Ratssitzung Hintzsche einstimmig wiedergewählt

Düsseldorf · Der Schul- und Sozialdezernent Burkhard Hintzsche geht in seine zweite Düsseldorfer Amtszeit. Der Rat belohnte die solide Arbeit des Beigeordneten: Es gab lediglich eine Enthaltung bei der Abstimmung. Im Interview spricht er sich für Verbundschulen aus.

Herr Hintzsche, herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl. Waren Sie aufgeregt?

Es gab in den vergangenen Wochen schon einen Spannungsbogen, auch wenn ich aus den Fraktionen positive Signale bekommen habe. Eine Beigeordnetenwahl ist immer von Besonderheiten geprägt. Aber es freut mich natürlich, dass ich eine so breite Mehrheit bekommen habe.

Sie haben ein SPD-Parteibuch, genießen das volle Vertrauen des CDU-OB und sind im schwarz-gelben Rathaus einstimmig im Amt bestätigt worden. Haben Sie alles richtig gemacht?

Nein. Aber ich verstehe meine Arbeit stets als Sacharbeit. Ich bin nicht der verlängerte Arm irgendeiner Fraktion, sondern fachlich und an der Sache orientiert. Das kann jeder, der mich in den vergangenen acht Jahren begleitet hat, bestätigen.

Sie haben arbeitsintensive und mit vielen Pflichtaufgaben verbundene Bereiche - Soziales, Schule, Jugend Sport. Haben Sie sich schon mal gewünscht, mit Kollegen zu tauschen?

Nein. Ich glaube, man muss einfach die Verbindungslinien zwischen den Bereichen sehen. Nehmen Sie ein zehnjähriges Mädchen in Düsseldorf. Es geht zur Schule, verbringt den Nachmittag in der Freizeitstätte und ist vielleicht noch im Sportverein. Das zeigt, wie sich die Bereiche Schule, Jugendhilfe und Sport miteinander vernetzen lassen. Das ist ein enormer Vorteil.

Kaum etwas wird derzeit so diskutiert wie Bildung. Was halten Sie vom Schulgesetzentwurf der rot-grünen Landesregierung, der gemeinsames Lernen bis zur 10. Klasse vorsieht, und was bedeutet das für Düsseldorf?

Auf Länderebene muss zwingend ein schulpolitischer Konsens erzielt werden. Das ist insbesondere für eine internationale Stadt wie Düsseldorf wichtig. Wenn Sie in ein anderes Bundesland oder gar ins Ausland wechseln wollen, müssten Sie erst einmal erklären, was eine Gemeinschaftsschule ist. Das Ziel muss sein, den Wildwuchs der Schulformen einzudämmen. Mir ist wichtig, dass die Schulform Gymnasium nicht angetastet wird. Denn in Düsseldorf wird sie von 50 Prozent der Eltern gewählt.

Plädieren Sie für das Modell Verbundschule?

Wenn ich sage, wir müssen weiterhin Gymnasien haben, bedeutet das umgekehrt eine starke Verzahnung von Haupt- und Realschulen. Das ist über Verbundschulen möglich. Wir brauchen stärkere Zusammenarbeit zwischen den Schulen, um Eltern, die bisher nicht Hauptschulen für ihre Kinder gewählt haben, das Signal zu geben, dass in diesen Verbünden alle Abschlüsse gemacht werden können.

Was spricht gegen eine weitere Gesamtschule?

Das Modell der Landesregierung sieht nicht Gesamt-, sondern Gemeinschaftsschulen vor. Das beinhaltet nicht zwingend einen Gymnasialteil. In Düsseldorf sind Realschulen sehr stark. Die vier städtischen Gesamtschulen halte ich für ausreichend. Wenn wir eine fünfte Gesamtschule öffnen würden, würde die sich zu 90 Prozent aus Jugendlichen mit Hauptschulempfehlung zusammensetzen. Dass solche Schüler unter dem Dach einer Gesamtschule länger gemeinsam lernen sollen, leuchtet per se nicht ein.

Die Gymnasien sind offenbar so attraktiv, dass auch Schüler aus dem Umland nach Düsseldorf drängen. Weil ein Kind aus Meerbusch am Cecilien-Gymnasium abgelehnt wurde, klagt ein Anwalt. Wie sehen Sie dem nächsten Urteil entgegen?

