Interview mit Dirk Elbers "Hilfe für Köln ist selbstverständlich"

Düsseldorf · Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) hat seinem Amtskollegen in der Domstadt, Fritz Schramma (CDU), als Amtshilfe den Düsseldorfer Rechtsamts-Leiter geschickt. Ein Gespräch über die Hintergründe, den Informationsfluss im Rathaus und Katastrophen-Management.

Herr Elbers, Sie leisten Ihrem Kölner Kollegen Fritz Schramma bei den Schritten, die er vermutlich innerhalb seiner Stadtverwaltung eingeleitet hat, Amtshilfe. Weshalb?

Elbers Ich hatte ihm von Anfang an Unterstützung angeboten, bereits direkt am Tag nach dem Unglück. Wir haben ja sehr schnell Experten nach Köln geschickt, die bei der Bergung der Schriftstücke aus dem eingestürzten Stadtarchiv helfen. Es ist für mich selbstverständlich, das zu machen — als OB der Nachbarstadt, aber auch, weil wir befreundet sind. Die Amtshilfe jetzt ist selbstverständlich.

Nun haben Sie Ihren Rechtsamts-Leiter, Michael Großmann, nach Köln geschickt. Wie ist es dazu gekommen?

Elbers Fritz Schramma und ich haben uns am Rande einer Veranstaltung für den US-Generalkonsul Matt Boyse getroffen und natürlich über die aktuelle Problematik gesprochen. Er erzählte mir, dass er Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen wolle, weil ihm sein Baudezernent in Zusammenhang mit dem Unglück wichtige Informationen vorenthalten habe. Schramma fragte, ob wir helfen könnten. Ich habe ihm sofort Herrn Großmann zugesagt.

Weshalb ist das nötig? Köln hat doch auch ein Rechtsamt...

Elbers Natürlich, aber er kann ein Verfahren gegen Mitarbeiter seiner Verwaltung nicht durch sein eigenes städtisches Amt überprüfen lassen, sondern braucht einen externen Dritten. Da liegt es nahe, einen Experten aus einer Großstadt in der Nachbarschaft zu nehmen.

Was qualifiziert Herrn Großmann dafür besonders?

Elbers Er ist Jurist, leitet das Rechtsamt einer Landeshauptstadt, kennt also die Situation in Kommunen und weiß auch, worauf es bei Disziplinarverfahren ankommt.

Was macht er jetzt konkret in Köln?

Elbers Er wird sich erst einmal in die Akten einlesen und die Vorgänge beleuchten: wer was wann gesagt hat oder nicht, und welche Maßnahmen eingeleitet werden können. Es ist ja für einen OB nicht angenehm, wenn der zuständige Beigeordnete ihn an seinem Wissen nicht teilhaben lässt. Wirklich eine äußerst unangenehme Situation.

Was bedeutet es denn für einen Verwaltungschef, wenn ihn seine Verwaltung nicht informiert?

Elbers Die Reaktion von Fritz Schramma zeigt, dass immense Wut und auch Fassungslosigkeit in einem hochkommen, wenn man neben Leuten sitzt, die einen nicht informieren. Dieses Gefühl kann ich gut verstehen, weil ich selbst nichts mehr hasse als Illoyalität. Als OB muss man schließlich den Kopf hinhalten für die Unaufmerksamkeit des Umfelds. Ich kann nachvollziehen, dass das nun für ihn eine sehr schwere Zeit ist.

Könnte Ihnen das auch passieren?

Elbers Ich gehe davon aus, dass ich in so einer Situation voll informiert würde. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es natürlich nicht. Es ist ja auch die Frage, ob die Wichtigkeit der Information in der jeweiligen Situation erkannt wird. Ich bin sehr pingelig und kann sehr ärgerlich werden, wenn eine Information, die wichtig für die Stadt ist, an mir vorbeigehen könnte. Schützen kann man sich davor nur, indem man möglichst eng zusammenarbeitet. Das mache ich mit meinen Kollegen Beigeordneten.

Was sagen Sie insgesamt zu den Vorgängen in Köln? Hat Schramma bisher richtig gehandelt?

Elbers Das kann ich als Außenstehender schwer beurteilen. Man muss immer sehen, dass es nicht einfach ist, wenn man in eine Situation mit einer solchen Katastrophe gerät. Möglicherweise hätte ich mir die eine oder andere Äußerung besser überlegt. Fritz Schramma hat jedoch von Anfang an deutlich gemacht, dass das Unglück vorbehaltslos aufgeklärt werden muss. Das treibt er ja auch voran. Als Stadtoberhaupt muss man aber natürlich Vertrauen in die ausführenden Firmen setzen können. Man kann sich ja nicht selbst in die Grube stellen. Dazu fehlt allein schon das Fachwissen.

Muss Schramma auch politisch Verantwortung übernehmen?

Elbers Er lässt meiner Ansicht nach keinen Zweifel daran, dass er Verantwortung übernimmt, indem er sich der Sache stellt und konsequente Aufarbeitung einfordert. Und es kann nicht sein, dass nach einem solchen Unglück der Rücktritt gefordert wird. Das ginge an der Sache komplett vorbei.

In Köln war die Bauaufsicht offenbar über mehrere Ebenen delegiert worden. Ist das in Düsseldorf, wo die Wehrhahn-Linie gebaut wird, anders?

Elbers Ja, denn wir betreiben und kontrollieren unseren U-Bahnbau selbst. Wir haben Experten von draußen für uns verpflichtet, wie Projektleiter Gerd Wittkötter, einen ausgewiesenen Tiefbauer. Das ist also von vorneherein anders gehandhabt worden. Nach dem Kölner Unglück haben wir noch einmal alles koordiniert und geprüft, prüfen auch weiter. Ich glaube, wir haben nun fast absolute Sicherheit.

(RP)
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