Düsseldorf Achenbach und die Kunst, Geld zu machen

Düsseldorf · Der Kunstberater könnte in Haft bleiben - wenn ein Prozess wahrscheinlich und seine Freilassung zu riskant für die Klärung wäre.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach

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Foto: Endermann, Andreas

Gestern vor vier Wochen wurde der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach (62) verhaftet und sitzt seitdem in einer knapp acht Quadratmeter großen Zelle der JVA Essen - 23 Stunden pro Tag, eine Stunde Ausgang. Eine Anzeige von Babette Albrecht, Witwe von Aldi-Chef Berthold Albrecht, brachte die Ermittlungen gegen ihn ins Rollen. Achenbach wird Betrug in einem besonders schweren Fall vorgeworfen, begangen beim Verkauf von Kunst und Oldtimern an Berthold Albrecht. Achenbach und seine Familie betreiten die Vorwürfe. Fragen nach vier Wochen Untersuchungshaft:

Ist die Dauer der Untersuchungshaft ein Hinweis auf die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung?

Nein. Sie hängt lediglich mit dem komplexen Sachverhalt zusammen. Die Staatsanwaltschaft versucht derzeit, sich im komplizierten Dickicht des Kunstmarktes Durchblick zu verschaffen. Für Juristen ist dieses Metier ein Alptraum, es gelten nicht die klaren Gesetze, an die sie glauben. Sammler-Gier, Knappheit bestimmter Stücke, Zugang zu Künstlern oder Galerien bestimmen den Ablauf.

Hängt die Dauer mit der Höhe des möglichen Schadens zusammen?

Nein. Der Schaden ist nicht einmal klar definiert. Es geistern Summen zwischen 18 und 50 Millionen Euro durch die Medienlandschaft. Gemeint ist damit die Differenz zwischen dem, was Achenbach nach Ansicht der ihn anzeigenden Witwe Babette Albrecht hätte von ihrem Mann kassieren dürfen, und dem, was er tatsächlich kassiert hat.

Ist das zu verifizieren'?

Nur dann, wenn es eindeutige schriftliche Verträge gibt. Angeblich liegen solche Papiere vor, einige manipuliert. Nur falls Achenbach seinen damaligen Hauptkunden Berthold Albrecht bewusst hinters Licht geführt hat, hätte er den Tatbestand des Betruges erfüllt. Hätte er aber lediglich günstig eingekauft und an Albrecht möglichst teuer weiter verkauft, wäre das zwar für Außenstehende nicht nachvollziehbar, aber auf dem Kunstmarkt sind solche Preissprünge um riesige Summen binnen kurzer Zeit nicht ungewöhnlich, bestätigte die Kunstberaterin Stefanie Lucci der RP.

Wovon hängt es ab, wann Achenbach wieder auf freien Fuß kommt?

Das liegt im Ermessen des zuständigen Haftrichters. Der prüft gerade, ob die Haft weiterhin gerechtfertigt ist, denn Achenbachs Anwälte haben eine Haftprüfung beantragt.

Ist es denkbar, dass er weiter einsitzt?

Ja, und zwar wenn der Haftrichter sich von der Staatsanwaltschaft überzeugen lässt und ebenfalls Flucht - und Verdunklungsgefahr fürchtet. Nach deutschem Strafrecht kann das so lange dauern, bis es zur Anklageerhebung kommt. In diesem Fall würde das bald sein, wohl noch im Herbst - Prozesse, deren Angeklagte in Haft sitzen, müssen bei der Terminvergabe bevorzugt werden, weil eine zu lange Untersuchungshaft nicht zumutbar ist.

Hängt das Ende der Zusammenarbeit Achenbachs mit der Sammlung Rheingold mit seiner Haft und den Vorwürfen zusammen?

Schwer zu sagen - von Seiten der anderen Sammlungs-Eigner hält man sich zurück und verweist auf die Arretierung des Achenbach-Vermögens durch die Staatsanwaltschaft Essen. Davon sind auch seine Anteile an der Sammlung betroffen. Unbestätigt bleibt, Achenbach habe versucht, seine Anteile an die Viehof-Brüder (ihnen gehören auch Teile der Sammlung) zu übereignen, weil er einem Kunden Geld zurückzuzahlen hatte. Dieser Kunde soll Andreas Boehringer gewesen sein, der sich von Achenbach ebenfalls nicht korrekt behandelt fühlt. In einer Rheingold-Mitteilung heißt es lediglich, Achenbach habe seine Geschäftsführung niedergelegt.

Wieso brauchte er finanzielle Hilfe, wenn er doch über Berthold Albrecht Millionen kassiert haben soll?

Eine der ungeklärten Fragen in diesem Fall. Es gilt als sicher, dass Achenbach seine zweite Firma - neben Art Consulting war er an State of the Art beteiligt, die die Monkey's-Restaurants betreibt - mit Geldspritzen am Leben erhalten hat.

Hat es verheimlichte Provisionen von Galerien gegeben - so genannte Kick-back-Zahlungen?

Das ist nicht erwiesen. In diesem Fall kassiert ein Vermittler zusätzlich vom Verkäufer eines Werkes, weil er der Galerie das Geschäft vermittelt hat. Hätte es das - unter der Hand - gegeben, wäre womöglich das Finanzamt interessiert.

Welche Rolle spielt die Berenberg Bank ?

Eine für sie eher peinliche. Ihr damaliger Düsseldorf-Chef vereinbarte mit Achenbach die Gründung der Art Advice. Die Idee: Achenbach hat die Kunst, die Bank hat die Kunden, also das Geld. Beides wollte man zusammenbringen. Das ging schief - offenbar waren die Vorstellungen über den Ablauf nicht kompatibel.

(RP)
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