Kolumne Auf Ein Wort Gott in der Gemeinschaft erfahren

Düsseldorf · Papst Johannes Paul II. hat bei vielen Weltjugendtagen den Jugendlichen zugerufen: "Ihr seid die Zukunft der Kirche, baut mit an einer Zivilisation der Liebe und der Gerechtigkeit." Klar, die jungen Menschen werden die sein, die in Zukunft das Gesicht der Kirche prägen, aber wo sind sie heute? Gleich nach der Firmung sind die meisten nicht mehr sichtbar im gemeindlichen Leben.

 Pfarrer Norbert Fink blickt auf die Zukunft der Kirche.

Pfarrer Norbert Fink blickt auf die Zukunft der Kirche.

Foto: HJBA

Offensichtlich kann die Mehrheit der jungen Christen mit der uns so vertrauten Wirklichkeit der Ortsgemeinden und der Sonntagsmesse als zentraler Feier nur sehr wenig anfangen. Der Kirchgang ist beliebig bis bedeutungslos geworden. Wie kann das sein? Woran liegt es? Das liegt nicht unbedingt zuerst an der Gestaltung der Sonntagsmesse, sondern eher an der besonderen Glaubenssituation junger Menschen. Sie sind in der Regel suchende Getaufte, die noch keine oder nur sehr wenig Erfahrungen mit Gott gemacht haben und denen eine persönliche Beziehung zu Gott fehlt. So sind die meisten erst werdende Christen. Die Jugendlichen, die nicht mehr durch gewachsene Traditionen geprägt sind, leben diesen Status unbefangen aus.

Und hier sind wir an einem wichtigen Punkt angelangt: Unsere Ortsgemeinden setzen weiterhin das gewachsene und geprägte Christ-Sein voraus, in das Kinder und Jugendliche nur noch hineinsozialisiert werden müssen. Doch diese Sozialisation funktioniert so nicht mehr. Viele Gruppierungen in den Gemeinden sind überaltert, die Jugendgruppen zu wenig offen für Suchende und damit oftmals auch nicht attraktiv genug für Außenstehende.

Menschen suchen aber nach einer lebendigen Erfahrung von Kirche als Gemeinschaft, wie sie bei den Weltjugendtagen gegeben ist. Dort, wo Gott in der Gemeinschaft erfahrbar wird und also Kirche da ist, wird sie immer Menschen, die auf der Suche sind, binden können. Die Kirche der Zukunft braucht also überzeugte Gläubige, die aus einer lebendigen Beziehung zu Gott ihr Christ-Sein leben und bezeugen. Sie braucht Kreativität und Geduld, damit junge Menschen Zugang zum Geheimnis Gottes finden können. Und nicht nur junge Menschen! Alles im Leben ist "Beziehung" und deshalb ist "Beziehung" auch alles im Glauben!

Pfarrer Norbert Fink, Stadt-und Kreisjugendseelsorger Düsseldorf, Rhein-Kreis Neuss und Mettmann.

(RP)
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