Düsseldorf "Ich habe mir nichts vorzuwerfen"

Düsseldorf · Thomas Beckmann weist Kritik an dem Finanzgebaren seines Vereins "Gemeinsam gegen Kälte" zurück. Er habe keine Fehler gemacht.

 Thomas Beckmann bei seinem Auftritt in der Liebfrauenkirche in Frankfurt.

Thomas Beckmann bei seinem Auftritt in der Liebfrauenkirche in Frankfurt.

Foto: Sven-Sebastian Sajak

In der Lobby des schicken Radisson Blu Hotels in Frankfurt lässt Thomas Beckmann ein paarmal beiläufig ins Gespräch einfließen, dass er das Zimmer nicht bezahlen muss. "Das haben wir umsonst bekommen", sagt er. Gerade ist er aus Balingen gekommen, da hat er mit seiner Frau in einem ganz einfachen Hotel übernachtet, nach dem Konzert in Stuttgart, wo ihm die Übernachtung zu teuer war. Ja, er achtet sehr aufs Geld, will er vermitteln. Denn dass nun der Eindruck entstanden sei, er bereichere sich an seinem eigenen Hilfsprojekt, das treffe ihn tief.

Er hat Ulrich Schäferbarthold mitgebracht, von der Franfurter Caritas, für die er gleich in der Liebfrauenkirche spielen wird. Beckmann, sagt Schäferbarthold, hätte seine Geschäftszahlen "vielleicht ein bisschen anders aufschreiben" sollen. Aber an der Rechtmäßigkeit hat er keinen Zweifel. "Er macht hervorragende Arbeit. Und er gibt auch nicht zu viel Geld aus."

Die Zeiten, in denen "Gemeinsam gegen Kälte" ein Verein war, der ausschließlich Geld für Hilfsprojekte einwarb, seien lange vorbei, erzählt Beckmann. "Wir machen auch eigene Sachen." Dazu gehörten die rund 11.000 Euro, die fürs vorige Jahr als "direkte Zuwendung an arme Menschen" verbucht sind. Das ist Geld, das Thomas Beckmann denen gibt, die ihn darum bitten. Manchmal lässt er sich das quittieren, aber wenn er einem Obdachlosen auf der Straße etwas gibt, "da lasse ich mir natürlich keine Quittung ausstellen. Das quittiere ich dann selbst", sagt Beckmann, der auf jede Frage eine Antwort parat hat.

Dass die hohen Personalkosten die Spenden auffräßen, die er durch seine Konzerte erwirtschaftet, sei Unsinn, sagt der Cellist. Zum Teil gehörten die Konzerte schließlich selbst zum guten Zweck. Sechs Mitarbeiter beschäftige der Verein, alle hätten schwere Schicksale erlitten und seien froh gewesen, bei "Gemeinsam gegen Kälte" als Ein-Euro-Jobber unterzukommen. "Die meisten haben inzwischen reguläre Arbeitsverhältnisse bei uns, wir bilden sogar zwei Bürofachkräfte aus." Auch das gehöre zum Vereinszweck, schwer oder nicht vermittelbaren Langzeitarbeitslosen aus der Not zu helfen. Auch zwei Rentner stünden auf der Payroll, "die bekommen von uns ein Zubrot".

Die Arbeit, die sie tun, entspricht der einer Konzertagentur für die Auftritte von Beckmann, teilweise gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Kayoko. Es ist ein "Zweckbetrieb", wie er betont: Der Verein organisiert die Konzerte, mit denen Beckmann Spenden erwirtschaftet. Die werden ausgeschüttet an Hilfsprojekte der Städte, in denen er spielt. Eintrittsgelder und Zuschüsse wie der vom Land dienten zur Aufrechterhaltung des Betriebs. "Die Leute machen sich keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit hinter der Organisation der Konzerte steckt", sagt Beckmann, der für seine Organisationstätigkeit nach eigenen Angaben ein Honorar von 4000 Euro im Monat bekommt. Plus Mehrwertsteuer, denn er ist kein Angestellter im Zweckbetrieb, sondern freier Mitarbeiter. Fürs Cellospielen bekomme er nichts.

Dabei sei das nicht einfach nur ein Konzert (und laut Vereinssatzung pflegt "Gemeinsam gegen Kälte" auch die Musik). "Wir bilden Meinungen, schaffen Öffentlichkeit", sagt Beckmann, Und dass die Projekte, für die er spielt, ohnehin viel mehr bekämen als bloß die ausgeschütteten Spenden: "Deren eigenes Spendenaufkommen wird durch die Konzerte auch noch einmal erhöht - eigentlich ist jede Ausschüttung das Doppelte wert."

Um die 60 Konzerte gibt er im Jahr, 2015 habe der Verein für die Organisation viel ausgegeben, auch für Konzerte, die erst in diesem Jahr Einnahmen bringen, Silvester sei da ein "ungünstiger" Stichtag, sagt Beckmann. Und ja, sagt er, der Verein hat drei Autos. Einen Ford, für den die Ministerpräsidentin einen hohen Rabatt vermittelt habe, und einen VW-Bus, der ein Geschenk gewesen sei. Die seien beide recht neu und hochwertig, und deshalb hat er für die Mitarbeiter, die nicht so geübt im Fahren sind, lieber einen alten Ford bei einem befreundeten Verein in Köln ausgeliehen. Diesmal ist Beckmann im VW-Bus unterwegs. Die Kfz-Scheine der anderen Autos hat er auch dabei.

Nein, sagt Beckmann, Fehler hat er nicht gemacht und sich auch nichts vorzuwerfen. Vom DZI-Spendensiegel hält er nichts, und damit stehe er nicht allein. Zumal es doch auch das Finanzamt gebe. Und das habe nie etwas beanstandet. Vielleicht sollte er aber einen erläuternden Bericht zum Kassenbericht beifügen, überlegt er. Doch jetzt muss er erst einmal Cello spielen.

(RP)
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