Greatest Hitz 2019 Düsseldorfs Dresscode bei 37 Grad
Die heißesten Wochen des Jahres (Hundstage genannt) beginnen offiziell am 23. Juli. Aber was heißt das schon, bei 37 Grad? Adda von den Hollerwiesen jedenfalls pfeift auf ihren Adelsnamen und lässt sich’s in der ollen Bauwanne in Frauchens Garten gut gehen – die ist nämlich voll mit kühlem Wasser. Menschen haben es nicht ganz so leicht - wir haben ein paar in Düsseldorfer nach ihrem Dresscode bei der Hitze gefragt.
Er ist der Mann, auf den die Büros in der Innenstadt sehnsüchtig warten: Martin Olejnik. Der 41-Jährige liefert Getränke aus, kommt dabei mächtig ins Schwitzen. Der Vorteil an seinem Job: Er darf in Shorts kommen. Auch wenn die bei der Knochenarbeit keine wirkliche Abkühlung bringen. Regelmäßig wechselt er das T-Shirt, verbraucht dosenweise Deos und trinkt sechs bis sieben Liter Wasser. Obwohl das Thermometer 37 Grad im Schatten zeigt, verzichtet Martin Olejnik nicht auf seine Handschuhe, „ohne würde ich mir die Hände aufreißen beim Kisten tragen“. Pflicht sind auch die festen Schuhe, die mit Stahlkappen ausgestattet sind.
Pauline Ganz hat es gut – zumindest besser als andere. Die 19-Jährige hat eine Freundin in Düsseldorf besucht, will den Tag noch in der Stadt verbringen, ein bisschen durch die Einkaufsstraße bummeln – in kurzen Shorts und einem luftigen Trägertop. So sieht ihr Freizeitlook aus, „bloß nicht zu eng“, sagt Ganz, die in Bonn Wirtschaftspsychologie studiert und auch im Hörsaal gerne leger und luftig angezogen ist. Anders sieht das bei ihrem Job aus: Nebenbei arbeitet die 19-Jährige in der Verwaltung einer Tagespflege, hat dort viel Kontakt mit Kunden, „da habe ich schon immer eine lange Hose an“. Ihr Tipp: „einfach aushalten“.
Für sein Outfit bekommt Frederick Pim fast schon bewundernde Blicke, nicht mal in der Mittagspause verzichtet er auf sein Sakko. Langärmliges Hemd, lange Hose, geschlossene Schuhe, Socken – klar. Nur die Krawatte hat er heute weggelassen. Der 25-Jährige macht gerade ein einjähriges Praktikum bei der HSBC-Bank, zwischen seinem Bachelor- und seinem Master-Studium. Dass er die Jacke sogar bei 37 Grad anbehält, hat vor allem einen Grund: „So sieht man keine unschönen Flecken“, sagt er. Im Büro gibt es zum Glück eine Klimaanlage, sogar Duschen und Umkleiden. Dem Klamotten-Wechsel steht also nichts im Weg.
Kurz hatte Jeannine Lohmann-Laas überlegt, ob sie mit ihrem Mann wirklich den Ausflug nach Düsseldorf macht. „Wir haben das aber schon so lang geplant und jetzt trotz Hitze durchgezogen“, sagt die 43-Jährige, die aus Kleve kommt. Ein Schattenplätzchen hat sie sich gesucht in der Altstadt, dazu ein kühles Getränk bestellt. Lohmann-Laas setzt auf luftdurchlässige Kleidung, verzichtet auf dicke Stoffe, auf dunkle Farben, obwohl sie eigentlich gerne Schwarz und Grau und Blau trägt. Zu kurz sollten die Röcke, zu tief ausgeschnitten die Shirts aber auch nicht sein. Lieber wechselt sie ihr Outfit und duscht zwei Mal am Tag.
Einen festen Dresscode hat Jens Reinhardt: Ganz gleich, ob Sommer oder Winter. Ein Hemd mit kurzen Ärmeln, die Hose lang,eine Schürze um die Taille und feste Schuhe. Der 53-Jährige arbeitet seit zwei Jahren als Köbes in der Hausbrauerei Uerige, seine Schicht hat gerade begonnen. „Wir müssen da jetzt durch“, sagt Jens Reinhardt, „aber wir werden auch diese Hitzewelle überleben“. Glücklicherweise ist der 53-Jährige für die Frühschicht eingeteilt, hat um halb vier Schluss. Am Abend wird er sich noch mit einem alten Freund zum Abendessen treffen, in Shorts und offenen Schuhen und im luftigen T-Shirt.
Normalerweise schaut Lili Jiang ganz neidisch durch das Schaufenster auf die Kö, wenn die Sonne scheint, sie die Leute flanieren sieht und im Laden steht. Bei 37 Grad ist das nun andersherum: ?Unsere Klimaanalage ist auf 19 Grad eingestellt?, sagt Jiang, die bei einem Herrenausstatter arbeitet ? ?in Uniform?. Blazer, lange Hose, geschlossene Schuhe, dazu die Haare offen und knallroter Lippenstift. Jiang, die ihr Alter nicht verraten will, nur sagt, dass sie so alt ist, wie sie aussieht, hat einen Tipp für alle, die wie sie einen Dresscode tragen müssen: ?Tu einfach so, als wärst du im Urlaub. Dann hält man es aus.?