Analyse Grüne brauchen ein Großstadt-Ergebnis

Düsseldorf · Die Ökopartei hat ihre Listenkandidaten für die Kommunalwahl nominiert. Vor allem mit bekannten Gesichtern versucht sie, in Düsseldorf Werte zu erreichen, die in anderen Städten schon üblich sind – und erstmals ein Direktmandat zu holen.

 Norbert Czerwinski, Miriam Koch und Angela Hebeler (von links) führen die Grünen in den Kommunalwahlkampf.

Norbert Czerwinski, Miriam Koch und Angela Hebeler (von links) führen die Grünen in den Kommunalwahlkampf.

Foto: Andreas Endermann

Die Ökopartei hat ihre Listenkandidaten für die Kommunalwahl nominiert. Vor allem mit bekannten Gesichtern versucht sie, in Düsseldorf Werte zu erreichen, die in anderen Städten schon üblich sind — und erstmals ein Direktmandat zu holen.

Das Führungsduo Die markanteste Veränderung bei den Grünen findet sich gleich am Anfang der Reserveliste. Angela Hebeler steht dort und wird demnach aller Voraussicht nach als neue Fraktionssprecherin kandidieren. Sie holte 74 Prozent der Stimmen — ein doppeltes Signal: In der Partei sind Hebelers strategische Stärken aus der Fraktionsarbeit nicht flächendeckend bekannt, und sie ist nicht so gewinnend wie ihr wahrscheinlicher Kollege als Fraktionssprecher: Norbert Czerwinski wurde mit 87 Prozent auf Listenplatz zwei gewählt.

Der Nachwuchs Die ersten acht Plätze der Reserveliste sind mit bekannten Vertretern der Partei besetzt. Dahinter folgt das erste frische Gesicht: Paula Elsholz, die sich in der Jugendpolitik engagiert und über Umweltgeschichte promoviert, hat trotz Gegenkandidatur 62,9 Prozent der Stimmen geholt und gilt nun als Hoffnungsträgerin. Als Neunte der Liste dürfte sie sicher im Stadtrat sein. Die Chancen für die zweite Hoffnungsträgerin stehen schlechter. Pegah Edalatian-Schahriari, die sich in der Flüchtlingspolitik profiliert hat, steht auf Listenplatz 15.

OB-Kandidatur Unabhängig von ihrem eigenen Ergebnis beschert eine eigene OB-Kandidatin der Partei einen Vorteil. Ihre Positionen werden durch Miriam Koch stärker und als eigenständig wahrgenommen. Die beflügelnde Wirkung war auch beim Parteitag spürbar.

Direktmandat Dietmar Wolf hat bei der Kommunalwahl 2009 in Friedrichstadt das erste Direktmandat der Grünen in Düsseldorf knapp verpasst. Der populäre Bezirkspolitiker kandidiert wieder, aber unter anderen Vorzeichen: Der Konkurrent SPD steht besser da als vor fünf Jahren, für die CDU tritt in Friedrichstadt Angela Erwin an, die Tochter des verstorbenen OB.

Koalitionen Die Spekulationen über eine mögliche schwarz-grüne Koalition (sollten weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grün eine Mehrheit erhalten) waren eng verbunden mit Fraktionssprecherin Iris Bellstedt, die sich sehr gut mit OB Dirk Elbers versteht. Dass Bellstedt aus beruflichen Gründen politisch kürzer tritt, verringert die Chancen auf diese Koalition, die Protagonisten der Grünen gelten aber als so "gestaltungswillig" und gut vernetzt, dass Schwarz-Grün bei entsprechendem Wahlergebnis möglich bleibt.

Wahlergebnis Kreisparteichefin Mona Neubaur hat ein vieldeutiges Ziel ausgegeben: "Wir wollen unser Ergebnis von 2009 verteidigen." Vor fünf Jahren holten die Grünen 14,6 Prozent, im Stadtrat sitzen 14 Grüne. Gemessen an anderen Groß- und Universitätsstädten müsste die Partei ein Ergebnis über 15 Prozent anvisieren. Dafür muss sie Ideen entwickeln, wie sie auch in den ländlich strukturierteren und den sozial schwächeren Stadtteilen punktet.

Nähere Zukunft Am 15. März wollen die Grünen ihr Wahlprogramm verabschieden.

(RP)
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