Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach wird wohl Flüchtlingshelfer

Essen/Düsseldorf · Zwei Jahre, nachdem der Kunstberater Helge Achenbach am 11. Juni 2014 in Untersuchungshaft gekommen ist, wird er nun in eine normale Haftanstalt verlegt. Dann folgt der offene Vollzug in Moers.

Helge Achenbach am Tag des Urteils im Landgericht Essen
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Helge Achenbach am Tag des Urteils

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Foto: dpa, ve fpt

Der zu sechs Jahren Haft verurteilte 64-jährige Achenbach wird in den nächsten Tagen aus der Untersuchungshaft in Essen in die Justizvollzugsanstalt Hagen verlegt. Dort soll er zwei bis vier Wochen bleiben, wie informierte Justiz-Kreise berichten.

Anschließend stünde praktisch fest, dass Achenbach — wie von ihm selbst vorgeschlagen — in die Justizvollzugsanstalt Moers kommt, heißt es. Dort würde er dann in den offenen Vollzug kommen, damit der frühere Sozialpädagoge tagsüber arbeiten kann. Thorsten Nolting, Pfarrer der Diakonie in Düsseldorf, will ihm helfen, einen Job zu finden — höchstwahrscheinlich in der Flüchtlingshilfe. "Da werden ja gerade Leute gesucht", sagt Nolting, "und Achenbach war bei einem Gespräch daran sehr interessiert".

Die neue Perspektive für Achenbach, der wegen Betruges in Höhe von vielen Millionen Euro am verstorbenen Milliardär Berthold Albrecht verurteilt worden war, fügt sich ein in sein Verhalten in der Essener Untersuchungshaft. Nicht völlig unerwartet gilt der Vater von acht Kindern dort als eine Art Vorbildhäftling. Das frühere Mitglied des Sozialistischen Hochschulbundes hilft in der Essensausgabe, unterrichtete Mithäftlinge in Kunstgeschichte, half beim Gottesdienst. Achenbach war früher immerhin Asta-Chef der Universität Düsseldorf, arbeitete als Kunstvermittler und machte Projekte mit Unternehmen wie Volkswagen oder Ergo.

Auch wenn er in rund zwei Jahren nach zwei Dritteln der Haftstrafe ganz auf freien Fuß käme, wird ihn kein sorgenfreies Leben erwarten. Die Witwe von Berthold Albrecht hat durchgesetzt, dass Achenbach zur Zahlung von 18,6 Millionen Euro an Schadenersatz für den Betrug mit überteuerten Kunstwerken und Oldtimern verpflichtet ist.

Die Untersuchungshaft endet erst jetzt, weil Achenbach das im März 2015 verhängte Urteil hatte kippen wollen. Die Revision scheiterte aber nun am Bundesgerichtshof.

(kowa)
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