Bestattungskultur Der Trend geht zur schlichten Bestattung

Düsseldorf · Das Grab soll zwar nicht allzu groß und aufwändig sein, aber die völlige Anonymität unter einer Rasendecke will man dann doch nicht, sagen die Friedhofsgärtner.

 Die Friedhofsgärtner Alfred Luchten (r. ), Markus Mogendorf (Vorstandsmitglied der Friedhofsgärtner Düsseldorfs) und Peter Holz (M.) auf dem Memoriamfeld des Süd-Friedhofs. Die Gärtner haben das Feld mitgestaltet.

Die Friedhofsgärtner Alfred Luchten (r. ), Markus Mogendorf (Vorstandsmitglied der Friedhofsgärtner Düsseldorfs) und Peter Holz (M.) auf dem Memoriamfeld des Süd-Friedhofs. Die Gärtner haben das Feld mitgestaltet.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Der Wandel in unserer Bestattungskultur geht weiter. Darin sind sich alle einig, die mit diesem uns alle betreffenden Thema zu tun haben – also Friedhofsgärtner, Bestatter und Friedhofsverwaltungen.

Markus Mogendorf von der Genossenschaft der Düsseldorfer Friedhofsgärtner bringt es auf den Punkt: „Bei manchen registrieren wir eine regelrechte Entsorgungsmentalität. Verstorbene sollen schnell und preiswert unter die Erde.“ Das gilt jedoch nicht nur für Angehörigen. Nicht selten sind die Menschen der Ansicht, es sei besser, den Verwandten nach dem Tod nicht zur Last zu fallen und regeln ihre Bestattung entsprechend. Das Ziel: Wenig Aufwand, geringer Preis.

Auf der anderen Seite registriert die Branche aber auch einen nach wie vor vorhandenen Hang zu einer gewissen Individualität. Das heißt: Das Grab soll nicht allzu groß und aufwändig sein, aber die völlig Anonymität unter einer Rasendecke will man dann doch nicht. Zumal sich bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass ein Grab, das man besuchen kann, für die Hinterbliebenen wichtig ist. Der Düsseldorfer Bestatter Claus Frankenheim weiß aus Erfahrung: „Man braucht einen Ort zum Trauern.“

Den Trend hin zur schlichteren Bestattung beobachtet er seit Jahren. Nicht zuletzt deshalb bietet er ein Columbarium an – in-door-Gräber, sozusagen, ähnlich den Anlagen in südlichen Ländern: In kleinen Fächern stehen die Urnen, davor ist Platz für Blumen oder Fotos. Die Besucher können ihrer Toten gedenken, ohne dabei dem Wetter ausgesetzt zu sein. Und sie fühlen sich sicher.

Die Düsseldorfer Friedhofsgärtner haben den Trend ebenfalls aufgegriffen und wie in vielen deutschen Städten passende Angebote geschaffen. Auf dem Süd-Friedhof beispielsweise wurde ein Memoriam-Garten angelegt, der im Grunde wie ein großes Grab aussieht, aber individuell beschriftete Steine hat. Die Betreuung dieses Gartens wird in einem Dauerpflege-Vertrag geregelt, kein Hinterbliebener muss sich kümmern. Der Vorteil: ein Stück Individualität, aber deutlich geringere Kosten als bei einem Einzelgrab.

Ähnlich konzipiert sind die Urnen-Gemeinschaftsgräber. Mogendorf: „Im Prinzip sind sie angelegt wie Familiengräber – mehrere Verstorbene werden beieinander bestattet. Nur dass sie eben nicht einer Familie angehören, sondern sich zu Lebzeiten nicht gekannt haben.“

Es gebe solche Gräber für zehn, 20 oder mehr Urnen. Sie sind so gestaltet, dass man Kerzen oder Blumen ablegen kann, die Namen der Toten werden auf Grabsteinen vermerkt. „Man könnte es auch Grab-WG nennen,“ sagt der Friedhofsgärtner. Der Preis für ein solches Gemeinschaftsgrab ist noch einmal niedriger als beim Memoriam-Garten, denn der Aufwand für die Pflege ist geringer und wird über 20 Jahre von einem Fachbetrieb übernommen. Angehörige sind frei von regelmäßigen Verpflichtungen.

Ähnlich sieht es bei den Baumgräbern aus. Seit langem wird auf dem Waldfriedhof im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim die Baumbestattung angeboten. Es gibt Familienbäume und Gemeinschaftsbäume, auf Wunsch können die Namen vermerkt werden – für immer mehr Menschen ist das der perfekte Ort zum Trauern.

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