Düsseldorf Herberge für das Kölner Stadtarchiv

Düsseldorf · Bis der Neubau in der Domstadt fertig ist, will das Kölner Archiv die Hälfte seines Bestands in den ehemaligen Räumen des Landesarchivs an der Mauerstraße lagern. Welche Schätze dort liegen werden, weiß nicht einmal die Leiterin.

 Viele Regale im Landesarchiv an der Mauerstraße sind schon leer. Wahrscheinlich werden dort bald die Bestände des Kölner Stadtarchivs eingelagert.

Viele Regale im Landesarchiv an der Mauerstraße sind schon leer. Wahrscheinlich werden dort bald die Bestände des Kölner Stadtarchivs eingelagert.

Foto: Andreas Bretz

Einige der bedeutendsten Zeugnisse der Kölner Stadtgeschichte werden wahrscheinlich bald in Düsseldorf lagern. Der vorübergehende Einzug des Kölner Stadtarchivs in die ehemaligen Räume des Landesarchivs an der Mauerstraße wird immer wahrscheinlicher. Zwar ist der Vertrag noch nicht unterschrieben, das Land hat dem Ansinnen des Archivs aber nach Angaben des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) zugestimmt.

Über Einzugstermin und Mietpreis wird noch verhandelt. Das Archiv hofft, die Räume bereits ab Juli nutzen zu können. Es will sie mieten, bis es in den Neubau in Köln ziehen kann. Dies wird nicht vor 2020 geschehen.

Nach dem Einsturz des Archivs an der Severinstraße im März 2009 waren die Bestände vorübergehend an zuletzt zwölf Standorten zwischen Schleswig-Holstein und dem Breisgau untergebracht worden. Sie können mit Blick auf die Versicherung nicht in einfachen Lagerhallen, sondern nur in ausgewiesenen Archivräumen mit entsprechendem Brand- und Einbruchschutz gelagert werden. Das Archiv muss die vorübergehenden Standorte aber bald räumen — das Landesarchiv-Gebäude, aus dem in diesen Tagen die Bestände ausgeräumt werden, wäre gut als neues Lager geeignet.

Das Kölner Archiv möchte rund 3000 Quadratmeter Fläche anmieten und 20 Regalkilometer Archivalien einlagern. Dies ist ungefähr die Hälfte des Bestands. Die anderen Güter sollen nach Köln zurückgeführt werden, wo das Archiv zwei provisorische Lesesäle eröffnet hat, um erste Dokumente wieder öffentlich zugänglich zu machen. Es gilt als wichtigstes Stadtarchiv Deutschlands und verwaltet 65 000 Urkunden, fast 2000 Handschriften und Originale von Albertus Magnus, Giuseppe Verdi, Karl Marx, Heinrich Böll und Konrad Adenauer. Rund 95 Prozent der Archivalien konnten nach dem Einsturz geborgen werden.

Allerdings ist noch nicht klar, wie viele gerettet werden können. Das Archiv muss komplett neu organisiert werden: Nur 60 Prozent der Bestände sind nach dem Einsturz wieder erfasst worden. Deshalb weiß Leiterin Bettina Schmidt-Czaia auch nicht, welche Archivalien in Düsseldorf gelagert werden. Ihre Mitarbeiter werden an der Mauerstraße erst daran arbeiten, die Bestände zu erfassen. Für die Öffentlichkeit zugänglich werden die Räume nicht sein. "Dafür fehlt uns auch das Personal", sagt Schmidt-Czaia.

Auch eine Restaurierung ist dort nicht möglich, sondern erst in dem Neubau. "Deshalb hat er für uns hohe Priorität", sagt Schmidt-Czaia. Fast das gesamte Archivgut muss gereinigt werden, weil sich beim Einsturz Staub und Schmutz abgelagert haben. Das wird die Mitarbeiter noch über Generationen beschäftigen. Dazu kommt, dass zehn Prozent der Archivalien nass geworden sind. Sie wurden tiefgefroren, um eine weitere Schädigung zu verhindern. Seit Jahren wird daran gearbeitet, sie zu trocknen.

An den anderen Zweigstellen des Landesarchivs an der Stockkampstraße und in Schloss Kalkum ist das Archiv nicht interessiert. Für das Schloss sucht der BLB seit Jahren einen Käufer. Es gilt als schwer vermittelbar: Es steht wie der Park unter Denkmalschutz, was eine Umnutzung erschwert. Die Bausubstanz gilt zudem als angegriffen.

Das Land hatte beschlossen, die sechs Standorte seines Archivs — die anderen drei waren in Brühl — in dem Neubau im Duisburger Innenhafen zusammenzulegen. Für Düsseldorf endet mit dem Umzug eine lange Geschichte als Standort des Zentralarchivs für die Region: Bereits 1832 wurde dort das Zentralarchiv für den Nordteil der damaligen preußischen Rheinprovinz gegründet. Die Entscheidung für Duisburg traf das Land als Strukturförderung für die Ruhrgebietsstadt.

(RP)
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