Wahl des Parteivorstandes Grüne ganz harmonisch

Düsseldorf · Anders als die SPD setzt die Ökopartei auf Kuschel- statt Konfrontationskurs: Monau Neubaur wird als Parteichefin bestätigt, Attac-Promi Sven Giegold als Europa-Kandidat beklatscht, und ein Ex-Genosse bekommt 100 Prozent.

 Mona Neubaur wurde mit 86,9 Prozent der Stimmen als Grünen-Kreissprecherin wiedergewählt.

Mona Neubaur wurde mit 86,9 Prozent der Stimmen als Grünen-Kreissprecherin wiedergewählt.

Foto: RP, Busskamp

In Zeiten, da sich die SPD bei innerparteilichen Streitereien zerreibt, üben sich die Grünen, die einstige Protestpartei, in basisdemokratischer Harmonie. So auch jetzt bei der Wahl des Parteivorstands: keine Kampfkandidatur, breite Mehrheit für die Spitze um Kreissprecherin Mona Neubaur, in einem Fall sogar 100 Prozent und als Dank für geleistete Arbeit Schokolade von Heinemann, ganz nach gängigen Klischees: Zartbitter für die Männer, Champagner-Sahne für die Frauen.

50 Mitglieder haben sich zur Jahreshauptversammlung im Nebenraum der Gaststätte Brauhauses am Dreieck eingefunden. Man trinkt Rotwein, Bier, naturtrüben Apfelsaft, löffelt Kartoffelsuppe. Mittendrin das prominenteste Mitglied der Düsseldorfer Ökopartei: Sven Giegold, bekannter Kopf des Bündnisses der Globalisierungsgegner Attac, tritt in der Landeshauptstadt für die Europawahl an, fühlt sich sichtlich wohl und dankt für die "friedliche Aufnahme": "Das kenne ich aus Attac-Kreisen so nicht." Die Düsseldorfer Grünen setzen eben lieber auf Kuschel- statt Konfrontationskurs. Die letzte atmosphärische Herausforderung war 2008 der Parteiaustritt des Ratherrn Gilbert Yimbou, der bei der Linken eintrat und ihr damit im Stadtrat zu Fraktionsstatus verhalf. Daran erinnert Neubaur in ihrem Rechenschaftsbericht, und natürlich an den OB-Wahlkampf, an dessen Ende eine Niederlage für die rot-grüne Kandidatin Karin Kortmann stand.

Drei Wahlkämpfe

Dieses Jahr soll das anders werden, gleich drei Wahlkämpfe stehen an: Europa, Kommune und Bundestag. 60 000 Euro haben die Grünen dafür im Budget, hoffen noch auf Spenden und eine Zwischenfinanzierung durch den Landesverband. Giegold will für die Europawahl die Finanzkrise thematisieren, fordert höhere Steuern von Kapitaleinkommen, ein gerechteres Bildungssystem und bekommt langen, freundlichen Applaus. Dafür hilft er anschließend bei der Auszählung der Stimmen mit. Neubaur wird mit 86,9 Prozent wiedergewählt und bleibt alleinige Vorsitzende. Für den Männerposten der für Grünen üblichen Doppelspitze hat es diesmal keinen geeigneten Interessenten gegeben.

Das könnte beim nächsten Mal anders sein: Denn Michael-Holger Arndt, erst seit November Mitglied bei den Grünen, bekommt als Beisitzer auf Anhieb 100 Prozent der Stimmen. Elf Jahre hatte der 37-Jährige ein SPD-Parteibuch, im Oktober hat er es zurückgegeben: "In der SPD geht es nur noch um Macht, und darum, wer nach 20 Jahren Plakatekleben einen Posten bekommt." Das war dem Rechtsanwalt zu wenig. Bei den Grünen sei das Engagement stärker, "und das Miteinander viel bunter".

(RP)
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