Logistik in Düsseldorf Ideen für die City-Logistik der Zukunft

Düsseldorf · Im Innenstadtbereich liefert der Paketdienstleister mit e-Bikes und elektrischen Transportern aus. Das soll Emissionen einsparen – und die Fahrer sind in den vollen Straßen im Zentrum damit genauso schnell unterwegs.

 Dieser Kurierfahrer ist täglich mit dem Lastenfahrrad in der Innenstadt unterwegs.

Dieser Kurierfahrer ist täglich mit dem Lastenfahrrad in der Innenstadt unterwegs.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die wachsende Zahl von Paket-Lieferungen belastet den Verkehr in den Innenstädten. Kunden lassen sich Schuhe und Bücher, Lippenstifte und Hundefutter bis zur Haustür bringen – die Pakete kommen oft in großen Lieferwagen, die regelmäßig (und nicht selten gezwungenermaßen) in der zweiten Reihe stehen und die Straße verstopfen; von den Emissionen mal ganz abgesehen. Gleichzeitig leiden auch die Logistiker selbst unter der schwierigen Verkehrssituation: Die Fahrer stehen oft im Stau und verlieren wertvolle Zeit. Das Unternehmen GLS will nun in Düsseldorf zeigen, dass es auch anders geht – und stellt hier schrittweise auf emissionsfreie Zustellung um. Im ersten Schritt wurden dazu zwei elektrische Transporter (e-Crafter) und zwei e-Bikes eingesetzt, die Zahl der Transporter wächst damit auf acht.

Rein wirtschaftlich hätte es durchaus weitergehen können wie bisher, sagt der Region Manager West von GLS Germany, Gero Liebig. Die Diesel-Fahrzeuge sind zuverlässig, robust und schaffen lange Strecken am Stück. Elektro-Fahrzeuge dagegen haben nur begrenzte Reichweiten, verursachen aktuell hohe Anschaffungskosten, sind teils wartungsintensiv: „Aber wir leben alle in dieser Welt und müssen uns über das Thema Nachhaltigkeit Gedanken machen.“

Im Stadtgebiet Düsseldorf stellt der Dienstleister nach eigenen Angaben rund 6000 Pakete am Tag zu; davon 1500 elektrisch und emissionsfrei. Zwei Drittel von ihnen werden mit den e-Craftern direkt aus dem Depot in Neuss an ihre Bestimmungsorte geliefert – die Reichweite von rund 100 Kilometern reicht für diese Tour aus. Die restlichen Pakete werden zunächst zum City-Depot gebracht, das sich das Unternehmen im Karstadt-Parkhaus an der Liesegangstraße eingerichtet hat – und von dort dann per e-Bike zu den Geschäfts- und Privatkunden im Umfeld. „Natürlich braucht man dazu unterschiedliche Typen von Zustellern“, sagt Liebig: Nicht jeder wolle mit so einem Lieferfahrrad unterwegs sein, andere dagegen besonders gern – und rund 120 Empfänger kann man damit an einem Tag beliefern. Das Liefergebiet geht vom Hofgarten am Rhein entlang bis zum Medienhafen, in Carlstadt, Altstadt und bis zum Hauptbahnhof. GLS hat dafür mit dem Transportunternehmen MDDG einen Subunternehmer gefunden, der vom nachhaltigen Konzept schnell zu überzeugen war. Gerade in der vollen Innenstadt, heißt es dort, seien die e-Bikes perfekt – nach Eller oder Benrath liefert man eben weiter konventionell.

Das Projekt wächst schnell. Damit die Transporter zum Aufladen nicht immer nach Neuss müssen, entsteht bald auch vor dem Parkhaus  eine Ladesäule für zwei Fahrzeuge, die auch öffentlich genutzt werden kann. Mittelfristig soll dann sogar der Shuttle zum City-Depot elektrisch werden: GLS testet demnächst erstmals einen 7,5 Tonner mit Elektroantrieb – sogar umweltspurtauglich. Ob und wann so ein Fahrzeug tatsächlich praxistauglich ist, muss sich allerdings noch zeigen.

Auch die e-Bikes werden weiterentwickelt: Aktuell muss zum Aufladen noch das ganze Fahrrad an die Dose, die neueren Modelle haben dagegen einen auswechselbaren Akku. Zudem ist bei diesen Rädern auch der komplette Container wechselbar – so dass man schon neue Pakete einladen kann, während der Fahrer noch unterwegs ist. Andere Fahrzeuge werden aktuell nicht in Düsseldorf, aber an anderen Standorten getestet: ein kompakter e-Scooter mit Ladefach vorne beispielsweise. In den engsten Gassen Mailands stellt ein GLS-Bote sogar auf Inlineskates Sendungen zu.

Im Depot in Neuss soll bald übrigens emissionsfreier Strom für die Fahrzeuge selbst gewonnen werden: Vorgesehen ist eine riesige Solaranlage auf dem Dach, die nach Möglichkeit noch 2020 fertig sein und den Bedarf am Standort sogar übererfüllen soll.

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