Streit um Erwin-Platz Hille Erwin wirft Thomas Geisel Wortbruch vor

Düsseldorf · Es ist selten, dass Hille Erwin sich öffentlich äußert, wenn es um eine Platz- oder Straßenbenennung nach ihrem Mann geht. Doch die aktuelle Diskussion um einen möglichen Erwin-Platz in Bilk geht der Witwe zu weit.

 Hille Erwin fühlt sich in der Debatte um den Erwin-Platz wie ein Spielball zwischen den Fronten.

Hille Erwin fühlt sich in der Debatte um den Erwin-Platz wie ein Spielball zwischen den Fronten.

Foto: RP/Andreas Bretz

Zu viele Anläufe hat es seit dem Tod des ehemaligen Oberbürgermeisters im Mai 2008 gegeben, zu oft folgten unschöne Auseinandersetzungen und Schmähungen des Verstorbenen. Doch was Hille Erwin in den vergangenen Tagen erlebt hat, übersteigt all das. "Meine Kinder und ich sind enttäuscht, erschrocken und bestürzt, wie das gelaufen ist", sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie fühle sich wie ein Spielball zwischen den Fronten.

Auf eines legt sie besonders großen Wert: "Die Initiative für die Platzbenennung ist nicht von uns ausgegangen, sondern Herr Geisel hat uns angesprochen." Man habe gemeinsam mehrere Möglichkeiten durchgesprochen und sich schließlich auf eine Benennung des Bereichs vor dem Breuninger-Haus im Kö-Bogen geeinigt. Das sei Ende August/Anfang September gewesen. Immer wieder liefen sich Geisel und Hille Erwin danach über den Weg. "Er hatte stets signalisiert, dass es nicht einfach sei, er es aber hinbekommen werde." Zuletzt habe Geisel ihr bei der Verleihung der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde vor Zeugen zugesagt, "dass er die Platzbenennung im Kö-Bogen durchbringen werde". Nur so könne er Standhaftigkeit zeigen.

Wegen dieses Versprechens und weil Geisel sich nicht bei ihr mit anderen Nachrichten gemeldet hatte, habe sie sich keine Sorgen gemacht, als von einer möglichen Ehrung Erwins an den Bilker Arcaden zu lesen war. "Ich habe sogar die CDU beruhigt, dass bestimmt nichts dran sei." Die Arcaden-Lösung wurde konkreter. Doch Geisel, der im Wahlkampf immer wieder Erwins Verdienste gelobt und engen Kontakt zur Familie gehalten hatte, habe sich nicht gemeldet. Schließlich kontaktierte Hille Erwin ihn. Geisel blieb bei seiner Kehrtwende, versicherte, dass es schade sei, die Ampel das aber so wolle. "Es ist ein Skandal, dass der OB uns nicht darüber informiert hat, dass er von seinem ursprünglichen Vorschlag möglicherweise Abstand nimmt und, obwohl er von unserer Ablehnung weiß, trotzdem die Benennung an den Bilker Arcarden — oder wo auch immer — vorantreibt", sagt Hille Erwin enttäuscht.

Ihr Sohn Markus hat am Freitag dazu eine öffentliche Erklärung abgegeben. Die aktuelle Diskussion bezeichnet er als "ehrabschneidend". Er erwarte, dass Geisel zu seinem Wort stehe. "Ich hoffe sehr, dass ich mich in ihm nicht getäuscht habe."

(RP )
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort