Interview Haus-Eigentümer für intakte Stadt

Düsseldorf · Der Vorsitzende von Haus und Grund, Ingo Apel, über die Teilnahme des Verbandes an einem Modellprojekt für die Förderung des Stadtteils Rath, die nötige Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und die Probleme der Mietpreise.

 Ingo Apel ist Vorsitzender des Düsseldorfer Verbandes Haus und Grund.

Ingo Apel ist Vorsitzender des Düsseldorfer Verbandes Haus und Grund.

Herr Apel, der Düsseldorfer Verband Haus und Grund wurde vom Bundesbauministerium als Teilnehmer des Modellprojekts "Kooperation im Quartier" ausgewählt und will helfen, die Viertel um die Westfalenstraße in Rath aufzuwerten. Warum haben Sie sich für das Projekt beworben?

Apel Es wächst auch auf Bundesebene langsam die Erkenntnis, dass die privaten Eigentümer stärker in die Entwicklung einer Stadt eingebunden werden müssen. Die Eigentümerschutzvereinigung Haus und Grund vertritt in Düsseldorf zwar die Mehrheit der Hauseigentümer, aber die meisten Mitglieder stehen gleichsam im Schatten, es gibt kein klares Meinungsbild der Mehrheit. Das Projekt kann helfen, dass die einzelnen Eigentümer gemeinsam Vorstellungen entwickeln.

Warum ist Rath, das die Stadt mit einem so genannten integrierten Handlungskonzept fördern will, für Haus und Grund interessant?

Apel Dieses Viertel rund um das Einkaufszentrum Westfalenstraße nimmt eine problematische Entwicklung. Der Anteil der Bevölkerung mit geringem Einkommen wächst, die Zahl der Bewohner mit Migrationshintergrund steigt, wegen der geringeren Kaufkraft stehen Geschäftsräume leer oder werden von Billiganbietern bezogen. Es gibt mehr und mehr Wohnungsleerstände. Und die Bewohner haben den Eindruck, dass ihr Viertel verslumt. Es ist im Interesse der Stadt und auch der einzelnen Eigentümer, dass der Niedergang gestoppt wird und die Immobilenwerte gehalten werden.

Mit welchen Mitteln?

Apel Haus und Grund und die Stadt haben ein Handlungskonzept mit mehreren Stufen erarbeitet. Nach einer Analyse des Bestands werden Handlungsfelder festgelegt. Dann soll Anfang 2013 ein Handlungskonzept festgelegt werden, an dessen Erarbeitung die Eigentümer in einer Planungswerkstatt maßgeblich beteiligt werden.

Wo sehen Sie den Vorteil für Eigentümer, sich zu beteiligen?

Apel Der private Immobilienbesitzer kann erstmals offiziell eigene Vorstellungen einbringen und seine Interessen vertreten. Wichtig ist es, dass Eigentümer und Stadt auf Augenhöhe verhandeln. Wenn sich für eine Forderung eine Mehrheit bei den Eigentümern ergibt, kann sie umgesetzt werden in Eigenverantwortung und mit Hilfe der Stadt. Natürlich müssen Eigentümer vergleichbar mit der Stadt in einem Stadtteil für die Sanierung investieren.

Wie schätzen Sie die Bereitschaft der Eigentümer ein, zu investieren?

Apel Die Mehrheit der Eigentümer kümmert sich um die Werterhaltung der Immobilie und plant Investitionen ein.

Immobilienbesitzer klagen, dass ihnen Geld für Modernisierung fehlt.

Apel Das ist ein Problem vor allem bei älteren Eigentümern, die nicht mehr auf lange Sicht planen können und nichts mehr verändern wollen. Wir versuchen, sie von Transaktionen zu überzeugen. Sie können ihr Haus an andere abgeben und sich gleichzeitig absichern, etwa durch Verkauf auf Rentenbasis. Denkbar ist auch, dass ihnen der Nach-Eigentümer im modernisierten Haus Eigentumswohnungen überlässt.

Sie heben die Zusammenarbeit mit der Stadt hervor. Aber Haus und Grund kritisiert die Stadt oft und zieht gegen sie vor Gericht. Wie passt das zusammen?

Apel Es stimmt, wir sind ein ,Dorn im Fleisch 'der Verwaltung, wenn es beispielsweise um Gebühren geht. Wir streiten in der Sache heftig, aber es gibt keine persönlichen Vorbehalte. Wir können auch gemeinsam etwas für Düsseldorf tun, vor allem in der Wohnungspolitik wie zum Beispiel in Rath.

Stichwort Wohnungspolitik: Es steht der Vorwurf, dass Mieten zu hoch sind und gesenkt werden könnten.

Apel Das Senken von Mieten löst das Problem nicht. Die Statistik zeigt, dass die Mieterhöhungen im Bestand immer häufiger geringer ausfallen. Eigentümer wollen wenn möglich Mieter, mit denen sie gut auskommen, halten und verzichten auf zu starke Mieterhöhungen. Andererseits steigen die gesetzlichen Anforderungen fürs Energiesparen, werden die EU-Normen künftig immer strenger. Das bewirkt, dass der Rohbau eines Luxushauses und eines einfachen Miethauses gleichen Standard hat und gleich teuer ist.

Also ist preiswertes Wohnen nicht möglich?

Apel Die Kosten können durch Grundstückspreise, die Größe und die Ausstattung niedriger gehalten werden. Und die Nebenkosten sind gering, wenn energieeffizient gebaut wird. Wir müssen Lösungen finden, denn knapp 50 Prozent der Bevölkerung haben ein Netto-Einkommen unter 2000 Euro. Da sind hohe Mieten nur schwer zuzahlen.

Sie engagieren sich mit dem Modellprojekt in Rath. Brauchen auch andere Stadtviertel ähnliche Förderung?

Apel Auf jeden Fall. Düsseldorf ist nicht nur eine ,Nobelstadt' mit teuren Wohnungen, sondern es gibt auch soziale Probleme in Stadtvierteln. In dem Modellprojekt in Düsseldorf, aber auch in den zwölf anderen Projekten, die das Bundesministerium in anderen Städten fördert, gibt es sicher Erfahrungen und Handlungskonzepte, die bei der Stadtentwicklung eingesetzt werden können und bei denen Eigentümer mitarbeiten.

Woher nehmen Sie den Optimismus, dass Eigentümer sich für Stadtentwicklung engagieren?

Apel Wenn ich nicht ein Optimist wäre, säße ich nicht hier. Man muss Unmögliches planen, um Mögliches zu verwirklichen.

Michael Brockerhoff führte das Gespräch

(RP/anch/top)
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