Schule in Düsseldorf Fliedner-Gymnasium will sich erneuern

Düsseldorf-Kaiserswerth · Oberstufen-Lounge, verpflichtendes Schulticket, eigener Instagram-Account: Das Gymnasium in Kaiserwerth hat eine Zukunftswerkstatt ins Leben gerufen. Hier sollen Projekte ohne Scheuklappen entwickelt und umgesetzt werden.

 Das Theodor-Fliedner-Gymnasium an der Kalkumer Schlossallee zählt zu den beliebtesten Gymnasien in Düsseldorf.

Das Theodor-Fliedner-Gymnasium an der Kalkumer Schlossallee zählt zu den beliebtesten Gymnasien in Düsseldorf.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Stillstand ist immer schlecht, das gilt auch für eine Schule, erst recht für eine so große wie das Theodor-Fliedner-Gymnasium (TFG) in Kaiserswerth. Mit rund 1250 Schülern zählt es zu den größten evangelischen Schulen in Deutschland. Dass Schulleiter Christoph Deußen nun ausgerechnet in der wohl hoffentlich letzten Phase der Corona-Pandemie Lehrer, Eltern, Schüler und Vertreter der evangelischen Kirche zu einer Veranstaltung einlud, um die Weichen für die Zukunft zu stellen, ist schon außergewöhnlich. Es war der Auftakt der Zukunftswerkstatt am Theodor-Fliedner-Gymnasium. Es wurde laut gedacht, die Teilnehmer sammelten Ideen, stießen neue Projekte an.

Wie soll die Schule künftig aussehen? Was ist wirklich wichtig? Was muss neu entwickelt werden? Und auf was kann man verzichten? Das waren die zentralen Fragen, die Deußen stellte. Die Zukunftswerkstatt solle als große Chance für alle Beteiligten begriffen werden, das Schulleben aktiv mitzugestalten. „Dadurch wollen wir einen Prozess anstoßen, in dessen Verlauf an der Umsetzung der Vorschläge und Ideen gearbeitet wird“, erklärt er.

Im Vorfeld hatte ein kleines Vorbereitungsteam aus Eltern-, Schülervertretern und Lehrern acht Themenbereiche festgelegt, mit denen man sich in Gesprächsrunden befassen konnte: Orte/Räume/Atmosphäre, Lernstrukturen, Kommunikation, Schulseelsorge, Integration, Ökologie, globale Schule und Digitalisierung. Und es gab es auch die Möglichkeit, Kritik zu äußern, die in einer eigens bereitgestellten „Glasmeckervase“ gesammelt wurde. Über mehrere Stunden wurde sodann intensiv an der TFG-Zukunft „gebastelt“, ehe die einzelnen Gruppen der Zukunftswerkstatt Vorschläge und Anregungen in der Aula vortrugen.

So befassten sich die Teilnehmer mit einem Bereich des Hauptgebäudes: Hier gab es die kreative Überlegung, eine Oberstufen-Lounge zu schaffen, indem man eine der Terrassen überdacht. Gewünscht wurde eine Verbindung der My-TFG-App mit Moodle oder eine bessere Vorbereitung der Kinder auf digitale Anforderungen. Das Team „Kommunikation“ betonte die Bedeutung der direkten Gesprächsmöglichkeiten und erinnerte daran, wie wichtig dafür Klassenfahrten, Pausen und Ruhe im Schulalltag seien. Als sinnvoll wurde auch die Einrichtung einer Projektgruppe angesehen, die für die interne und externe Kommunikation verantwortlich sei. Angedacht wurde ebenfalls ein eigener TFG-Instagram-Account.

Die Gruppe „Schulseelsorge“ erörterte, wie man die Vielfalt an Gottesdiensten und Andachten sowie Beratungsangebote erweitern könne und plädierte dafür, einen „Raum der Stille“ zu schaffen. Zum Thema Integration kam die Anregung, ausländische und einheimische Schüler in Fächern wie Kunst oder Sport, die weniger fachspezifische Deutschkenntnisse voraussetzen, stärker zu mischen und zu gemeinsamen Projekten und Mahlzeiten einzuladen.

Sehr konkret wurde es bei Vorschlägen zur Nachhaltigkeit: Man solle dahin kommen, dass möglichst viele mit dem Rad oder ÖPNV zur Schule kommen – dafür brauche es unter anderem neue Fahrradständer und eventuell ein verpflichtendes Schulticket. Zudem müsse das ökologische Bewusstsein durch AGs und Lehrerfortbildungen weiterentwickelt werden.

 Schulleiter Christoph Deußen sieht die Zukunftswerkstatt als Chance, Schule aktiv mitzugestalten.

Schulleiter Christoph Deußen sieht die Zukunftswerkstatt als Chance, Schule aktiv mitzugestalten.

Foto: Uwe Strege.

Als wichtig wurde darüber hinaus der Ausbau von Austausch-Programmen zum Beispiel mit Polen und Frankreich angesehen. Und warum nicht eine Weltethos-AG einrichten? Die Gruppe „Digitalisierung“ sprach sich dafür aus, dass bis spätestens 2024 in der Breite geeignete Hard- und Software sowie ein Konzept zu deren Einsatz zur Verfügung stehen müsse. Ob Moodle dauerhaft die richtige Plattform sei, darüber gab es unterschiedliche Ansichten.

Schulleiter Christoph Deußen zog am Ende eine überaus positive Bilanz: „Das Motto ,Alles geht!’ ist durch die vielen kreativen Vorschläge wirklich gut umgesetzt worden.“ Erkennbar sei, dass es bei den Teilnehmern viele übereinstimmende Wünsche gebe. Die ausgewerteten Kritikpunkte aus der „Glasmeckervase“ hätten sich in den Vorschlägen widergespiegelt und seien so automatisch auf der To-Do-Liste gelandet. Eine Steuergruppe aus Eltern, Schülern und Lehrern wird sich nun mit der Umsetzung der Ideen befassen.

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