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Neue Verbrecher-Masche in NRW Hallenbad: Banden stehlen Autoschlüssel

Düsseldorf · In NRW registriert die Polizei zunehmend Einbrüche in Schwimmbädern. Die Kriminellen brechen die Spinde auf und stehlen die Autoschlüssel der Badegäste. Die Täter lassen sich auch von Überwachungskameras nicht abschrecken.

Der Eingangsbereich des Hallenbades im Düsseldorfer Stadtteil Benrath wird videoüberwacht. Dennoch räumten die Täter die Schließfächer aus, in denen Badegäste Wertsachen aufbewahren.

Der Eingangsbereich des Hallenbades im Düsseldorfer Stadtteil Benrath wird videoüberwacht. Dennoch räumten die Täter die Schließfächer aus, in denen Badegäste Wertsachen aufbewahren.

Foto: Günter von Ameln

Dem Mitarbeiter des Hallenbades in Düsseldorf-Benrath kam der Mann im himmelblauen Sakko und dem schwarzen Rucksack seltsam vor. Doch nur wegen eines unguten Gefühls konnte er ihn nicht daran hindern, in die Umkleidekabinen zu gehen. Als der Mann schon nach wenigen Minuten das Bad wieder verließ, folgte ihm der Mitarbeiter auf den Parkplatz. Der Unbekannte stieg in einen Opel Astra und fuhr davon. Den Fahrzeugschlüssel für dieses Auto hatte der Unbekannte aus einem der Spinde gestohlen, die er aufgebrochen hatte.

Zunehmend werden in NRW Spinde und Umkleideschränke in Schwimmbädern aufgebrochen. Fast jede Woche melden sich Geschädigte bei der Polizei. Besonders oft schlagen die Kriminellen derzeit im Raum Düsseldorf zu. "Die Fälle haben stark zugenommen", sagt ein Polizeisprecher. Abgesehen haben es die Diebe meistens auf Autoschlüssel.

"Wir gehen davon aus, dass sie ihre Opfer auf dem Parkplatz vor den Bädern ausspähen und gezielt zuschlagen", sagt der Polizeisprecher. In der Regel sind die Einbrecher längst über alle Berge, wenn die Polizei eintrifft. Die betroffenen Badegäste bekommen oft erst Stunden später mit, dass sie bestohlen worden sind. Denn gerade in sogenannten Spaßbädern halten sich Familien mehrere Stunden auf. "Wenn der Wagen zum Beispiel am Morgen gestohlen wird und der Geschädigte das erst am Mittag erfährt, haben wir kaum noch eine Chance, die Täter zu bekommen", sagt der Polizeisprecher. Die Ermittler vermuten, dass organisierte Banden — vermutlich aus Südosteuropa — hinter der Einbruchsserie stecken könnten.

Erst in der vergangenen Woche hatten Unbekannte im Allwetterbad Lintorf einen Schließschrank im Umkleidebereich einer Sauna aufgehebelt und anschließend mit dem erbeuteten Fahrzeugschlüssel einen neuen Mercedes vom Parkplatz gestohlen. In Benrather Hallenbad war es bereits der zweite Einbruch innerhalb weniger Wochen. Auch beim ersten Mal brachen zwei Unbekannte einen Spind auf, entwendeten Wertsachen und ein Auto vom Parkplatz, damals einen VW Golf.

Bereits Ende Juli wurden mehrere Fälle aus dem Monheimer Bad "Mona mare" bekannt. Auch dort wurden mehrere Spinde aufgebrochen und Pkw vom Parkplatz entwendet. Die Polizei rechnet damit, dass die Zahl dieser Fälle in den nächsten Wochen und Monaten noch stark ansteigen könnte.

Die Spindaufbrüche in den Schwimmbädern erinnern stark an das sogenannte "Homejacking". Dabei brechen die Kriminellen nachts in Wohnungen und Häuser ein, um die Fahrzeugschlüssel der vor der Haustür parkenden Autos zu stehlen. Eine Masche, die dem Landeskriminalamt (LKA) seit Jahren bekannt ist.

Eine Ermittlungskommission der Duisburger Polizei konnte erst vor wenigen Tagen eine fünfköpfige "Homejacking"-Bande festnehmen, die in den vergangenen Monaten im Ruhrgebiet und im Rheinland vor allem Autos der Marken Audi, BMW, Mercedes und Porsche gestohlen hatte. Die festgenommenen Männer stammen alle aus Südosteuropa.
Wie viele Autos sie gestohlen haben, steht noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft vermutet jedoch, dass die Bande für eine Vielzahl von Autoaufbrüchen verantwortlich sein könnte. Ob sie auch was mit den Einbrüchen in die Schwimmbäder zu tun hat, können die Ermittler nicht ausschließen.

"Viele solcher Banden operieren in NRW", erklärt ein Kriminalhauptkommissar. Trotz des Fahndungserfolgs der Duisburger Ermittler bekommt die Polizei in NRW die professionellen Einbrecherbanden nicht in den Griff. Im ersten Halbjahr 2013 haben die Einbrüche weiter zugenommen. Seit 2010 ist die Zahl sogar um über 30 Prozent auf 54 167 Fälle gestiegen. Die Aufklärungsquote liegt landesweit bei nur 13,8 Prozent.

Die Hallenbäder sind in der Regel machtlos gegen die Diebesbanden. Im Schwimmbad in Benrath sind die Wertschutzfächer im Eingangsbereich angebracht. Obwohl dieser Bereich von Kameras überwacht wird, brachen die Täter bereits zweimal ein. Der Betriebsleiter des Schwimmbades übergab das Überwachungsvideo der Polizei. Die Täter sind darauf gut zu erkennen. Dennoch fehlt von ihnen und dem gestohlenen Wagen bis heute jede Spur. Auch im Monheimer Bad hingen zur Tatzeit Kameras an der Decke — wenn auch nur Attrappen. Einige Schwimmbäder haben neben den normalen Spinden auch spezielle Wertschutzfächer. Ansonsten rät die Polizei, möglichst überhaupt keine Wertgegenstände wie teure Uhren und Portemonnaies mit zum Schwimmen zu nehmen.

(cwo)
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