Düsseldorf Hells Angels tragen Revierkampf in der Altstadt aus

Düsseldorf · Die Massenschlägerei am Mittwochabend in der Altstadt zeigt: Es gibt keinen Rockerfrieden in Düsseldorf. Neu ist, dass diesmal zwei "Charter" desselben Clubs miteinander kämpfen. Bei den Höllenengeln tobt ein Machtkampf.

 In der Sportsbar hatten sich offenbar Anhänger eines der beiden rivalisierenden Charter getroffen. Sie wurden von der Polizei kontrolliert.

In der Sportsbar hatten sich offenbar Anhänger eines der beiden rivalisierenden Charter getroffen. Sie wurden von der Polizei kontrolliert.

Foto: pfw

Kurz vor 19 Uhr flogen am Mittwoch nicht nur die Fäuste, sondern auch das Terrassenmobiliar eines Cafés über den Marktplatz. Augenzeugen berichteten von rund 60 Männern, die brutal aufeinander einprügelten.

Als die Polizei eintraf, tauchte ein Teil der Schläger in der bereits gut besuchten Altstadt unter, die Männer, die in Richtung Mühlenstraße davon gelaufen waren, wurden dort von einem starken Polizeiaufgebot umstellt. Wenig später forderte die Polizei Verstärkung auch aus dem Umland an. Denn sie hatte es nicht einfach mit einer Prügelei betrunkener Altstadtgäste zu tun, sondern mit einer Gruppe, die häufig mit organisierter Schwerkriminalität in Verbindung gebracht wird. "Es handelt sich bei den Beteiligten um Angehörige und Sympathisanten einer Rockergruppe", sagte Polizeisprecherin Susanna Heusgen und bestätigt Informationen unserer Redaktion: Es waren Hells Angels.

Bei den Höllenengeln tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf zwischen zwei Lagern, den "Old-Schoolers", die an Traditionen und strengen Regeln der Rockergang festhalten, und neuen Mitgliedern, viele von ihnen mit Migrationshintergrund, die alte Strukturen nicht akzeptieren und selbst an die Clubspitzen drängen. Unter jenen Neumitgliedern sind nach Einschätzung von Polizeiexperten viele, die es früher nie in relativ kurzer Zeit zum vollwertigen Hells-Angels-Mitglied geschafft hätten. Im Kampf gegen die wachsende Konkurrenz anderer Rockergangs, die versuchen in den Geschäftszweigen der Hells Angels (unter anderem Drogen- und Menschenhandel, Prostitution)Fuß zu fassen, hatten aber auch die Rocker bundesweit ein Personalproblem und ihre Aufnahmekriterien gelockert. Das machte "die Szene unberechenbar", kommentierte ein Staatsanwalt den Wandel.

Im vergangenen Jahr hatten die langjährigen Drahtzieher der Düsseldorfer Angels den Machtkampf verloren. Böse Klatsche: Ihre Nachfolger gründeten erstmals wieder ganz offiziell ein Düsseldorfer Hells Angels Charter. Das bis dahin einzige war im Jahr 2001 als kriminelle Vereinigung verboten worden. Die Rocker hatten sich ins Umland verzogen, dort einen neuen Ortsverein gegründet, der sich später selbst auflöste, wurden auch bei anderen Chartern gesehen. Und nun ließen sich die neuen Machthaber im Juli 2015 mit dem "HAMC Oldtown" ganz offiziell "in der Familie" der internationalen Höllenengel willkommen heißen. Schon wenig später tauchte der neue Club auch in einem internen Polizeipapier zur gefährlichen Entwicklung der kriminellen Rockerszene des Landeskriminalamts auf. Ein im Mai in die weitweite Hells Angels Organisation aufgenommenes Charter "d-city" ist nun der zweite offizielle Düsseldorfer Club, soll von den Altrockern geführt werden.

Diese beiden Charter waren am Mittwoch aneinandergeraten. In einer Sportsbar an der Mühlenstraße stellte die Polizei diverse Messer und einen Teleskopschlagstock sicher, leitete gegen einen Mann ein Strafverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ein. 26 Männer zwischen 21 und 57 Jahren, die sich über die Schlägerei und deren Hintergründe ausschwiegen, kamen laut Polizei kurzzeitig in Gewahrsam, auch um erneute Ausschreitungen zu verhindern.

Als Zivilfahnder entdeckten, dass mehrere Gruppen von Rockern aus dem Umland versuchten, unauffällig in die Altstadt "einzusickern", richtete die Polizei Zufahrtskontrollen ein und verstärkte bis zum späten Abend ihre Präsenz an einschlägigen Hells Angels Treffs.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort