Düsseldorf Grey wächst und verliert Kunden Allianz

Düsseldorf · Nach Jahren der Krise ist die Werbeagentur Grey auf einem Erholungskurs. Agenturchef Dickjan Poppema und sein Team konnten 27 Neukunden gewinnen. Den Großkunden Allianz konnte er nicht halten.

 Dickjan Poppema, Chef der Werbeagentur Grey. Als Neukunden konnte sein Unternehmen Volvo, ThyssenKrupp und Sixt gewinnen.

Dickjan Poppema, Chef der Werbeagentur Grey. Als Neukunden konnte sein Unternehmen Volvo, ThyssenKrupp und Sixt gewinnen.

Foto: Andreas Bretz

Die Düsseldorfer Werbeagentur Grey nimmt langsam wieder Fahrt auf. Zu seiner ersten Jahrespressekonferenz hatte Grey-Chef Dickjan Poppema vor einem Jahr noch in den Keller der Agentur eingeladen. Diesmal wurden die Journalisten im Erdgeschoss empfangen. Ein Signal dafür, wo Grey nach krisenhaften Jahren und Personalabbau heute steht. "Lieber hätte ich Sie in der ersten Etage empfangen, aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen", sagte Poppema.

Der Umsatz sei um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen, teilte Poppema mit. Unklar ist allerdings, auf welcher Basis. Denn Grey gehört zum weltweiten Werbenetzwerk WPP Group, das unterhalb der Konzernebene keine konkreten Zahlen offenlegt. Medienberichten der vergangenen Wochen zufolge liegt der Umsatz von Grey in Deutschland bei ungefähr 35 Millionen Euro. Der Gewinn ist in Deutschland dagegen geschrumpft. Ursachen sind laut Poppema unter anderem hohe Kosten für die Teilnahme an großen Pitches (Ausschreibungen) und die Kosten für den Umzug des Schwesterunternehmens Grey Healthcare von Köln nach Düsseldorf.

Schwer hat Grey an dem Verlust eines Großkunden zu knapsen. Die Allianz hatte nach Jahren der Zusammenarbeit im September verkündet, künftig mit der Agentur Ogilvy & Mather zusammenarbeiten zu wollen. Die Versicherung war einer der größten Kunden von Grey. "Noch mussten wir aber deshalb niemanden entlassen", sagte Poppema. Dennoch ist die Fluktuation der Mitarbeiter von 10 auf 15 Prozent gestiegen. Zwölf Mitarbeiter weniger als 2013 hat das 360 Mann starke Unternehmen heute.

Wettmachen kann Grey den Allianz-Verlust teilweise durch insgesamt 27 Neukunden, darunter umsatzstarke Schwergewichte wie der Pharmakonzern Novartis (Fenistil, Nicotinel), Volvo, Fendt, Sixt, ThyssenKrupp oder Coca-Cola und Panasonic. Ob das reicht, um Allianz aufzufangen, ist ungewiss. Weil der Versicherer erst Ende September kündigte, schlägt der verlorene Auftrag erst 2015 voll zu Buche.

Poppema aber zeigt sich weiter zuversichtlich. So deutet er an, die Deutsche Bank als Kunden gewinnen zu wollen. Auch will er den Düsseldorfer Energiekonzern Eon bei seinem Ausstieg aus der konventionellen Energieerzeugung begleiten.

Poppema treibt die Integration des digitalen Geschäfts voran. So sorgte Grey digital für Aufsehen, als erstmals beim Internet-Telefondienst Skype Werbung für die Lufthansa-Tochter Germanwings eingeblendet wurde - mit zugeschnittenen Angeboten für die Telefonierenden. Digital wird erkannt, wo beide Gesprächspartner sich aufhalten. Dann gibt es ein Flug-Angebot zum jeweils anderen.

(RP)
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