Intensivtäter Emre S. vor Gericht Hielt 17-Jähriger Kinder als Sklaven?

Wegen Freiheitsberaubung, Nötigung, Körperverletzung und Anstiftung zu Serien-Diebstählen sowie zum bundesweiten Spendenbetrug wird Emre S. (17) seit Donnerstag vor dem Amtsgericht der Prozess gemacht.

Weil der Angeklagte nicht volljährig ist und deshalb noch unter das Jugendrecht fällt, sind Zuschauer zur Verhandlung nicht zugelassen. Laut Anklage soll S. unzählige, meist jüngere Heimkinder aus seinem Viertel über Monate hinweg durch Schläge und Drohungen wie Sklaven gehalten und immer wieder zu Straftaten gezwungen haben.

Durch blanke Gewalt soll Emre S. ein Klima der Angst geschaffen - und seine dadurch gefügig gemachten Opfer reihenweise zu Raub, zum Diebstahl und Spendenbetrug gezwungen haben. Um zwei 13 und 15 Jahre alte Jungen als Gehilfen auszubeuten, soll der jetzt 17-Jährige laut Anklage die beiden Heimkinder bei Minustemperaturen sogar auf dem verdreckten Dachboden eines Mietshauses eingepfercht haben, in er mit seinen Eltern lebte. Doch auch Vater und Mutter zählt die Anklage jetzt zu seinen Opfern.

So gab Emre S. als bisher einzigen Anklagepunkt Donnerstag zu, dass er seine Mutter nach einem Wortgefecht im Juni 2010 mit der Faust am Kopf verletzt, seinen Vater mit der langen Klinge eines Küchenmessers bedroht habe. Zu allen anderen Anklagepunkten hat er nach RP-Informationen bisher geschwiegen.

Am ersten Prozesstag vernahm das Jugendgericht mehrere Zeugen. Auffallend soll dabei gewesen sein, dass die Kinder stets gehemmt wirkten. Erst auf vielfache Nachfragen seien sie bereit gewesen, S. zu belasten. Demnach habe er auch einen 16-jährigen Kumpan gezwungen, bei einer frei erfundenen Spendenaktion für eine argentinische Schule immer wieder Geld zu sammeln und abends bei S. abzuliefern. Laut Anklage hat S. andere Kinder auch zum Überfall auf eine Passantin in einem Park gezwungen und zu kleinen Diebstählen in Supermärkten. Für den Prozess sind 18 Zeugen benannt, ein Urteil wird am 10.März erwartet.

(DDP/jco)
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