Gastbeitrag Heute wird der Jugendrat gewählt

Düsseldorf · Die Abiturientin Judith Martin sagt: Der Rat ist eine Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und mitzureden, nicht unbedingt ein Gremium zum Mitentscheiden.

Um ehrlich zu sein, habe ich mich nie sonderlich für den Jugendrat interessiert. An die erste Wahl 2007 kann ich mich dunkel erinnern. Ich war elf Jahre alt und in der siebten Klasse. Zur Wahl hatten sich nur weit ältere Schüler aus höheren Stufen gestellt, die ich kaum oder gar nicht kannte. Ich habe keinen Wahlkampf mitbekommen und mein Kreuz also ziemlich willkürlich gesetzt.

An die zweite Wahl im Jahr 2010 kann ich mich gar nicht erinnern, auch wenn ein Bekannter mir versichert hat, dass er damals an meiner Schule Wahlkampf gemacht und es sogar eine Podiumsdiskussion gegeben habe.

Während meiner Schulzeit habe ich mich nur wenig für Politik interessiert, für Lokalpolitik erst recht nicht. Dass ich das Fach in der Schule nicht spannend fand, hat meine Beziehung zur Politik nicht gerade verbessert. Erst in den letzten zwei Jahren hat sich bei mir ein intensiveres Interesse an ihr geregt. Das bezieht sich aber eher auf die globale und die deutschlandweite Politik, weniger aufs Lokale. Ich möchte mich lieber außerhalb der städtepolitischen Strukturen engagieren, in einer Organisation, die nicht der Regierung untersteht. Ich habe das Gefühl, damit mehr erreichen zu können, als wenn ich als beratendes Mitglied an einigen Ausschüssen teilnehmen darf.

Vielleicht hat mich meine Schule auch nicht genug auf den Jugendrat aufmerksam gemacht. In Politik haben wir den nicht besprochen. Einen Rat für Jugendliche finde ich dennoch gut und unterstützenswert. Wir sind schließlich auch ein Teil der Bürgerschaft, und ich habe oft das Gefühl, dass den Entscheidungsträger, die das Jugendlichenalter teilweise weit hinter sich gelassen haben, nicht ganz klar ist, worauf es uns ankommt und was wir brauchen. Für Schüler, die sich für Politik interessieren und den Beruf des Politikers ausprobieren wollen, ist der Rat ebenfalls eine gute Möglichkeit dafür. Auch, dass die Jugendratsmitglieder in den Ausschüssen nur eine beratende Funktion haben, finde ich richtig. Schließlich sind manche Entscheidungen sehr wichtig, weshalb es kritisch werden könnte, wenn die Jugendlichen zu viel Macht hätten, mit der sie eventuell nicht gut umgehen können.

Der Rat ist eine Möglichkeit, seine Meinung zu äußern und mitzureden, nicht unbedingt zum Mitentscheiden. Ich will mich jedoch eher in Vereinen oder Gruppen engagieren. Bisher habe ich mir aber noch nicht die Zeit dazu genommen, Schule, Theater, Praktika, Reisen standen für mich eher im Vordergrund. Das ändert sich momentan, was ich auch nicht schlecht finde. Schließlich gibt es kaum etwas Schlimmeres als eine politikverdrossene Jugend.

(RP)
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