Zunächst muss man sagen, dass ja nicht wir beklagt werden, sondern die Bezirksregierung. Wir haben eine attraktive Schullandschaft, das liegt daran, dass wir viel Geld für die Bildung in die Hand nehmen. Wenn wir Schulen sanieren, machen wir das mit unseren Mitteln. Deshalb müssen auch Schüler aus Düsseldorf Vorrang haben. Es kann doch nicht sein, dass wir für Schüler aus der Region zusätzlich zahlen. Schüler aus der Region können sich bei uns anmelden, die Schulen dürfen sie aber nur nachrangig aufnehmen.

Ist ein neues Gymnasium denkbar?

Es gibt keine Pläne für einen Neubau. Ich denke, dass wir durch Ordnen im Schulraumbestand Kapazitäten schaffen.

In welchem Stadtteil wird als Nächstes eine Schule neu eröffnet? Eine Realschule in Unterrath?

Es gibt bis zum Abschluss des Schulentwicklungsplans im August 2012 darauf keine Antwort.

Was ist mit der Abendrealschule, zieht sie endgültig nach Garath?

Es gibt einen entsprechenden Ratsbeschluss, die Abendrealschule an die Emil-Barth-Straße zu verlegen, und ich habe keinen Zweifel daran, dass das realisiert wird. Die Abendrealschule bekommt nach der sukzessiven Auflösung der Hauptschule erstmals einen eigenen Schulstandort.

Jüngst gab es massive Proteste von Eltern, denen der Ausbau zur Ganztagsschule zu langsam geht. Können Sie die Eltern verstehen?

Natürlich, weil Eltern sich immer wünschen, dass die jeweilige Schule schnell fertig wird. Sie müssen aber auch sehen, dass wir in Düsseldorf 161 Schulstandorte haben. Seit 2003 bauen wir sie sukzessive aus und um, was heißt, dass wir für alle Schulen zusammen Geld in die Hand nehmen müssen.

Um welche Summen handelt es sich?

Wir haben pro Standort 300 000 Euro in die pädagogische Über-Mittagsbetreuung und fast 800 000 Euro in den Gebundenen Ganztag gesteckt und in sieben Jahren mehr als 80 Grundschulen qualifiziert. Letztendlich sind alle 161 Schulen in Düsseldorf in irgendeiner Form Ganztagsschulen. Zumindest Übergangslösungen sind gesichert. Wir haben als Zielvereinbarung zwischen Politik und Verwaltung eine Prioritätenliste aufgestellt. Diese Liste ist auch an alle Schulen gegangen. Jetzt scheren aber viele aus. Das kann ich nicht nachvollziehen.

Ob Schule, Jugend oder Soziales - immer wieder beschließen Bund und Land Dinge, und die Kommune muss zahlen. Glauben Sie, dass noch stärkere Belastungen auf die Kommunen zukommen?

Die Kommunen tragen schon jetzt die höchsten Belastungen bei Prävention, Armutsbekämpfung, Kosten der Unterkunft und Hilfe zur Pflege. Allein Letzteres macht in Düsseldorf 50 Millionen Euro aus. Dieser Trend wird anhalten. Ein Beispiel: Vor der Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe im Jahr 2005 lagen die Kosten für Düsseldorf bei 80 Millionen Euro. Heute sind wir bei 170 Millionen Euro bei den Kosten für Unterkunft. Die Zusammenlegung sollte zur Entlastung der Kommunen führen. Wir sind aber im Gegenteil überproportional belastet worden. Dabei ist die Gruppe der Empfänger von Arbeitslosengeld II etwa gleich geblieben.

Zu Ihrem Dezernat gehört Sport. Sind Sie stolz darauf, dass eine vom Rathaus in Auftrag gegebene Umfrage ergeben hat, dass Düsseldorf die sportlichste Großstadt Deutschlands ist?

Das Ergebnis ist gut, aber ich glaube, dass es nicht so sehr darauf ankommt, dass Düsseldorf spitze ist, sondern darauf, dass wir die Angebote entwickelt haben. In Düsseldorf gibt es viele Sportaktive, die nicht in Vereinen organisiert sind. Wir brauchen mit Blick auf Berufstätige flexible Angebote. Das erzielen wir durch Kooperationen mit Vereinen. Mit der Umfrage fühlen wir uns durch Experten bestätigt.

Treiben Sie selbst Sport?

Basketball in einer Schulsporthalle und Tennis in einem Verein, der nicht in Düsseldorf liegt.

Denisa Richters und Gökçen Stenzel führten das Interview.

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