Düsseldorf Heine-Gesellschaft ersteigert für 28.000 Euro Brief des jungen Heine

Düsseldorf · Dieser frühe Heine-Brief von 1820 hatte Folgen. Aber nicht so sehr für den Göttinger Studenten, der Heine zu dieser Zeit noch war, sondern für den Adressaten – den Verlagsgründer Friedrich Arnold Brockhaus. Der wurde mit seinem Konversationslexikon berühmt und hätte mit Heines Gedichten noch berühmter werden können. Denn der junge Dichter bietet in diesem Schreiben dem Verleger Lyrik aus dem späteren "Buch der Lieder" an. Brockhaus lehnt ab und wird es bald bereuen: Ihm ist ein Bestsellerautor durch die Lappen gegangen.

Dieser frühe Heine-Brief von 1820 hatte Folgen. Aber nicht so sehr für den Göttinger Studenten, der Heine zu dieser Zeit noch war, sondern für den Adressaten — den Verlagsgründer Friedrich Arnold Brockhaus. Der wurde mit seinem Konversationslexikon berühmt und hätte mit Heines Gedichten noch berühmter werden können. Denn der junge Dichter bietet in diesem Schreiben dem Verleger Lyrik aus dem späteren "Buch der Lieder" an. Brockhaus lehnt ab und wird es bald bereuen: Ihm ist ein Bestsellerautor durch die Lappen gegangen.

Dieses bedenkenswerte Schreiben liegt seit einigen Tagen als jüngste Neuerwerbung im Heine-Institut. Die Heine-Gesellschaft hat es mit dem Geschick ihres Vorsitzenden Joseph Anton Kruse auf einer "spannenden" Stargardt-Auktion in Berlin erworben und wird es demnächst zur Archivierung dem Institut schenken. Insgesamt 28 000 Euro kostete das leicht vergilbte Schreiben samt Dokumenten zum Provenienzwechsel. Möglich wurde diese Neuerwerbung durch einige großzügige Spender, darunter die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post.

Was jetzt mit Heines Brief passiert? Er kommt ins Archiv und wird am besten "so behandelt wie die eigene Haut", sagt Institutsleiterin Sabine Brenner-Wilczek. Also am besten mit einer Lagerung bei etwa 20 Grad Celsius, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit und ph-neutral. Restauriert werden müsse der Heine-Brief nicht, da er in einem sehr guten Zustand sei und die nächsten Jahrzehnte nicht behandelt werden müsse. In gutem Zustand ist aber auch damals schon Heines Sprache gewesen. Wie fein er sich dem Verleger andient und auf Schlegel zu sprechen kommt, der seine "Gedichte kritisch durchhechelte, manche Auswüchse derselben hübsch ausmerzte, manches Schöne besser aufstutzte, und das Ganze, Gott sey Dank, ziemlich lobte". Zumal nichts Politisches zu lesen sei, da die "leidigen Verhältnisse" ihn dazu zwingen, dies "zu unterdrücken". Schon der junge Heine war also ein Taktiker.

(RP)
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