Die stillen Helfer "Ich bin ein Rädchen im Helfer-Getriebe"

Düsseldorf · Bis zu 20 Stunden pro Woche engagiert sich Hans Mayer. Für das DRK fährt er Spenderorgane, koordiniert Einsätze und hilft im Kindershop. Auch andere können sich auf ihn verlassen. Jedes zweite Wochenende verzichtet Ehefrau Denise auf ihn.

 Im April übernahm Hans Mayer eine weitere Aufgabe. Immer montags arbeitet er im DRK-Kindershop in Holthausen. Dort zählt er zu den 33 Ehrenamtlern, ohne die es den Second-Hand-Laden nicht gäbe.

Im April übernahm Hans Mayer eine weitere Aufgabe. Immer montags arbeitet er im DRK-Kindershop in Holthausen. Dort zählt er zu den 33 Ehrenamtlern, ohne die es den Second-Hand-Laden nicht gäbe.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Warum lohnt es sich, zu helfen? Hans Mayer nimmt sich einen Moment Zeit. Denkt nach. Dann erinnert er sich an eine Begegnung, die er nie vergessen wird. "Ich war in der Uni-Klinik, wurde an der Niere untersucht. Zufällig kam ich mit einem Mann ins Gespräch, dem gerade erst eine Spenderniere transplantiert worden war. Schon wenige Stunden nach der Operation fühlte er sich besser. Wir fragten bei den Ärzten nach: Tatsächlich hatte er genau jene Niere bekommen, die ich kurz zuvor für das Rote Kreuz in die Klinik gebracht hatte."

Der 68-Jährige steht in einem Second-Hand-Laden an der Kölner Landstraße vor einem Regal mit gebrauchten Puzzle-Spielen. "Bevor die in den Verkauf gehen, sortiere ich die Einzelteile und prüfe, ob auch keines fehlt. Denn dann wären die Kinder enttäuscht." Immer montags kommt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann in den Kindershop im Stadtteil Holthausen, den das Deutsche Rote Kreuz in erster Linie für Menschen mit geringem Einkommen eingerichtet hat. "Der Hans, der kann's", ruft Sabine Drews dem Mann zu, der seit drei Jahren Rentner ist. "Ohne ihn und die anderen rund 30 Helfer müssten wir dichtmachen. Denn die Sachen sind auch deshalb so günstig, weil wir den Shop komplett mit Spenden und mit der Arbeitskraft der Ehrenamtler betreiben", sagt Drews.

Mayer ("bin nur ein Rädchen im Helfer-Getriebe") ist eine Art Ehrenamts-Tausendsassa. Mehr als tausend Stunden im Jahr widmet er Arbeiten, für die er keinen Cent bekommt. Beim Sauerländischen Gebirgsverein kümmert er sich um die Wegmarkierungen an den Bäumen, beim Verein Mosaik, der eine zentrale Begegnungsstätte für Düsseldorfs Migranten schaffen will, führt er die Kasse. Und in der Feuerwehr an der Hüttenstraße sitzt er im Falle einer möglichen Katastrophe am Telefon, um Menschen zu helfen, die in einer solchen Lage nach ihren Angehörigen suchen. Auch so etwas muss vorher eingeübt werden - natürlich in der Freizeit.

Kern seines Engagements bleibt aber das DRK. Dort brachte er sich bereits ein, als er noch für Stahlhandelsfirmen wie Mannesmann oder die Vallourec-Tochter Interfit gearbeitet hat. Neben dem Transport von Spenderorganen und Blutkonserven koordiniert er für den Fernmeldedienst seit Jahren Helfer-Einsätze beispielsweise in der Arena. Eine Zeit lang machte er das gemeinsam mit Sohn Thomas, der heute in Luzern lebt. "Ich hab' ihn beim DRK häufiger gesehen als zu Hause. Eine tolle Gelegenheit für uns, etwas Gemeinsames zu erleben." Langmut braucht vor allem Ehefrau Denise, eine Schweizerin aus Lausanne. Denn sie teilt ihren Mann beinahe täglich mit anderen, muss an jedem zweiten Wochenende auf ihn verzichten. Und was sagt sie dazu? "Nichts", bringt Mayer das für eine Ehe offenbar hilfreiche leben und leben lassen auf den Punkt.

(RP)
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