Verein "Wünsch dir was" Herzenswünsche gehen in Erfüllung

Düsseldorf · Kranke Kinder dürfen sich etwas wünschen – und der Verein "WünschDirwas" versucht, diese Wünsche zu erfüllen. Leon und Hanane wollten unbedingt einmal in die Luft gehen. Pilot Peter Dirkorte zeigten ihnen ihre Heimat von oben. Die Kinder waren begeistert.

Kranke Kinder dürfen sich etwas wünschen — und der Verein "WünschDirwas" versucht, diese Wünsche zu erfüllen. Leon und Hanane wollten unbedingt einmal in die Luft gehen. Pilot Peter Dirkorte zeigten ihnen ihre Heimat von oben. Die Kinder waren begeistert.

Nur noch wenige Sekunden bis zum Abheben. Leon ist startklar. Er hat sich angeschnallt, den Kopfhörer mit den großen Ohrmuscheln aufgesetzt und das Mikrofon dicht an den Mund gerückt. Das ist wichtig. Nur so kann er sich während des Fluges mit dem Piloten Peter Dirkorte unterhalten. Der Neunjährige sitzt völlig entspannt in der Kabine des Sportflugzeuges. Peter Dirkorte erklärt seinem jungen Co-Piloten die wichtigsten Instrumente und fragt: "Alles gut?" Leon streckt beide Daumen nach oben. Ein kurzer Blick aus der Panoramakabine, ein flüchtiges Winken hinüber zu Mutter und Bruder. Dann geht's los. Auf Knopfdruck setzt sich der Vierblatt-Propeller in Bewegung. Das einmotorige Flugzeug gewinnt rasch an Fahrt auf der Rasenstartbahn des Flugplatzes Kurtekotten in Leverkusen. Sanft, aber kraftvoll hebt sich die Maschine empor. Für Leon geht ein großer Wunsch in Erfüllung. Er wollte so gern einmal erleben, wie es ist, zu fliegen.

Dass er heute ein Flugzeug fast für sich ganz allein hat, verdankt er den Mitarbeitern des Vereins "Wünschdirwas". Der in Köln ansässige Verein erfüllt schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen Herzenswünsche. Kindern wie Leon. Seine Mutter erzählt, dass ihr Junge seit dem dritten Lebensjahr an der Blutkrankheit Sichelzellenanämie leidet. Behandelt werde er in einem Krankenhaus in Wuppertal. Dort sei sie auch auf den Verein "Wünschdirwas" aufmerksam geworden.

An diesem Tag geht Pilot Peter Dirkorte zweimal als Wunscherfüller in die Luft. Die 15 Jahre alte Hanane hat sich ebenfalls einen Flug gewünscht. Sie hat den Verein und seine Arbeit in der Düsseldorfer Uniklinik, wo sie wegen einer Herzkrankheit behandelt wird, kennengelernt. Sie ist mit ihrer ganzen Familie aus Ratingen zum Flugplatz nach Leverkusen gekommen. "Ich bin ein wenig aufgeregt", sagt sie. Als ihre ältere Schwester Laila sich bereit erklärt, mitzufliegen, strahlen ihre Augen. Gemeinsam lässt sich ein Erstflug leichter bewältigen.

Doch zunächst ist Flugpionier Leon dran. Peter Dirkorte nimmt Kurs auf Solingen. Da leben Leon und seine Familie. Der Junge ist gespannt, wie seine Heimatstadt von oben aussieht. Ob man wohl was erkennen kann? Man kann, wie Leon nach wenigen Flugminuten klar wird. Die Maschine überquert die Bayarena. Und tatsächlich. Da laufen Menschen über den Rasen. Die sehen zwar von oben sehr klein aus, fast wie beim Tipp-Kick, aber der Neunjährige ist begeistert. Er ist selber Fußballfan und schwärmt für den amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund.

Bei prächtigem Wetter zieht das Flugzeug einen Bogen über Solingen, dann weiter über das bergische Land. Eine Talsperre ist so nah, dass man glaubt, mit der Hand ins Wasser greifen zu können. Leon kommt aus dem Staunen nicht heraus. Er darf sogar einmal kurz den Steuerknüppel halten und die Maschine ein wenig nach rechts und wieder zur Mitte bewegen. Nach einer guten Dreiviertelstunde nimmt das Flugzeug wieder Kurs auf den Flugplatz Kurtekotten. Leon klettert flink aus dem Cockpit und platzt fast vor Stolz. Er ist nicht nur geflogen. Er hatte auch kein bisschen Angst. Sein Berufswunsch steht fest: Pilot.

Auch Hanane hat den Flug sehr genossen. Kurz nach dem Start ist das mulmige Gefühl verschwunden. Für sie und Laila fliegt Peter Dirkorte nach Ratingen. "Es war total klasse. Ich habe gestaunt, wie grün alles ist. Das bekommt man gar nicht so mit, wenn man mit dem Auto unterwegs ist." Fröhlich gesteht sie, dass sie sich zunächst gar nicht sicher war, ob sie sich diesen Flug wünschen sollte. "Ich interessiere mich sehr für Medien und hätte mir auch vorstellen können, einen Verlag oder ein Fernsehstudio zu besuchen. Aber jetzt weiß ich: Der Flug war genau das Richtige." Pilotin wie Leon möchte sie nicht werden. Sie bleibt trotz des wunderbaren Erlebnisses bei ihrem Berufswunsch. Sie möchte Journalistin werden.

In Leverkusen wurden die Gäste aus Solingen und Ratingen von Christa Mohr-Folkmer betreut. Sie vertritt den Verein "Wünschdirwas" im Großraum Düsseldorf. Seit 1989 erfüllt der Verein bundesweit die Herzenswünsche der kranken Kinder. "Wir möchten mithelfen, den Lebensmut der jungen Patienten zu stärken. Wenigstens für eine kurze Zeit sollen sie die Krankheit vergessen."

(RP)
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