Düsseldorf Hochhaus-Abfall landet auf Kita-Spielplatz

Düsseldorf · Glasflaschen, gebrauchte Hygieneartikel, Essensreste - zweimal täglich sammeln Erzieherinnen der Kita Wunderland in Hassels Unrat vom Spielplatz. Der ist zur Hälfte bereits gesperrt. Die Umweltsünder stört das nicht.

 Ouassin, Oskar, Lina und Jesika an der amtlichen Absperrung: Hof und Wiese dahinter dürfen sie nicht betreten.

Ouassin, Oskar, Lina und Jesika an der amtlichen Absperrung: Hof und Wiese dahinter dürfen sie nicht betreten.

Foto: Andreas Bretz

Als die ersten Kinder im März 2013 in die neue Tagesstätte Wunderland des DRK einzogen, war eins der Highlights noch nicht fertig. Erst im Oktober konnte das riesige Außengelände in Betrieb genommen werden, mit Spielplatz, Bolzwiese und einem Hof, der für Laufräder und Bobbycars ideal ist. Doch den dürfen die Kleinen seit Monaten nicht benutzen. Seit eine leere Wodkaflasche aus dem Hochhaus nebenan nur wenige Zentimeter neben einer Erzieherin auf den Boden knallte, sind Hof und Wiese abgesperrt.

Das Wort "Polizeiabsperrung" auf dem rot-weißen Flatterband können die Kinder noch nicht lesen. Die besorgten Blicke ihrer Betreuerinnen, die immer wieder zum Hochhaus gehen, bekommen sie aber schon mit. "Wir haben wirklich Angst", sagt Christina Moritzen-Dizdarevic aus dem Leitungsteam der Kita. "Wir bräuchten ein schützendes Dach über dem Areal."

Kita-Eingang liegt innerhalb der Sperrzone

 Täglich zerspringt Glas auf der Kinderwagen-Rampe unter dem Hochhaus.

Täglich zerspringt Glas auf der Kinderwagen-Rampe unter dem Hochhaus.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Das Bauamt habe die abzusperrende Fläche festgelegt, hinter der keine Gefahr mehr drohe. Weil innerhalb der Sperrzone aber der Eingang mit Rampe ist, können Eltern mit Kinderwagen auch nicht mehr in die Kita. "Denen reichen wir ihre Kinder übers Geländer." Zum Glück zeigten aber alle Eltern viel Verständnis für die Situation.

Schon vor der Sache mit der Flasche haben die Erzieherinnern immer wieder Zigarettenkippen und anderen Abfall vom Hof gesammelt, der von Kitagebäude und Hochhaus eingerahmt, von der Straße aus nicht einsehbar ist. Anfangs haben sie an nichts Böses gedacht. Doch seit dem Flaschenwurf, nach dem auch Polizei und Hausverwaltung des Hochhauses eingeschaltet wurden, landet täglich Abfall auf der Kita-Anlage. Glasscherben und Kippen sind immer dabei, manchmal klauben sie abgenagte Hühnerknochen aus dem Sandkasten. Auch benutzte Damenbinden und ein geschmückter Weihnachtsbaum wurden schon gefunden - nichts für neugierige Kleinkinder. Die Hausmeister des Hochhauses hätten sich das angeschaut, versprochen, sich zu kümmern. Passiert sei nichts. Auch die Ermittlungen der Polizei nach dem Flaschenwurf liefen ins Leere.

Kita-Team kontrolliert jeden Tag das Gelände

"Wir haben so viele tolle Spielgeräte für Draußen, die wir gar nicht nutzen können", sagt Moritzen. Stattdessen gehören zum Arbeitsgerät des Kita-Teams inzwischen Müllzangen, Kamera und Tagebuch. Jeden Morgen kontrollieren sie das Gelände, dokumentieren die Funde, sammeln ein und bringen den Müll zum Container. "Wenn wir mittags die zweite Runde machen, liegt dann schon wieder was da", sagt Moritzen. Bei den Rundgängen sind sie extrem vorsichtig, schauen ständig nach oben. "Wahrscheinlich machen sich die Leute, die das Zeug vom Balkon werfen, gar keine Gedanken darüber, dass hier unten eine Kita ist."

Ein Stadtsprecher sagte auf Anfrage, die Absperrung sei eingerichtet worden, weil die Hochhausfassade schadhaft sei. Doch auch die Müll-Würfe sind bei der Stadt bekannt. Der Runde Tisch für Hassels-Nord, unter Leitung von Ordnungsdezernent Stephan Keller 2011 einberufen, nachdem eine Serie von Brandstiftungen im Hochhaus das Brennpunktviertel Potsdamer Straße in Unruhe versetzt hatte, wird sich noch diesen Monat damit befassen.

Müll-Problem ist Rundem Tisch bekannt

Dabei waren sich die Teilnehmer dieser Runde, die von Ordnungsdezernent Stephan Keller geleitet wird, und der unter anderem mehrere städtische Ämter, der Kriminalpräventive Rat, Polizei, Politiker, Mieter und Hausverwalter angehören, einig, dass sich die Situation beruhigt habe. Die Treffen des Runden Tisches waren deshalb sogar ausgesetzt worden.

Die Hausverwaltung hat bisher auf Anfragen unserer Zeitung nicht reagiert.

(RP)
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