Düsseldorf Heidi Reich darf jetzt predigen

Düsseldorf · Dieser Sonntag war ein wichtiger Tag für Heidi Reich. Vor zwei Wochen wurde die 56-Jährige in einem festlichen Gottesdienst durch Superintendentin Henrike Tetz in das Amt der Prädikantin eingeführt. Als Prädikanten werden in der evangelischen Kirche ehrenamtliche Mitarbeiter bezeichnet, die nach einer Schulung viele Amtshandlungen eines Pfarrers übernehmen dürfen.

 Heidi Reich zeigt Kindern an der Stephanuskirche an der Wiesdorfer Straße, wie die Orgel funktioniert.

Heidi Reich zeigt Kindern an der Stephanuskirche an der Wiesdorfer Straße, wie die Orgel funktioniert.

Foto: Bernd Schaller

Dazu gehört das Evangelium verkünden, einen Gottesdienst oder Beerdigungen leiten und Sakramente, wie das Abendmahl und die Taufe, erteilen. Um Prädikant zu werden, muss man vom Presbyterium vorgeschlagen werden und sollte bereits aktiv am Gemeindeleben teilgenommen haben. Letzeres war keine Hürde für Heidi Rasch, die seit 1982 in der Evangelischen Kirchengemeinde Wersten in den Kindertagesstätten arbeitet und inzwischen die Leiterin der beiden Einrichtungen ist. Außerdem gehört sie dem Presbyterium an und war bereits als Lektorin tätig. "Irgendwann hatte ich aber das Gefühl, dass ich mehr zur Vermittlung des Glaubens, der mir sehr wichtig ist, beitragen möchte und kann", sagt Reich.

Über zwei Jahre lang hat sie sich in Kursen intensiv theologisch fortbilden lassen. "Am schwierigsten aber auch am spannendsten ist für mich die Auslegung von biblischen Texten zu erlernen", sagt Reich. Was sie während der Ausbildung theoretisch gelernt hat, durfte sie in den letzten Monaten nach und nach in ihrer Gemeinde schon umsetzen. Dazu werden den angehenden Prädikanten jeweils ein Mentor zur Seite gestellt, der diese anleitet und begleitet. Bei Heidi Reich war dies Pfarrerin Kirsten Wolandt. "Mit ihr konnte ich mich jederzeit austauschen", sagt Reich.

Sie konnte so inzwischen schon 20 Gottesdienste feiern und zwei Beerdigungen leiten. "Aufgeregt bin ich davor immer noch, obwohl mein Dienst von der Gemeinde sehr wohlwollend aufgenommen wird." Bei dessen Ausübung tragen die Prädikanten auch einen Talar. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass sie in Bezug auf ihre liturgische Befugnis den Pfarrerinnen und Pfarrern gleichgestellt sind.

Künftig will Heidi Reich acht Gottesdienste im Jahr übernehmen. "Vielleicht sind später noch mehr drin, aber zurzeit schaffe ich nicht neben Beruf und anderen Ehrenämtern mehr Dienste." Zumal ihr noch die Routine fehlt, Reich für die Predigtvorbereitung rund 20 Stunden benötigt. "Anregungen hole ich mir dazu aus vielen Büchern. Mir sind aber auch aktuelle Bezüge wichtig. Durch meine Arbeit in den Kindertagesstätten und den Gesprächen mit den Eltern weiß ich einfach, was die Menschen im Alltag bewegt und beschäftigt." Gerade dieser andere Ansatz, das Einbringen von anderen Alltagserfahrungen in die Auslegung der Bibel und Predigt, wird von Gläubigen geschätzt. "Die Jahreslosung ,Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob' will ich mir zu Herzen nehmen", sagt Heidi Reich.

(RP)
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