Unternehmen in Düsseldorf Holz mit Geschichte
Oberbilk · Das Fachzentrum Hüttemann wird in vierter Generation geführt und blickt auf eine mehr als 120-jährige Historie zurück.
Zum 100. Geburtstag gab es eine große Party, jetzt kann das Holzfachzentrum Hüttemann in Oberbilk bald schon mit den Vorbereitungen für das 125-jährige Bestehen starten. Die Geschichte des Familienunternehmens begann 1898, als Joseph Hüttemann im sauerländischen Olsberg ein insolventes Sägewerk aufkaufte, alsbald gab es auch in Düsseldorf eine Zweigniederlassung. In Olsberg waren Chef wie Mitarbeiter stolz auf das mit Dampf betriebene Sägewerk, auf das große Angebot an Stämmen jeder Dimension, für Telegrafenmasten und Flankierbalken – und nicht zuletzt auf die Qualitäts-Holzkohle aus eigenen Meilereien. „In Düsseldorf wurde vor allem Grubenholz für das Ruhrgebiet produziert, als Abstützung, für Leitern und Gerüstdielen. Heute kann man damit natürlich kein Geld mehr mit verdienen“, erzählt Benedikt Hüttemann. Als jüngstes von vier Kindern rutschte der heute 52-Jährige nach dem Abitur in das Unternehmen und trat 1998 in vierter Generation das Erbe seines Urgroßvaters an. „Ich habe mich nicht großartig dagegen gewehrt“, sagt Hüttemann rückblickend.
1986 wurden die beiden Standorte getrennt, Benedikt Hüttemanns Onkel übernahm Olsberg, vor zwei Jahren wurde die Filiale jedoch nach Österreich verkauft. Sein Vater fungierte fortan als Alleinverantwortlicher in Düsseldorf und entwickelte das Unternehmen kontinuierlich weiter. Aus dem einstigen Sägewerk ist heute am Standort Im Liefeld 24 ein moderner Showroom für den Innenausbau geworden, für Parkett, Türen oder auch Wintergärten. 2013 übernahm Hüttemann zusätzlich die Geschäfte von Holz Hopp in Monheim, zusammen verfügen die Standorte über 15.000 Quadratmeter Verkaufs- und Lagerfläche, 40 Mitarbeiter sind vom Lagerist bis zum Außendienstmitarbeiter beschäftigt.
Die Kreissäge ist inzwischen der Digitalisierung gewichen. So werden Dachstühle zum Beispiel CAD-unterstützt stückfertig vom Automaten ausgespuckt. „Vor fünf Jahren hätten wir dafür noch Ärger mit dem Zimmermann bekommen, heute wird das einfach verlangt“, erklärt Hüttemann. Das Holz kommt aus Skandinavien und Russland, aber auch aus dem Sauerland oder Österreich, aus Malaysia oder Brasilien. „Ohne Zertifikation geht da natürlich gar nichts, eine nachhaltige Forstwirtschaft ist europaweit geregelt“, betont der Geschäftsführer. Ohnehin sei zum Beispiel in Brasilien gar nicht so sehr die Forstwirtschaft für das Abholzen der Regenwälder verantwortlich, sondern eher die Landwirtschaft von Großgrundbesitzern.
Natürlich bietet Hüttemann das an, was der Kunde verlangt, auch wenn der Chef den einen oder anderen Trend mit ein wenig Argwohn verfolgt. „Alles muss heutzutage weiß sein, schöne Türen in Eiche, Buche oder Kirschbaum sind nicht mehr gefragt.“ Parkett müsse zu 90 Prozent aus Eiche sein, „Esche oder Ahorn kauft hier kaum noch jemand“, so Hüttemann. Von den Anfängen der industriellen Produktion bis zu den mittlerweile oft einbaufertigen Markenfabrikaten gilt jedoch bis heute: Holz lebt nicht nur, Holz ist auch eine Rohware, deren Verarbeitung hohen handwerklichen Ansprüchen genügen muss. Und wer es geschafft hat, sich 121 Jahre am Markt zu behaupten, kann darin so schlecht nicht sein.