Wirtschaft in Düsseldorf „Wer sich nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch“

Düsseldorf · Beim digitalen Jahresempfang der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer äußerte deren Präsident Andreas Schmitz Sympathien für eine Impfpflicht. Beim Thema Ausbildung plädiert er dafür, Anforderungsprofile zu lockern.

 IHK-Präsident Andreas Schmitz beim Neujahrsempfang, der digital übertragen wurde.

IHK-Präsident Andreas Schmitz beim Neujahrsempfang, der digital übertragen wurde.

Foto: IHK/Andreas Wiese

Der Präsident der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer (IHK), Andreas Schmitz, hat persönliche Sympathien für eine mögliche Impfpflicht bekundet. Er vertrete „die kühne Vermutung, dass eine Impfpflicht die gesellschaftliche Lage eher befrieden würde“, sagte Schmitz in seiner Rede am Montagabend beim digitalen IHK-Jahresempfang.

„Wer sich in der aktuellen Situation nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch“, sagte Schmitz: „Denn sich nicht impfen zu lassen, ist keine Meinungsäußerung, sondern schlichtweg eine Missachtung seiner Mitmenschen“, fügte er hinzu – etwa der Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, der Kinder aus bildungsfernen Schichten, die auf Präsenzunterricht angewiesen seien, oder der Menschen, die in Dienstleistungs-Berufen arbeiten. Schmitz betonte den tiefen Einschnitt, den die Pandemie für die Wirtschaft bedeutet: Die ökonomischen Folgen würden wohl erst dann abklingen, wenn das Virus besiegt sei. „Leid sind wir es allemal“, so Schmitz.

Angesichts eines Tiefpunktes bei den neuen Ausbildungsverträgen rief der IHK-Präsident auch zu einem Umdenken bei der beruflichen Bildung auf. „Wir müssen in der beruflichen Bildung von unserem ,hohen Ross’ heruntersteigen, sprich das Anforderungsprofil ab und zu etwas entmotten oder abrüsten“, sagte Schmitz. Im vergangenen Jahr waren im Bezirk 3683 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden – weniger waren es seit vielen Jahren nicht.

„Zwar stellen die Unternehmen nach wie vor genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung, allerdings ist das Interesse junger Menschen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen begrenzt“, sagte Schmitz. Besonders notwendig sei ein Überdenken der Anforderungen bei Haupt-, Real- und Gesamtschülern, „auch wenn man uns glauben machen will, es gäbe eigentlich nur noch Gymnasiasten“. Gleichzeitig müssten duale Studiengänge für praxisinteressierte und leistungsorientierte junge Leute angeboten werden: „Differenzierung und Flexibilität sind gefragt.“

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, der als Redner zu Gast war, dankte Schmitz für seine Ausführungen zu dem Thema. Er betonte, man wolle die Förderung schwächerer Jugendlicher stärker in den Fokus nehmen und dazu beitragen, die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt zu schließen. Als weiteren Gast aus der Politik begrüßte Schmitz bei dem Empfang Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der in Düsseldorf wohnt – hier aber digital zugeschaltet wurde. Auch die direkt gewählten Bundestagsabgeordneten aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann kamen zu Wort.

Dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) bescheinigte Schmitz ebenso wie der Landesregierung, im vergangenen Jahr „überwiegend gut gearbeitet zu haben“. Gleichzeitig forderte er sie auf, nach zwei Jahren außergewöhnlicher Belastungen durch die Corona-Pandemie langsam wieder an der Konsolidierung der jeweiligen Haushalte zu arbeiten. „Und es wird wohl keinen verwundern, wenn ich sage, dass dies primär über die Ausgabenseite erfolgen sollte.“

Die IHK hatte bis kurz vor dem Termin des Jahresempfangs noch erwogen, die in der Düsseldorfer Wirtschaft besonders beliebte Veranstaltung in Präsenz im Maritim-Hotel am Flughafen durchzuführen. Erst am vergangenen Donnerstag folgte angesichts der weiter deutlich steigenden Corona-Inzidenzen die Absage der Veranstaltung.

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