QR-Code Handwerker wirbt mit neuer Technik

Düsseldorf · Ein neuer Computer-Code erobert die Landeshauptstadt: Wer das Labyrinth der Striche mit dem Handy einscannt, taucht ein in eine neue Welt, kann Videos betrachten und Autos gewinnen oder für sich Werbung machen. Schreinermeister Dirk Schmidt wendet den QR-Code an.

 Schreiner Dirk Schmidt hat einen QR-Code am Auto.

Schreiner Dirk Schmidt hat einen QR-Code am Auto.

Foto: Endermann, Andreas

Entwickelt wurde er bereits 1994 in Japan. Aber erst jetzt beginnt er, den Alltag richtig zu verändern. Schreinermeister Dirk Schmidt, der eine Werkstatt an der Birkenstraße hat, hat ihn zum Beispiel vor mehr als einem Jahr für sich entdeckt: den QR-Code.

QR steht dabei für Quick Response (schnelle Antwort) und taucht seit kurzem überall an Litfaßsäulen und Plakatwänden der Stadt auf. Das schwarz-weiße Quadrat mit einem Labyrinth von Linien lässt sich mit einem Smartphone einscannen. Über eine so genannte Applikation (App), die sich im Internet herunterladen lässt, decodiert das Handy alles Mögliche - von Werbung und Fotos bis zu Videos und dreidimensionalen Grafiken. Sogar Aufenthaltsgenehmigungen und Frankierungen für Postbriefe lassen sich mit dem QR-Code herunterladen.

Dirk Schmidt hat sich so am Computer eine Visitenkarte für seine Schreinerei gebastelt, auf den QR-Code geladen, ausgedruckt und auf Din-A-4 vergrößert. Auf beiden Fensterseiten seines VW-Busses ist seither der Code zu sehen. "Ich bin in meiner Freizeit ein Computer-fan. Ich bastle und programmiere gern. Dem Code bin ich zum ersten Mal beim Finanzamt begegnet" sagt Schmidt. Dann habe er gehört, dass man den Code im Internet generieren könne.

Tatsächlich hat Schreiner Schmidt Vorteile durch die neue Technik. Mögliche Kunden sehen das Auto, greifen zum Handy, fotografieren und haben dann seine Kontaktdaten. So sei er schon zu Aufträgen gekommen. Gerade junge Menschen suchten oft einen günstigen Schreiner, so Schmidt.

"Meines Wissens bin ich der erste Handwerker in der Stadt, der die Idee umgesetzt hat", sagt Schmidt. Seitdem ist der Bus, indem der 45-Jährige sein Werkzeug und Material transportiert, zum Blickfang geworden. Er selbst ist jedoch in technischen Sachen eher traditionell. "Meine Briefe frankiere ich immer noch lieber mit der guten alten schönen Briefmarke", sagt Schmidt. "Dirk Schmidt hat da eine großartige Geschäftsidee gehabt", findet Alexander Konrad von der Handwerkskammer. Die Kammer wird in Kürze ebenfalls den QR einsetzen - auf Flyern und auf der Post an ihre Kunden. Diese könnten so die Bildungsangebote betrachten und bei Bedarf auch gleich buchen. "Der QR bietet sicherlich den Zugang zum kommenden Markt", sagt Alexander Konrad.

Sah man das Strich-Kästchen früher hin und wieder auf den Internet-Tickets der Bahn, so macht sich der QR-Code mehr und mehr in der Stadt breit. So ist zurzeit überall ein Plakat des Senders RTL für eine Serie zu sehen. Wer dort den QR-Code einscannt, hat die Chance, ein Auto zu gewinnen.

Der Code ist Basis für die so genannte erweiterte Realität, auf Englisch "Augmented Reality" (AR), und gilt als einer der wenigen lizenzfreien, offenen und zuverlässigen Standards. Die AR-Welt bietet per Scan-Code oder per Handy-Foto und Datenbankübermittlung schnelle Informationen vor Ort. Sie kann zum Beispiel den Reiseführer ersetzen, Sternbilder erklären und fremdsprachige Schilder übersetzen.

2010 fand im Hotel Nikko an der Immermannstraße ein zweitägiger Kongress zur Augmented Reality statt - das erste Symposium dieser Art in Deutschland und Startschuss für eine Revolution. Eine Veranstaltung damals war mit dem Titel überschrieben: "Von Science Fiction zum Fakt - AR auf dem Weg zum Massenmedium".

(RP)
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