Kunstberater aus Düsseldorf "Achenbach hat Rechnungen hochgefälscht"

Düsseldorf · Der seit drei Wochen in U-Haft sitzende Kunstberater Helge Achenbach hat offenbar seinen Kunden Berthold Albrecht systematisch mit gefälschten Rechnungen betrogen. Das bestätigte am Dienstag die Staatsanwaltschaft Essen.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Der Fall Helge Achenbach ist womöglich umfassender als bisher angenommen. Nach einem Bericht des Handelsblatts (Dienstagausgabe) hat Achenbach die ihm unterstellten "Preisaufschläge" in mehreren Fällen durch gefälschte Rechnungen realisiert. Die Staatsanwaltschaft Essen bestätigte das und erklärte, in einem Fall habe er aus einer Dollar-Rechnung Euro gemacht.

Durch die manipulierten Rechnungen habe er gleich dreifach kassiert: die Differenz vom echten Preis zum überhöhten, die höhere Provision und die höhere Mehrwertsteuer. Wegen der gefälschten Papiere ermittelte man nun auch wegen Urkundenfälschung. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Essen, Anette Milk: "Rechnungen wurden hochgefälscht!" Weiter scheint festzustehen, dass es einen weiteren Geschädigten gibt, der Ansprüche geltend macht. Auch das bestätigten die Fahnder aus Essen.

Sie hatten den Haftbefehl gegen Achenbach beantragt, der auch im Juni erlassen wurde. Allerdings war Achenbach da gerade in Brasilien, wo er das Quartier der deutschen WM-Mannschaft mit Kunstwerken ausstattete. Als er am 10. Juni am Düsseldorfer Flughafen ankam, wartete dort bereits die Polizei, nahm ihn fest, brachte ihn nach Essen zu ersten Vernehmungen und dann in die JVA Essen. Dort sitzt er seitdem ein — und ob er bald wieder auf freien Fuß kommt, ist unklar. Seine Anwälte wollen entweder eine Haftprüfung oder eine Haftbeschwerde einlegen. Der Haftbefehl wurde mit Flucht- und Verdunklungsgefahr begründet.

Achenbachs Ehefrau Dorothee erklärt zu den Vorwürfen. "Grundlage der Geschäfte zw. Berthold Albrecht und Helge Achenbach waren im wesentlichen mündliche Vereinbarungen. In einigen wenigen Fällen wurden Schriftstücke auf Wunsch von Berthold so angefertigt, dass die in die Verhandlungen nicht involvierte Ehefrau über den Umfang der mit Helge vereinbarten Vergütung im Unklaren blieb. Berthold Albrecht hatte kein Interesse, seiner Ehefrau einen näheren Einblick zu geben. Eine Manipulation von Originalrechnungen hat nicht stattgefunden."

Das Verfahren hatte Babette Albrecht mit ihren Anwälten ins Rollen gebracht. Nach internen Prüfungen war ihr aufgefallen, dass es unterschiedliche Werteinschätzungen zur Kunst- und Oldtimersammlung gab, die ihr 2012 verstorbener Mann Berthold mit Achenbach aufgebaut hatte. Dass es sich dabei nur um unterschiedliche Werteinschätzungen unterschiedlicher Experten handelte, wie anfangs beschwichtigend erklärt, ist jedoch nach den neuesten Erkenntnissen nicht korrekt.

Die Höhe des Schadens und die Gesamtsumme der Geschäfte zwischen Albrecht und Achenbach sind ebenfalls nach wie vor nicht klar. Die Staatsanwaltschaft mag sich dazu nicht äußern und verweist auf die persönlichen Rechte der Anzeigestellerin Babette Albrecht. Da es sich aber um mehrere Dutzend Kunstwerke und zehn Oldtimer handelt, und alle diese Stücke teilweise mehrere Millionen Euro kosteten, dürfte die Schadenssumme bei 20 Millionen und der Umsatz entsprechend höher, auf jeden Fall im dreistelligen Millionenbereich liegen.

(irz)
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