Sechs Jahre Haft für Düsseldorfer Kunstberater Aldi-Familie begrüßt Achenbach-Urteil

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach ist wegen Betrugs an reichen Kunden zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Essen sprach Deutschlands einst bekanntesten Kunstberater am Montag unter anderem des Betrugs in 18 Fällen schuldig. Die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht und ihre Kinder begrüßen das Strafurteil.

Helge Achenbach am Tag des Urteils im Landgericht Essen
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Helge Achenbach am Tag des Urteils

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Foto: dpa, ve fpt

Der 62-jährige Achenbach hatte gestanden, den 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht sowie den Pharma-Unternehmer Christian Boehringer betrogen zu haben. Unter anderem habe der Kunstberater vertragswidrig verdeckte Preisaufschläge vorgenommen, sagte der Vorsitzende Richter Johannes Hidding in seiner Urteilsbegründung.

So lief der Fall Helge Achenbach
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Foto: Andreas Endermann

Die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht und ihre Kinder begrüßen das Strafurteil gegen Helge Achenbach. "Das Urteil verschafft der Familie des Geschädigten Genugtuung für das ihrem Ehemann und Vater von Helge Achenbach zugefügte Unrecht und den gravierenden Vertrauensbruch gegenüber einem vermeintlichen Freund", erklärte der Anwalt der Familie, Andreas Urban, unserer Redaktion. Auch in generalpräventiver Hinsicht sei das Urteil richtig, so Urban: "Das Urteil zeigt, dass auch und gerade auf dem Kunstmarkt, der in besonderem Maße auf das Vertrauen und die Ehrlichkeit der Geschäftspartner angewiesen ist, keine Betrügereien zulässig sind und sich die Beteiligten - wie dies die allermeisten Akteure auch tun - an die Gesetze zu halten haben."

Fluchtgefahr - Achenbach bleibt in Haft

Helge Achenbach: Bilder vom Prozessauftakt
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Die Anklage hatte sieben Jahre Haft für den seit Juni 2014 in Untersuchungshaft sitzenden Achenbach gefordert. Die Verteidigung hatte auf ein deutlich niedrigeres Strafmaß plädiert. Der Haftbefehl gegen den 62-Jährigen werde nicht aufgehoben, sagte Richter Hidding. Es bestehe weiterhin Fluchtgefahr. Das Urteil nahm Helge Achenbach sehr ruhig und mit gesenktem Kopf auf. Die Verteidigung des Kunstberaters will eine Revision prüfen.

Die Richter gingen davon aus, dass bei den Kunst- und Oldtimerverkäufen an Albrecht ein Schaden von insgesamt fast 20,9 Millionen Euro entstanden ist. Achenbach hatte die Betrugsvorwürfe bei den Fahrzeugverkäufen stets zurückgewiesen. Er habe seinen Duzfreund Albrecht über die Preisaufschläge aufgeklärt. Doch dem schenkte die Kammer keinen Glauben.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Einen schriftlichen Vertrag zwischen Achenbach und dem Milliardär habe es nicht gegeben, hob Richter Hidding hervor. "Das entspricht auch gewissen Üblichkeiten im Kunstmarkt." Der Richter sah es als verwerflich, dass Achenbach das Vertrauen des schwerkranken Albrechts, mit dem er befreundet war, missbraucht hat.

Nach dem Tod Albrechts hatte dessen Witwe die Rechnungen überprüft und Unregelmäßigkeiten entdeckt. Eine Strafanzeige der Familie Albrecht hatte die Ermittlungen gegen Achenbach in Gang gebracht.

Achenbach hatte vor Gericht mehrmals Reue gezeigt und sich entschuldigt. In seinem Schlusswort hatte er unter Tränen gesagt, dass er sich für seine Taten schäme. Er wisse, dass er eine Freiheitsstrafe zu erwarten habe.

Achenbachs mitangeklagter ehemaliger Geschäftspartner Stefan H. wurde zu einer Strafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt.

Der frühere Leiter der Kunsthalle Bielefeld, Thomas Kellein, muss ein juristisches Nachspiel seiner Geschäfte mit Achenbach nicht befürchten. Das Landgericht hielt für bemerkenswert, dass Achenbach den renommierten Kunsthistoriker in seine Machenschaften hineingezogen habe, um ihn nun von der Anklagebank aus zu beschuldigen.

(sg)
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