Locations in Düsseldorf Im Haus der gefallenen Mädchen

Die Kapelle des alten Klosters und Erziehungsheims an der Flurstraße wird als Location für Events wie Hochzeiten genutzt.

 Die Wände wurden weiß gestrichen, der alte Holzboden ist geblieben. Ausgefallene Lampenkreationen erhellen das Kirchenschiff.

Die Wände wurden weiß gestrichen, der alte Holzboden ist geblieben. Ausgefallene Lampenkreationen erhellen das Kirchenschiff.

Foto: privat/Marc Ingel

Das ehemalige Kloster an der Flurstraße 57 hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, die 1890 begann, als der Ordensgemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz ihr Domizil an der Gerresheimer Straße zu klein wurde. Dort war der Kindergarten des Frauenvereins Pempelfort (in dem auch Ordensschwestern arbeiteten) ebenso beheimatet wie ein Heim für „besonders gefährdete“ Mädchen. In Flingern dagegen waren an diesem Standort zum damaligen Zeitpunkt nur Felder und Wiesen, der Neubau des Frauenvereins konnte entsprechend großzügig angelegt werden.

In der Folgezeit kaufte die Ordensgemeinschaft das Gebäude und baute es kontinuierlich aus. Es war genug Platz für eine Schule und eine Badeanlage, eine Wäscherei mit Bügelraum, für eine Heizungsanlage, für Garten, Sport- und Spielplatz, Heimküche, Gästezimmer und Gruppenräume. Und da den Mädchen kein Haar gekrümmt werden sollte und sie auch sonst von den Versuchungen der Außenwelt abgeschirmt gehörten, zog man gegen 1900 noch eine hohe Mauer um das Gelände. So wurden zwei Weltkriege überstanden, auch wenn 1943 eine Bombe die Kapelle zerstörte, sie musste neu aufgebaut werden. 1982 wurde das Erziehungsheim geschlossen, es entstanden Wohnungen. 2003 verließen die letzten Schwestern das Haus, es folgte der Verkauf an das Firmenkonsortium „Wohnfabrik“.

 Ab 1890 war die Ordensgemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz an der Flurstraße in Flingern beheimatet.

Ab 1890 war die Ordensgemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz an der Flurstraße in Flingern beheimatet.

Foto: privat/Marc Ingel

An diesem Punkt der Geschichte kommen Sarah Zimmer und Konstantin Gall ins Spiel. Damals noch stille Teilhaber befindet sich der alte Klosterbau seit 2009 in ihrem Privatbesitz. „Es war sicher so, dass wir aus architektonischer Sicht aktiv wurden, dass wir den Abriss und den Bau von Luxuswohnungen verhindern wollten“, sagt Sarah Zimmer, die aber auch sonst viel mit dem ehemaligen Haus der gefallenen Mädchen vorhatte. Zimmer und Gall zogen mit ihrer Firma it-Living ein, die von maßgeschneiderter Netzwerktechnik über Multimedia-Lösungen bis zur exakten PH-Wert-Kontrolle des Koi-Karpfenteiches das anbieten, was man Neudeutsch gerne als Smart-Home-Technik bezeichnet. Und da noch viel Platz übrig war, holten sich Gall und Zimmer noch weitere Mieter ins Haus. Der Kindergarten St. Hildegard breitet sich aus, die Flüchtlingshilfe hat dort geraume Zeit Räume genutzt, es gibt Mode- und Künstlerateliers, Musiker, Grafiker und Start-ups. „Wir haben oft Räumlichkeiten umsonst vergeben, das klappt in Zukunft aber nicht mehr, dafür geht der Erhalt des alten Gebäudekomplexes auf Dauer einfach zu sehr ins Geld“, sagt Sarah Zimmer. Die Warteliste für Interessenten ist ohnehin lang.

 Die Einrichtung für „besonders gefährdete“ junge Mädchen erhielt den Namen „Christi Hilf“.

Die Einrichtung für „besonders gefährdete“ junge Mädchen erhielt den Namen „Christi Hilf“.

Foto: privat/Marc Ingel

Und dann existiert da noch die Kapelle, für die es zunächst so recht keine Verwendung gab. Seit gut vier Jahren kann diese nun für Events angemietet werden. Auf rund 280 Quadratmetern finden in dem Kirchenschiff vor allem Hochzeiten statt, „wir würden uns aber gerne noch mehr in Richtung Seminare und Kongresse, Lesungen oder Theater orientieren“, erklärt Zimmer. An Anfragen fehlt es nicht, die Nutzungsmöglichkeiten sind jedoch eingeschränkt: Da sich das alte Kloster mitten in einem Wohngebiet befindet, können Veranstaltungen wie Konzerte oder Partys nur im Ausnahmefall stattfinden, um 22 Uhr ist ohnehin Schluss. „Die alte Bleiverglasung bietet kaum Schallschutz, das wirkt wie Papier“, so die Geschäftsführerin der Kloster Event GmbH, die für die Vermarktung ins Leben gerufen wurde. Ein Termin steht jedenfalls für den 28. November fest: Im Rahmen der Flingern-Nacht können sich dann Start-ups aus Düsseldorf und der Umgebung präsentieren. Oder Neugierige einfach mal reinschauen, wie das ehemalige Haus der gefallenen Mädchen sich heute präsentiert.

Info: klosterevent.de

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