Internetwache der Polizei Hoffen auf die Nadel im Heuhaufen

Düsseldorf · Kürzlich hat die Nachtschicht an der Völklinger Straße in Spanien einen Selbstmord verhindert. In der Internetwache des Landeskriminalamts war der Hinweis eines Foren-Besuchers eingegangen, dass ein anderer Nutzer sich töten wollte. Übers Bundeskriminalamt ging der Hinweis an Interpol Madrid, und kurz darauf stand die spanische Polizei bei dem Lebensmüden.

 Dieter Brückner und Heino Schwarting in der Internetwache.

Dieter Brückner und Heino Schwarting in der Internetwache.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Solche und ähnliche Hinweise gehen täglich in der Online-Wache ein, die vor zwei Jahren als Folge des Amoklaufs von Emsdetten im LKA eingerichtet wurde. Der Lagedienst beobachtet rund um die Uhr das Hinweisportal der Internetwache.

Dort können Bürger alles melden, was ihnen im Netz als potenzielle Amokdrohung, als Hinweis auf Hass- und Racheakte oder auf Gewalttaten erscheint. "Das ist natürlich kein Ersatz für die 110: Bei akuten Gefahren ist der Notruf das sinnvollere Mittel", sagt Dieter Brückner, Dienstgruppenleiter im Lagezentrum.

Seit es die Wache gibt, sind rund 4000 Hinweise aller Art eingegangen. Jeder wird ernst genommen. "Wir leben davon, die Nadel im Heuhaufen zu finden", sagt Brückner. Geht ein Hinweis ein, sichern er und seine Kollegen als erstes die auffällige Internetadresse, finden heraus, woher sie stammt und informieren dann die zuständige Polizeidienststelle. Die klärt dann sofort, ob tatsächlich eine Straftat geplant ist — oder sich jemand einen makabren Scherz im Netz erlaubt hat. Der könnte dann durchaus mit Ärger rechnen.

Nach dem Amoklauf in Winnenden am 11. März schnellten die Hinweiszahlen nach oben: Statt durchschnittlich um die 250 gingen im März 436 Hinweise bei der Internetwache ein. 69 davon galten möglichen Amoktaten. Im Januar waren es nur vier gewesen, im Februar nur einer. "Die Bürger sind natürlich durch diese Tat wachsamer geworden", sagt Brückner. Erst mit Beginn der Osterferien gingen die Zahlen wieder zurück.

Das Netz permanent nach möglichen Straftaten abzusuchen, ist für die Polizei nicht machbar. Die Internetwache erlaubt den Fahndern aber, mit Hilfe der Nutzer ein kleines Stück vom weltweiten Netz im Auge zu behalten.

(RP)
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