Interview mit Ralf Schumacher "Ich sehe mich als Lehrling"

Am kommenden Sonntag wird in Düsseldorf die neue Saison der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) eingeläutet. Bei der Team-Präsentation auf der Königsallee werden 200.000 Fans erwartet. Vor Beginn seiner ersten DTM-Saison wagt Ralf Schumacher in einem aktuellen Gespräch einen Ausblick.

Ralf Schumacher im DTM-Mercedes
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"Sie haben in Ihrer Formel-1-Karriere genug Geld verdient. Warum setzen Sie sich nicht zur Ruhe und genießen das Leben?"

Ralf Schumacher: "Wenn man Rennfahrer ist, fühlt man sich nach einer gewissen Zeit ohne Rennsport zu Hause nicht ganz so wohl, es wird einem auf Dauer zu langweilig. Als ich dann die Möglichkeit hatte, einen DTM-Mercedes zu testen, habe ich gesagt: 'Super, das würde ich gerne ausprobieren'. Nach insgesamt fünf Testterminen freue ich mich jetzt auf den DTM-Saisonauftakt am 13. April in Hockenheim."

"Wann haben Sie ernsthaft über einen Wechsel in die DTM nachgedacht?"

Schumacher: "Das war im Dezember. Durch den Kontakt und durch die jahrelange Freundschaft zu Norbert Haug hat sich diese Chance entwickelt. Dass ich mal bei Gelegenheit ein DTM-Auto testen würde, hatten Norbert und ich schon vor langer Zeit ausgemacht. Wir haben in unserer gemeinsamen Zeit in der Formel 1 immer wieder darüber gesprochen, und jetzt gab es die Möglichkeit."

"Was hat Sie letztlich bei dem Mercedes-Angebot am meisten überzeugt?"

Schumacher: "Die DTM vereint zwei Dinge: Motorsport auf höchstem Niveau mit extrem sicheren Rennautos. Beides war und ist mir wichtig. Ich hatte zwar auch andere Möglichkeiten, aber diese kamen für mich nicht in Betracht. Nach den ersten Runden beim ersten Test in Estoril im Januar habe ich schnell gemerkt, dass mir die DTM sehr viel Spaß macht. Nach einem weiteren Test war klar, dass ich hier fahren wollte. Danach haben wir gemeinsam alles klar gemacht."

"Sie wissen, dass jeder andere Fahrer in der DTM alles geben wird, um Sie zu schlagen. Wissen Sie wirklich, auf was Sie sich eingelassen haben?

"Sie gehen ein sehr hohes Risiko ein. Haben Sie Angst davor, sich zu blamieren?

Schumacher: "Nein, überhaupt nicht. Wie gesagt, es ist ein Lehrjahr. Ich werde mich erstmal auf die neue Situation einstellen müssen, die für mich im hinteren Drittel des Feldes beginnen wird."

"Sie wollen keine Sonderrechte in der DTM, sondern wie jeder andere Fahrer auch behandelt werden. Ist dieser Wechsel für Sie vielleicht auch eine Chance Ihr Image aufzupolieren?"

"Was sagt Ihre Ehefrau Cora zur Ihrer Entscheidung. Wird Sie sich auf der kleinen DTM-Bühne wohlfühlen, wo es ganz anders zugeht als in der Glitzerwelt der Formel 1?"

Schumacher: "Meine Frau hat meine Entscheidung begrüßt. Zum einen, weil sie ganz genau weiß, wie unleidlich ich werden kann, wenn ich zu lange ohne Motorsport zu Hause bin. Zudem ist sie ein Motorsport-Fan und mag die DTM."

"Planen Sie langfristig in der DTM oder erstmal nur diese eine Saison?"

Schumacher: "Ich plane derzeit erstmal für die Saison 2008 und konzentriere mich voll und ganz darauf. Was danach kommt, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit Norbert Haug entscheiden."

"Ist die Tür zur Formel 1 für Sie endgültig zu oder träumen Sie von einem Comeback?"

Schumacher: "Ich freue mich total auf die DTM. Natürlich hätte ich gerne mit einem siegfähigen Auto in der Formel 1 weitergemacht, jetzt aber beginnt eine neue Herausforderung, der ich mich gerne stelle."

"Wäre es nicht fantastisch, auch in der Formel 1 in einem Silberpfeil zu sitzen?"

Schumacher: "Natürlich hätte ich gern in der Formel 1 weitergemacht, aber nur in einem konkurrenzfähigen Auto. Das war Ende der letzten Saison leider nicht gegeben. Das Ergebnis beim Formel-1-Auftakt in Australien zeigte das Leistungspotenzial der Silberpfeile, reizen würde es mich schon, so ein Auto zu fahren - ich habe 1996 übrigens meine erste Formel-1-Testfahrt in einem McLaren-Mercedes gemacht. Jetzt konzentriere ich mich allerdings hundertprozentig auf mein DTM-Engagement. Sollte es danach eine Chance auf ein konkurrenzfähiges Formel-1-Auto geben, würde mir Mercedes bestimmt nicht im Weg stehen."

"Wem von den fünf deutschen Fahrern trauen Sie in der Formel 1 in dieser Saison am meisten zu?

Schumacher: "BMW-Sauber und Nick Heidfeld. Nick steht nach zwei Rennen weit vorne in der Tabelle, und BMW-Sauber hat in den ersten beiden Saisonrennen gute Ergebnisse gezeigt. BMW weiß schließlich, wie es geht: Die Älteren unter uns erinnern sich ja sicher daran, dass ich vor fünf Jahren in einem Williams-BMW Formel-1-Rennen gewonnen habe."

"Gibt es wieder ein Titel-Duell zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes? Oder kann BMW in diesen Zweikampf eingreifen? Wer sind Ihre WM-Favoriten?"

Schumacher: "McLaren-Mercedes und Ferrari sind sicher vorne dabei, aber BMW-Sauber ist siegfähig, kein Zweifel, und deshalb erwarte ich einen Dreikampf."

(sid)
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