Düsseldorfer Kunstberater in Haft Achenbachs Kunst soll nicht verramscht werden

Düsseldorf · Der Insolvenzverwalter Marc D'avoine spricht über den Verbleib der Kunstwerke, die Unternehmensgruppe, das Monkey's und die Millionenforderungen. Er besuchte Helge Achenbach erst kürzlich im Gefängnis.

 Marc d'Avoine ist Anwalt in Ratingen und wurde vom Amtsgericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter dreier Achenbachfirmen bestellt.

Marc d'Avoine ist Anwalt in Ratingen und wurde vom Amtsgericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter dreier Achenbachfirmen bestellt.

Foto: Andreas Endermann

Herr d'Avoine, Sie haben angekündigt, den Kunstberater Helge Achenbach in der Untersuchungshaft treffen zu wollen. Durften Sie zu ihm?

D'Avoine Ja, ich habe Herrn Achenbach in dieser Woche in Begleitung seines Rechtsbeistands getroffen. Die Staatsanwaltschaft hatte den Besuch kurzfristig genehmigt.

Was hatten Sie sich von dem Besuch in Essen erhofft?

D'Avoine Ich wollte mit ihm sprechen, um den Sachverhalt von allen Seiten zu beleuchten und um die Behauptungen der Gläubiger einschätzen zu können. Ich erwarte aufgrund der laufenden Ermittlungen gegen Herrn Helge Achenbach aber nichts grundlegend Neues.

Sie sind jetzt seit mehr als zehn Tagen vorläufiger Insolvenzverwalter von drei Unternehmen der Achenbach-Gruppe. Konnten Sie sich bereits einen Überblick über das Firmengeflecht verschaffen?

D'Avoine Mein Team und ich haben die vergangenen beiden Wochen durchgearbeitet und nun einen guten Überblick über die drei insolventen Firmen, die State of the Art AG, die Monkey's GmbH &Co. KG und die Achenbach Kunstberatung GmbH. Die weiteren Achenbach-Firmen gehören nicht zu meinem Auftrag. Mehr als das, was ohnehin über sie öffentlich zugänglich ist, weiß ich nicht.

Von außen betrachtet ist unklar, ob die Achenbach-Firmen nun infolge der hohen Forderungen durch die Familie Albrecht insolvent sind oder ob die Geschäfte vorher schon so schlecht liefen, dass eine Zahlungsunfähigkeit unabwendbar war.

D'Avoine Sie können davon ausgehen, dass, wenn die Monkey's-Firmen kerngesund gewesen wären, ich heute nicht als vorläufiger Insolvenzverwalter und Gutachter arbeiten würde.

Was ist konkret die Ursache für die Insolvenz der Achenbach-Firmen?

D'Avoine Das ist Gegenstand meiner Untersuchungen und pro Gesellschaft unterschiedlich zu sehen und auch rechtlich zu werten. Es gab eine Krise, jedenfalls bei Monkey's. Aber ein Unternehmen kann auch in einer Krise fortbestehen. Es ist klar, dass die Firmen mittelfristig eine zweistellige Millionenforderung des größten Gläubigers nicht stemmen können.

Wer sind die Gläubiger?

D'Avoine Konkret darf ich darüber keine Auskunft geben. Ich kann nur sagen, dass Banken an den Forderungen nur einen geringen Anteil halten. Es sind natürlich übliche Lieferanten und Dienstleister darunter, aber auch Künstler.

Werden die Forderungen der Familie Albrecht bevorzugt behandelt, weil sie vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens angemeldet wurden?

D'Avoine Keineswegs. Alle Gläubiger werden gleich behandelt. Sonderrechte muss ich noch prüfen.

War das Firmengeflecht mit mehr als einem Dutzend Gesellschaften für Achenbach und seine Mitarbeiter unüberschaubar geworden?

D'Avoine Das, was Sie "Firmengeflecht" nennen, ist durchaus kein untypisches Gebilde. Davon gibt es tausende in Deutschland. Der Handel mit Kunst und die Beratung sind ja je nach Art der Kunst, Gemälde, Skulpturen oder Sonstiges, völlig verschieden. So kann es auch verschiedene Gesellschaften geben.

Die Gesellschaften wurden zuletzt von Helge Achenbachs Sohn Benjamin geführt. Die AG hatte zusätzlich einen Aufsichtsrat. Müssen Mitglieder für die Insolvenz haften?

D'Avoine Ob sie in Anspruch genommen werden können, wird derzeit geprüft. Die Prüfung erstreckt sich auf Geschäftsführer, Vorstände und auch auf die fünf Mitglieder des Aufsichtsrats der State of the Art AG.

War die Gründung einer so kleinen AG ein Marketing-Gag? Die Aktien waren Immendorf-Kunstwerke. Die Dividende wurde nach unseren Recherchen in Form von Essensgutscheinen fürs Monkey's ausgezahlt.

D'Avoine Das kann ich nicht beurteilen. Aber Aktiengesellschaften sind auch für Mittelständler nicht fremd.

Welche Kunstwerke sind Teil der Insolvenzmasse und wo sind sie?

D'Avoine Es gibt zum Teil Werke sehr bekannter Künstler, etwa Richter, Gursky, Struth, Cragg, Uecker oder Immendorf, von ihm insbesondere viele Affen. Die allermeisten Werke sind in zwei Lagern. Einige Werke sind in Museen oder Ausstellungen, auch dort sind sie sicher. Insgesamt habe ich sichergestellt, dass sie nicht wegkommen. Einige Werke haben beträchtlichen Wert. Es gibt aber auch Werke von geringerem Wert, von wenig bekannten Künstlern, die sich nicht wie erhofft entwickelt haben.

Kommen diese Kunstwerke bald in einer großen weltweit beachteten Auktion unter den Hammer?

D'Avoine Auf keinen Fall, das wäre nicht klug. Der Markt für Kunst ist volatil. Und bei einer solchen Auktion könnte man nicht in jedem Fall die Preise erzielen, die bei einem gestreckten freihändigen Verkauf möglich wären. Ich werde mich für die verschiedenen Kunstgattungen in nächster Zeit gründlich auf den internationalen Märkten umsehen.

Haben sich schon Kaufinteressenten an Sie gewandt, in der Hoffnung, günstig ans Werk eines bekannten Künstlers zu kommen?

D'Avoine Es hat schon mehrere Kaufanfragen gegeben. Aber: "Billig schießen" werde ich verhindern.

Wie sind die Gespräche mit Interessenten an den Restaurants gelaufen?

D'Avoine Bislang ergebnislos. Wir suchen weiter. Es gibt Interessenten aus dem Cateringbereich, aber auch echte Liebhaber.

THORSTEN BREITKOPF UND STEFANI GEILHAUSEN FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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