Finanzskandal in Krefeld Gutachter: Abrahams grob fahrlässig

Düsseldorf · Manfred Abrahams – früher Kämmerer in Krefeld, jetzt in Düsseldorf – bleibt wegen der Missstände in der Seidenstadt unter Druck: Eine Kölner Anwaltskanzlei wirft ihm schwere Pflichtverletzung vor. Die Experten sehen Anlass für ein Disziplinarverfahren und Schadenersatzforderungen.

 Kämmerer Manfred Abrahams bei seiner ersten Ratssitzung in Düsseldorf.

Kämmerer Manfred Abrahams bei seiner ersten Ratssitzung in Düsseldorf.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Manfred Abrahams — früher Kämmerer in Krefeld, jetzt in Düsseldorf — bleibt wegen der Missstände in der Seidenstadt unter Druck: Eine Kölner Anwaltskanzlei wirft ihm schwere Pflichtverletzung vor. Die Experten sehen Anlass für ein Disziplinarverfahren und Schadenersatzforderungen.

Wenige Tage nach seinem Amtsantritt am 1. Juni holten den neuen Düsseldorfer Kämmerer Ereignisse ein, die zu seiner Amtszeit als Kämmerer der Stadt Krefeld aktenkundig geworden waren. Vor allem eine Fehlbuchung von knapp 800.000 Euro an ein Unternehmen, das zur Zeit der Überweisung pleite war, verursachte heftigen Streit im Rat der Nachbarstadt. Denn das irrtümlich überwiesene Geld war unwiederbringlich verloren.

Im Rahmen weiterer Untersuchungen kam zudem heraus, dass Steuerakten zu spät oder gar nicht bearbeitet worden waren. Zuständiger Dezernent war damals Manfred Abrahams, der in diesem Jahr nach Düsseldorf wechselte. Er erklärte zu den Vorfällen, dass er nicht verantwortlich zu machen sei, weil er als Chef nicht die Chance hätte, alle Fehler in einer Abteilung mit mehreren Hundert Mitarbeitern rechtzeitig zu entdecken.

Die Anwaltskanzlei Lenz und Johlen in Köln sieht das anders. Nach einer Ratssitzung im Juli hatte es einen interfraktionellen Beschluss gegeben, externe Fachleute mit der Untersuchung der Lage zu beauftragen. Die Wahl fiel auf die Kölner Anwälte, die als Fachleute für Verwaltungsrecht gelten. Deren 46-seitiges Gutachten wurde jetzt in Krefeld abgeliefert und liegt der RP vor.

Das Fazit: Im Krefelder Rathaus gab es im Bereich Finanzen erhebliche Defizite bei der Organisation und Kontrolle. Namentlich werden verschiedene Sachbearbeiter und Abteilungsleiter genannt und aufgelistet, wo sie sich falsch verhalten haben. Einigen werden schwere Pflichtverletzung und grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen.

Unter ihnen: der damalige Kämmerer Abrahams. Er habe es vor allem versäumt, nach der Umstellung der kommunalen Finanzbuchhaltung vor über vier Jahren umgehend für entsprechende Kontrollmechanismen zu sorgen. Das sei erst zuletzt unter dem Eindruck der Pannen geschehen. Sowohl Abrahams wie auch einigen seiner Mitarbeitern sei grobe Fahrlässigkeit vorzuwerfen.

Wenn sich das bewahrheitet, dann kann gegen diese Frauen und Männer, also auch gegen Abrahams, nicht nur ein Disziplinarverfahren eröffnet, sondern auch in einem Zivilverfahren auf Schadensersatz geklagt werden. Die Anwälte aus Köln fordern die Stadt Krefeld regelrecht auf, das auch zu tun. Bei einem Beamten, der inzwischen in Ruhestand ist, empfehlen sie sogar die Kürzung seiner Ruhestandsbezüge.

Dass Abrahams nicht mehr in Diensten der Stadt Krefeld steht, sondern jetzt für Düsseldorf arbeitet, steht nach Ansicht der Fachleute einer Einleitung des Verfahrens nicht im Wege. Dem neuen Dienstherrn — also Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers — seien die entsprechenden Erkenntnisse zuzuleiten, und er habe dann zu entscheiden, ob er das Verfahren einleite. Nicht klar ist, ob Elbers das tun muss — oder ob es in seinem Ermessen liegt, dies anzustoßen.

Als aus politischen Kreisen Krefelds dieses Ansinnen schon einmal an ihn herangetragen worden war, lehnte er es ab. Er stehe hinter seinem Kämmerer, erklärte Elbers damals, und er vertraue ihm. Skeptischer reagierten damals nur die Sozialdemokraten, während sich Grüne und FDP ebenfalls hinter Abrahams stellten. Das jedoch ist jetzt fast zwei Monate her.

Manfred Abrahams ist zur Zeit auf der Expo in Shanghai und war am Montag nicht erreichbar.

(RP)
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