Interview mit Geburtstagskind Heino "Ich möchte nicht zurückschauen"

Düsseldorf · Der in Düsseldorf geborene Sänger Heino feiert heute seinen 75. Geburtstag. Durch seine Adaptionen deutscher Pop-Hits ist er derzeit erfolgreicher denn je. Ein Gespräch über Lederjacken, die Glückszahl Drei und das richtige Liedgut.

Heino im Jahre 1976.

Heino im Jahre 1976.

Foto: dpa, Horst Ossinger

Dieses Jahr war eines der erfolgreichsten in Ihrer Karriere. Erleben Sie mit 75 den zweiten Frühling?

Interview mit Geburtstagskind Heino: "Ich möchte nicht zurückschauen"
Foto: Füchschen

Heino Das ist der zweite Frühling, keine Frage. Es ist wirklich wunderbar, dass ich das noch erleben darf. Aber ich war ja eigentlich immer mehr oder weniger erfolgreich.

Fühlt sich der Erfolg jetzt anders an?

Heino Es freut mich, dass ich mein Publikum mal eben um 40 Jahre verjüngen konnte. Das ist doch toll.

Wie erklären Sie sich den anhaltenden Erfolg?

Heino Das liegt am Liedgut, das ich gesungen habe. Volkslieder, das habe ich immer schon gesagt, sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Leider hat die Volksmusik einen altmodischen Klang. Es hieß immer, der Heino hat nur alte Fans, aber ich wusste ja, dass zu meinen Konzerten auch viele junge Menschen kommen. Deshalb ist meine Rockplatte auch so eingeschlagen. Ich habe immer eine gute, feste Fangemeinde gehabt, auf die ich sehr stolz bin. Sie hat mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

Sie haben auch Ihre Garderobe verändert, sind etwas rockiger, jünger geworden. Tragen Sie jetzt eher Lederjacke als Sakko?

Heino Lederjacke habe ich eigentlich immer getragen. Als ich mein erstes Lied gesungen habe, 1965, da waren Lederjacke und Rollkragenpullover in, da habe ich das auch angehabt. Die Mode kommt und geht, aber Lederjacke war bei mir immer aktuell. Nur was ich jetzt trage, mit Nieten und Totenkopf, damit habe ich mich ein wenig angepasst. Die Kleidung passt zu dem Liedgut. Man darf das Leben nicht zu ernst nehmen. Warum soll ich nicht mal eine andere Garderobe wählen? Ich fühle mich darin auch ganz wohl.

Es erinnert an Karl Lagerfeld.

Heino (lacht) Klar.

Heino ist längst eine Marke. Empfinden Sie das manchmal auch als Last?

Heino Nein, ich finde das alles gut. Alles, was ich so mache, ist schön, ich gehe darin auf. Es ist mir nie etwas lästig.

Sie sind gerade auf Tour. Bedeutet das Stress oder eher Vergnügen?

Heino Vergnügen kann man nicht sagen, aber ich mache das gerne. Wenn es stressig wäre, würde ich es nicht tun. Sagen wir mal so: Es macht mir Freude, anderen Menschen Freude zu bereiten.

Hält Sie das Touren körperlich fit?

Heino Na logisch, wenn man jeden Tag unterwegs ist, schlafen die Knochen nicht ein.

Ist der 75. Geburtstag für Sie auch eine Zeit des Innehaltens?

Heino Eigentlich rede ich nicht gerne über die Vergangenheit, sondern nur über die Gegenwart und die Zukunft. Ich bin keiner, der sagt, früher war alles schöner oder besser. Es war anders. Jedes Jahr hat seine Reize. Ich möchte nicht zurückschauen.

Werfen wir trotzdem einen kurzen Blick zurück. Was waren entscheidende Faktoren in Ihrer Karriere?

Heino Glück zum Beispiel. Ich habe sehr viel Glück gehabt. Damals habe ich im Radio nur englische Musik gehört. Das einzige Deutsche waren die Nachrichten. Ich habe mich damals darüber geärgert und gedacht: Es muss doch noch etwas Deutsches geben, was man machen kann, und habe angefangen, Volkslieder zu singen — mit viel Erfolg. Dann kam das Glück dazu. Ohne Glück und Können funktioniert es nicht, da können Sie sich ein Bein ausreißen. Ich habe einen Nerv getroffen und weitergemacht. Das ist alles.

Aber Sie waren auch fleißig.

Heino Ich war ein fleißiges Kindchen, ja, ja. Ich hatte auch immer viel zu tun. Ich war ja der Einzige, der im volkstümlichen Bereich etwas gemacht hat. Die anderen wollten mit Schlager über Nacht populär werden. Das hat mich nicht interessiert. Ich habe ein Liedgut aufgegriffen, von dem ich dachte, das muss doch auch funktionieren. Meine Schallplattenfirma hat mir 1965 einen Zehnjahresvertrag angeboten, was ungewöhnlich war. Die haben an dasselbe geglaubt, an das ich auch geglaubt habe.

Haben Sie auch mal gezweifelt?

Heino Nein, nie, weil ich ja nie vertragslos war. Ich hatte immer mein Einkommen, die Firma hat viel Geld für mich ausgegeben. Gezweifelt habe ich nicht.

Ihr Geburtstag fällt auf Freitag, den 13. Hat das für Sie eine Bedeutung?

Heino Die Drei ist für mich eine positive Zahl. Ich wurde am 13. Dezember geboren, im Jahr 1938, ich bin zum dritten Mal verheiratet, Hannelore ist meine dritte Frau, ich habe 2013 mehr als 300.000 CDs verkauft (vom neuen Album). Die Drei ist also eine Glückszahl. Vor Freitag, dem 13., habe ich daher keine Angst — auch, weil ich überhaupt nicht abergläubisch bin.

Wie werden Sie Ihren Geburtstag denn begehen?

Heino Ich bin in Kitzbühel, schaue auf den Hahnenkamm. Die Hannelore liegt hier im Krankenhaus, die hat eine neue Hüfte bekommen. Ich werde mich heute mit einer Flasche Schampus und Blumen bewaffnen und bei ihr in der Klinik mit ein Paar Freunden den Geburtstag feiern.

Singen Sie Hannelore ein Ständchen, um sie aufzuheitern?

Heino (lacht) Nein, Hannelore hat ja genug Ständchen in der Schublade liegen — die ist voller CDs von mir.

Jörg Isringhaus führte das Gespräch.

(RP)
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