Regionalstärke Die beiden Kammerbezirke profitieren voneinander und lassen alle anderen Bezirke Deutschlands im Aufschwung hinter sich.

(RP)
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