Düsseldorf Hans-Günther-Sohl-Straße soll nach Luise Rainer benannt werden

Düsseldorf · Geht es nach der Mehrheit der Mitglieder der Bezirksvertretung 2 wird die Hans-Günther-Sohl-Straße in Flingern bald Luise-Rainer-Straße heißen. Der entsprechende Antrag wurde auf der Sitzung am Dienstagabend von der Linken, den Grünen und der SPD vorgebracht. In der Begründung heißt es, der 1989 verstorbene Sohl habe in der Rüstungsindustrie des NS-Regimes eine exponierte Rolle gespielt und zur Ausbeutung von Zwangsarbeitern beigetragen. Sohl war von 1933 bis Ende des Krieges Mitglied der NSDAP. Auf Vorschlag der Linken soll stattdessen die Düsseldorferin Luise Rainer geehrt werden. Nach der deutschen Schauspielerin jüdischer Herkunft, ausgezeichnet mit zwei Oscars, ist in ihrer Heimatstadt bisher noch keine Straße benannt worden.

Die CDU-Fraktion war anderer Meinung und stimmte geschlossen gegen den Antrag. Sohl habe als Vorstandsvorsitzender der Thyssen AG und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) viele Arbeitsplätze geschaffen und so stark zur Verbesserung der deutschen Wirtschaft in der jungen Bundesrepublik beigetragen. Zudem sei er nicht als Kriegsverbrecher einzustufen, sagte der CDU-Politiker Harald Neuhaus und zitierte aus einem Gutachten, das Sohl als "Mitläufer ohne individuelle, persönliche Schuld im juristischen Sinne" bezeichnet.

Erst 1991 war die Straße nach dem Industriemanager aus Danzig benannt worden. Man wolle die Entscheidung von damals nicht kritisieren, sagte Michael Kendura von der SPD. Besonders mit Blick auf die Nähe zu dem ehemaligen Außenlager "Bertha" des KZ Buchenwalds sei eine Abbenennung aber unumgänglich. In dem Lager an der heutigen Ecke Dinnendahl-/Schlüterstraße, ließ das NS-Regime KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen Leichtmetallteile für die Produktion von V2-Raketen herstellen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Linksfraktion Hans-Günther Sohl als Namensgeber für ungeeignet erklärt und einen entsprechenden Antrag an die Bezirksvertretung gestellt - dieser war allerdings zunächst abgelehnt worden. Ob es diesmal wirklich zu einer Namensänderung kommt, bleibt abzuwarten. Über den Sachverhalt wird jetzt der Stadtrat abstimmen.

(RP)
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