Corona-Hochzeit in Düsseldorf Janine gab Philip im Autokino ihr Jawort

Düsseldorf · Das Coronavirus macht erfinderisch: Zum ersten Mal fand in einem deutschen Autokino eine Hochzeit statt. Die beiden Düsseldorfer Janine und Philip gaben sich auf dem Messeparkplatz das Ja-Wort. Romantik in Corona-Zeiten.

Hochzeit Autokino Düssedorf: Das erste Brautpaar heiratet
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Das erste Brautpaar heiratet im Autokino Düsseldorf

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Foto: Wolfgang Harste

Die Braut war sichtlich nervös. Auf der Bühne zappelte sie auf dem Stuhl hin und her, später im Stehen wippte ihr cremefarbenes Kleid wild im Wind. „Ich habe die ganze Zeit seine Hand gehalten“, platzte es nach der Zeremonie aus Janine heraus. Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte sie und ihren Bräutigam Philip im Düsseldorfer Autokino getraut, nach Angaben der Veranstalter fand so etwas das erste Mal in Deutschland statt.

Recht ungewöhnlich war die Szenerie, nicht so wirklich romantisch, dafür originell: Eine Acrylglasscheibe hatte sie und ihren Liebsten vom OB getrennt. 30 Autos mit Familie und Freunden durften vor dem Autokino parken. Statt Klatschen gab es Hupkonzerte.

„Wir sind eh ein bisschen verrückt“, erzählte Janine munter und mit glänzenden Augen. „Da passt diese Hochzeit zu uns.“ Sie ist jetzt eine Scholz, ihr Gatte hatte ihr am 25. Februar dieses Jahres im Rheinturm anlässlich ihrer zweijährigen Liebe den Heiratsantrag gemacht. Dass der Tag ihrer Hochzeit in die Zeit der Corona-Krise fällt, konnten sie nicht ahnen. Sie sehen es positiv: „Ich finde diese Hochzeit klasse“, sagte die Braut. „Klar ist das blöd mit Corona, aber unsere Lieben sind ja trotzdem bei uns. Also, alles halb so wild.“ Erst am Donnerstag kam der Anruf, ob sie im Autokino heiraten wollen. „Wir haben sofort Ja gesagt“, meinte Philip Scholz.

Sonnenschein satt gab es für das Paar, dazu leichte Böen. Die Hochzeitsgäste konnten die Worte auf der Bühne über eine UKW-Frequenz im Autoradio empfangen. Die beiden sind nicht nur Deutschlands erstes Autokino-Brautpaar, sondern auch leidenschaftliche Fortuna-Fans. Rote Ballons schmückten die Bühne, rote und weiße Lichtstrahler, Familie und Freunde hängten Fähnchen des Traditionsvereins aus dem Fenster und Fortuna-Schals, rote Schleifchen zierten die Motorhauben.

Warme Worte gab es vom OB: „Ich bin jetzt seit 18 Jahren mit Vera glücklich verheiratet. Natürlich gibt es nicht nur Schmetterlinge im Bauch, aber nach schwierigen Zeiten kommt auch wieder Sonnenschein.“ Er schenkte den Vermählten zwei T-Shirts, vorne prangt das Stadtwappen darauf. „Er ist echt cool“, befand die Braut drollig, während ihr Mann und sie Masken mit Fortuna-Logo trugen. Die große Party soll wohl zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, wenn Corona einigermaßen vorbei ist. „Mama und Papa kommen aber.“

Coronavirus: So sieht Düsseldorf in Corona-Zeiten aus - Fotos
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Düsseldorf in Zeiten des Coronavirus

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Für den Brautstrauß hatte sich Janine was Feines überlegt: „Ich werde ihn bei uns Zuhause vom Balkon werfen, ich möchte, dass ihn eine Freundin fängt, denn ich glaube, sie möchte gerne heiraten.“ Während das Paar noch – recht paralysiert – der zahlreich erschienenen Presse Anekdötchen aus dem jungen Leben erzählte, setzten sich die 30 Autos schon in Bewegung, um den Parkplatz zu verlassen.

Der Standesbeamte Harald Weber brachte sich da in Position. Nach der ersten Trauung in einem deutschen Autokino sollte der noch zwei weitere Heiratswillige in den Bund der Ehe verabschieden. „Ich finde es klasse, dass Paare diese Möglichkeit bekommen“, meinte er. Er selber ist noch nicht verheiratet. „Bewerbungen sind herzlich willkommen“, sagte der 48-Jährige verschmitzt.

Lange allein bleiben werden Janine und Philip Scholz nicht. Ein Mädchen ist schon unterwegs, es soll im August kommen. Der Name ist noch geheim, wie die werdende Mutter sagt. Zum Abschied schritt das Paar noch einmal an einem Banner vor der Bühne entlang, das D.Live, unter anderem Veranstalter des Autokinos, extra fertigen ließ. „Der schönste Tage im Leben“ steht da in rosafarbenen Lettern.

Herzklopfen hatte Janine da immer noch, musste aber über eine gewisse ausgleichende „Gerechtigkeit“ lachen. Den Nachnamen ihres Mannes nahm sie an, „aber ich habe mir dafür ja auch einen Jüngeren geschnappt. Ich bin 31, er erst süße 26.“

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