Eine Million Euro Abfindung? Humme-Trennung wird teuer

Düsseldorf · Bis 2010 läuft der Vertrag des Stadtsparkassen-Vorstands. OB Erwin will einen raschen Neuanfang nach der Affäre um den Kredit an Franjo Pooth. Rund eine Million Euro Abfindung könnte der 55-Jährige Banker noch kassieren.

Wer ist Franjo Pooth?
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Foto: ddp

Die Affäre um Sparkassen-Vorstand Heinz-Martin Humme und den Neun-Millionen-Kredit an Franjo Pooth: Düsseldorfs größter Finanz- und Gesellschaftsskandal der vergangenen Jahre war auch mehrere Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe noch das bestimmende Gesprächsthema in der Stadt, unter anderem beim Heine-Empfang. Joachim Erwin bemüht sich derweil, Ruhe einkehren zu lassen. Die bundesweiten Schlagzeilen haben nicht nur den Ruf der Stadtsparkasse angegriffen, sondern lassen auch Düsseldorf in fragwürdigem Licht erscheinen. Erst vor wenigen Monaten ließ sich Erwin dafür feiern, dass die Stadt schuldenfrei ist; jetzt geht es um neun Millionen Euro, die das städtische Geldinstitut Pooth als Kredit für seine Firma "Maxfield" gewährt hat - offenbar ohne ausreichende Sicherheiten.

Interviewanfragen lehnt Erwin ab, will Humme und seinem Star-Anwalt Sven Thomas nichts in die Hand geben, was die Auflösung des Vertrages erschweren könnte. Am Freitag hatte der Hauptausschuss der Sparkasse den 55-jährigen Banker vom Dienst suspendiert. Der Verwaltungsrat wird übermorgen das weitere Vorgehen besprechen. Erwin macht deutlich: "Ich brauche eine funktionstüchtige Sparkasse." Das heißt: Der OB will eine möglichst rasche Trennung von seinem früheren Wunschkandidaten - unabhängig vom Ausgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen.

Es steht der Vorwurf im Raum, der Kredit an Pooth sei leichtfertig vergeben worden. Humme argumentiert: Er sei an der Vergabe "nachweisbar" nicht beteiligt gewesen. Am Wochenende strahlten TV-Boulevard-Magazine eine Äußerung von Franjo Pooths Ehefrau, der Werbe-Ikone Verona, vom August 2006 aus: "Er (Franjo) hat ein Wahnsinns-Talent, irgendwelche Banken um den Finger zu wickeln." Schon damals stockte das "Maxfield"-Geschäft mit MP3-Playern und Handys.

Mindestens eine Million Euro wird Humme als Abfindung noch kassieren, schätzen Insider. Das Jahresgehalt des Top-Managers wird auf rund 350000 Euro geschätzt, hinzu kommen Erfolgsprämien. SPD-Mann Günter Wurm hält eine Abfindung für das kleinere Übel: "Wegen des Vertrauensverlustes wäre es für die Stadtsparkasse wohl teurer, wenn er im Amt bliebe." Er ist Mitglied des Verwaltungsrats und des Kreditausschusses.

Auch eine Rückkehr von Karl-Heinz Stiegemann wird immer unwahrscheinlicher. Wie Humme hat auch er eine von Erwin geforderte eidesstattliche Erklärung nicht abgegeben. Darin sollten die beiden Banker versichern, dass sie von Pooth keine Geschenke erhalten haben. Der gesundheitlich angeschlagene Stiegemann hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe um eine vierzehntägige Auszeit gebeten, um sich mit seiner Verteidigung zu beraten.

Die kommenden Tage werden außerdem zeigen, ob die Ermittler die schwerwiegenden Vorwürfe eines Informanten in der Bild-Zeitung gegen Verona Pooths Ehemann Franjo bestätigen können. Der Staatsanwalt ermittelt wegen Insolvenzverschleppung. Untersucht wird in diesem Zusammenhang auch, ob der 38-Jährige private Rechnungen aus der Firmenkasse beglichen hat: Von einer Schwimmweste für Sohnemann Diego ist die Rede, von einer Bräunungscreme und Restaurantbesuchen von Ehefrau Verona.

Die sagte in einem anderen Interview im Zusammenhang mit ihrer Heirat 2005 im Wiener Stephansdom einen anderen Satz, der aufhorchen lässt: "Ich habe mich nie mit den Kosten auseinandergesetzt." Ihr Ehemann Franjo verdiene sehr gut. "Er regelt das alles aus seinem Büro."

Auf der Gästeliste damals: Humme, Stiegemann und eine Handvoll weiterer Stadtsparkassen-Leute. Es sei nicht der erste Anlass gewesen, weshalb Spitzengremien den Vorstandsvorsitzenden gewarnt hätten, seinen Ruf als Partygänger nicht zu sehr zu strapazieren, sagte der Rheinischen Post gestern ein Mitglied des Verwaltungsrats. "Aber er hat alle Ratschläge in den Wind geschlagen."

(RP)
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