Brief der Landtagspräsidentin Gödecke kritisiert Geisels geplante Hochhäuser

Düsseldorf · Sie sind Parteifreunde und mögen sich. Bei einem Thema gehen die Meinungen von Landtagspräsidentin Gödecke und OB Geisel (beide SPD) aber komplett auseinander: bei den geplanten Wohnhochhäusern neben dem Rheinturm.

 "Die Bebauung wird das Parlamentsgebäude förmlich in den Schatten stellen", schreibt Landtagspräsidentin Carina Gödecke an OB Thomas Geisel.

"Die Bebauung wird das Parlamentsgebäude förmlich in den Schatten stellen", schreibt Landtagspräsidentin Carina Gödecke an OB Thomas Geisel.

Foto: Anne Orthen

Die sollen auf einem Grundstück entstehen, das zurzeit als Parkplatz genutzt wird und - wie auch der Rheinturm - im Besitz der städtischen Tochter IDR ist. Die Stadt will dort Planungsrecht für zwei bis zu 19 Etagen hohe Wohnhäuser schaffen, auf einer Immobilienmesse hatte Thomas Geisel dazu bereits Ideen des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven präsentiert, derzeit läuft ein Bieterverfahren, das die IDR gestartet hat.

All das empört Carina Gödecke. Denn die Hochhäuser würden auf einem Areal entstehen, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landtag befindet, dessen Interessen Gödecke als Präsidentin vertritt. Und die macht sie in einem vor Kurzem an Geisel versendeten Brief, der unserer Redaktion vorliegt, unmissverständlich klar. Gödecke kritisiert darin nicht nur das Vorgehen - sie sei vom Stadtplanungsamt offiziell um Stellungnahme gebeten worden, obwohl wenig später das Bieterverfahren gestartet worden sei. Sie spricht sich aber vor allem "entschieden" und "mit aller Entschlossenheit" gegen die geplante Bebauung aus, habe das gesamte Präsidium des Landtags darüber informiert.

Gödecke betont vor allem, dass das Parlamentsgebäude mit dem Rheinturm und dem WDR-Haus Teil eines städtebaulichen Ensembles und bewusst in den Bürgerpark eingebettet sei. Dies sei auch als Ausdruck eines modernen Parlamentsverständnisses zu sehen. Der Landtag stehe für Bürgernähe, solle unverwechselbar sein in seiner Gestalt und seiner ihn umgebenden Lage. "Es liegt auf der Hand, dass eine um mehr als das Doppelte überragende Bebauung das Parlamentsgebäude förmlich in den Schatten stellen wird", schreibt Gödecke. Das werde die komplette Umgebung verändern und prägen.

Dies dürfe nicht das städtebauliche Verständnis der Landeshauptstadt gegenüber dem Parlament samt Gebäude sein. Die langfristigen negativen Auswirkungen seien nicht zu unterschätzen, "insbesondere, wenn sie Teil eines finanzpolitischen Abwägungsprozesses" sein sollten. Auch sei die verkehrliche Situation bei den Plänen völlig ungeklärt, bereits jetzt käme es immer wieder zu Engpässen. Auf "sicherheitsrelevante Fragen" werde sie in ihrer Stellungnahme gegenüber dem Stadtplanungsamt eingehen.

Geisel war beim OB-Dialog in Bilk auf Gödeckes Kritik eingegangen, betonte, dass nicht das geplante, sondern das RWI-Gebäude den Landtag erdrücke. Von den Düsseldorfer Landtagsabgeordneten habe er bisher keine Kritik gehört.

(dr)
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